Der Bedarf an Kühlung und Kühlenergie wird in den nächsten Jahren deutlich steigen.
Während heute rund 30 Prozent aller Büroflächen in Österreich klimatisiert sind, werden es in Zukunft laut Experten mehr als 70 Prozent sein. In spätestens 20 Jahren soll auch hierzulande gleich viel Energie für das Kühlen wie für das Heizen von Gebäuden benötigt werden. Eine Möglichkeit, den Energieaufwand in Grenzen zu halten, bietet laut Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbands Gas Wärme, die Fernkälte. Denn dabei wird die Kälte nicht nur mit Strom, sondern großteils mit Wärme erzeugt. Und zwar mit jener Wärme, die als Abwärme von Müllverbrennungen oder Kraftwerken ohnehin vorhanden ist und gerade im Sommer ungenützt verpuffen würde. Vor allem in Ballungszentren spielt Fernkälte auch heute schon eine wichtige Rolle. 2010 ist der österreichische Fernkälteverbrauch von 25 auf 60 Gigawattstunden angewachsen. Das entspricht einer Steigerung um 140 Prozent innerhalb von zwölf Monaten. In Wien werden unter anderem das Allgemeine Krankenhaus, der Bürokomplex TownTown, die Universität für Bodenkultur oder das Bürogebäude Skyline mit Fernkälte gekühlt. In Linz zählen etwa das Brucknerhaus oder das Krankenhaus der Elisabethinen zu Fernkälte-Kunden. In St. Pölten ist derzeit die Versorgung des Landesklinikums mit Fernkälte in Planung. »Bis 2020 wird sich die Versorgung mit Fernkälte verdreifachen«, schätzt Mock, der sich vehement für Förderungen für den Ausbau des Fernkältenetzes einsetzt.
Gebäude werden zentral oder dezentral mit Fernkälte versorgt. Wärme aus der Müllverbrennung oder Abwärme von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen treibt eine Kältezentrale an, welche Kaltwasser mit einer Temperatur von sieben Grad erzeugt. Wenn ein Abnehmer von einer zentralen Kältezentrale aus versorgt wird, dann wird das Kühlwasser über das Fernkältenetz in jenes Gebäude transportiert, das gekühlt werden soll. Dort wird es in das lokale Klimasystem eingespeist. Das zurücklaufende Wasser wird in einem geschlossenen Kreislauf wieder abgekühlt. Wenn kein eigenes Fernkältenetz vorhanden ist, kann die Versorgung dezentral erfolgen. Dabei wird im Gebäude des Kunden eine Kältezentrale errichtet und über das Fernwärmenetz mit der Antriebsenergie versorgt.