In allen Bundesländern ist die Anzahl der neu errichteten Wohnungen stark rückläufig. Selbst der langjährige Musterschüler Wien musste sich jetzt dem Primat der Budgetkonsolidierung beugen und tiefe Einschnitte im Wohnbaubudget vornehmen. Damit hat sich auch die Bundeshauptstadt dem nationalen Trend gebeugt. 2010 sind die Wohnbaubewilligungen zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. Wurden im Jahr 2006 noch 47.400 neue Wohneinheiten in Österreich bewilligt, waren es laut Wifo im letzten Jahr 2010 nur noch 39.100 Einheiten. Das entspricht einem Rückgang von fast 18 Prozent in nur vier Jahren. 2011 wird mit einem weiteren Absinken um fast sechs Prozent auf rund 37.000 Einheiten gerechnet. Demgegenüber steht ein von Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen errechneter bundesweiter Bedarf an 50.000 Neubaueinheiten im Jahr. Nicht nur Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel sieht langfristig sogar den sozialen Frieden in Österreich in Gefahr. Denn durch dieses Ungleichgewicht droht eine empfindliche Verteuerung des Wohnens. Das würde wiederum einen Teufelskreis in Kraft setzen, der noch weniger Neubau zu Folge hätte. Immer mehr Mittel aus der Wohnbauförderung würden in Wohnbeihilfen fließen. In einigen Bundesländern wie etwa der Steiermark werden schon jetzt mehr als 50 Prozent alleine für die Subjektförderung aufgewendet. Dazu kommen noch Investitionen in die Sanierung und Aufwendungen für Bankverbindlichkeiten. Für den Neubau bleibt da nicht viel übrig.
Die Zukunft der Wohnbauförderung
Die Gründe für den dramatischen Rückgang im Wohnungsneubau sind zum einen global – die Wirtschaftskrise lässt grüßen –, zum anderen aber auch hausgemacht. Mit der Aufhebung der Zweckbindung der Wohnbauförderung im Zuge des Finanzausgleichs 2008 ist die Abwärtsspirale erst so richtig in Gang gekommen. Die neuen Freiheiten wurden von den Ländern auch leidlich genutzt. Schließlich gab es genug Löcher im Budget, die es zu stopfen galt. Mit dem »Fall Wiens« scheint nun der letzte Beweis gebracht, dass das System Wohnbauförderung ohne Zweckbindung nicht funktioniert. Die Bau-Sozialpartner werden auch nicht müde, die Wiedereinführung der Zweckbindung landauf, landab zu propagieren. Anfangs ein Kampf gegen Windmühlen, scheinen sich nun doch erste Erfolge einzustellen. Bei der mittlerweile schon zweimal durchgeführten Konferenz von Wohnbaulandesräten mit den Bausozialpartnern ist endlich ein Umdenken zu erkennen. Nach einer von den Wohnbaulandesräten unterzeichneten Resolution zur Wiedereinführung der Zweckbindung sollen dem Vernehmen nach auch immer mehr Finanzlandesräte und Landeshauptleute bereit sein, die Wohnbaugelder wieder ausschließlich dem Wohnbau zukommen zu lassen. Die Hoffnungen ruhen auf dem nächsten Finanzausgleich, aber der kommt erst 2015.
Alternativen gesucht
Wenn das Geld knapp ist, dann sind Alternativen gefragt. Um den Ausfall der Wohnbaufördermittel zu kompensieren, wurde etwa in Wien die »Wohnbauinitiative 2011« gestartet. Dabei nutzt die Stadt ihre hohe Bonität und nimmt am Finanzmarkt Geld auf, das sie zu den guten Konditionen an Konsortien bestehend aus Bauträgern und Finanzdienstleistern weitergibt. 500 Millionen Euro will die Stadt zur Verfügung stellen und damit Gesamtinvestitionen von 1,25 Milliarden auslösen und den Bau von 7.500 Wohnungen ermöglichen. Man kann aber auch versuchen, das vorhandene Geld so effektiv wie möglich einzusetzen. Dabei ist auch die Industrie in der Pflicht, und die scheint sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst zu sein. Die Baustoffindustrie liefert am laufenden Band neue Produkte und Lösungen, die Arbeitsabläufe effektiver machen und damit Zeit und Geld sparen. Das Bautechnikunternehmen Murexin hat eben ein neues System vorgestellt, dass das Verlegen von PVC-Belägen, Teppichen und Parkett in zwölf Stunden statt in mehreren Tagen ermöglicht, ohne dabei Abstriche bei der Qualität machen zu müssen. Wienerberger hat Ziegel entwickelt, die den Dämmstoff gleich mitliefern. Apropos Dämmstoffe: Statt mit Hightechmaterialen kann man auch mit Stroh dämmen. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch ökologischer. Eine weitere Möglichkeit, Bauzeiten und Baukosten niedrig zu halten, ist der Einsatz von vorgefertigten Bauteilen. Das funktioniert mittlerweile auch im mehrgeschoßigen Wohnbau ganz gut. Auch immer mehr IT-Schmieden kümmern sich speziell um die Anliegen der Bauwirtschaft und bringen Programme auf den Markt, die von der Planung über die Baustellenlogistik bis zum Betrieb jede Menge Geld sparen können. Im Folgenden finden Sie eine kleine Auswahl an aktuellen Innovationen, die den Wohnbau leistbar halten sollen.