25 Mitarbeiter werken in Unterkärnten an einer der ungewöhnlichsten Baustellen des Landes. Auf einer Gesamtfläche von 6,5 Hektar wird eine mittelalterliche Burg mit mittelalterlicher Technik und mittelalterlichen Arbeitsmethoden errichtet. Dabei wird Wert auf größtmögliche Authentizität gelegt. Als Wissensbasis dienen historische Text- und Bildquellen. Für Vorgänge, die nicht historisch belegbar sind, müssen eigene Methoden auf Basis jener Möglichkeiten entwickelt werden, die den Menschen des Mittelalters auch zur Verfügung standen.
Wie vor 800 Jahren sind Holz, Stein und Metall die wichtigsten Baustoffe. Alle Arbeiten werden von den Handwerkern und Handwerkerinnen händisch ausgeführt. Die benötigten Materialien werden mit Tragkörben getragen, bei schweren Lasten kommen Tragtiere wie Mulis und Pferde zum Einsatz. Auf technische Hilfsmittel und moderne Baustoffe wird im Kerngebiet des wissenschaftlichen Experiments gänzlich verzichtet. Kompromisse gibt es nur bei der Sicherheit der Arbeiter, Arbeitssicherheitsschuhe und Schutzbrillen sind auch hier eine Selbstverständlichkeit.
Die Errichtung der Burg ist in mehrere Bauabschnitte geteilt. In einem ersten Abschnitt wurde das Gelände gerodet, Wege angelegt und Baustelleneinrichtungen wie Zimmermannshütte oder Flechtwerkhütte geschaffen. Im zweiten Abschnitt soll bis 2016 ein sechsgeschoßiger Bergfried hochgezogen werden. Dafür werden 1.500 m³ oder 3.500 Tonnen Stein verarbeitet. Weiters geplant sind ein Wohngebäude, Ringmauern, Ecktürme, Burghof, Burgtore, Burggarten und eine Kapelle. Und weil man im Mittelalter von fixen Bauplänen noch relativ weit entfernt war, werden sich viele Details wie etwa die endgültige Größe der Burg erst im Verlauf des Bauvorhabens ergeben. Als Bauzeit sind mindestens 40 Jahre vorgesehen, in der 400 Jahre Baugeschichte, von der Romanik bis zur Spätgotik, nachvollzogen werden.
Das Projekt Burg Friesach wird mit Unterstützung von AMS, Land Kärnten und EU realisiert.
Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen über Techniken und Arbeitsmethoden einer längst vergangenen Zeit soll auch der Tourismus in der strukturschwachen Region angekurbelt werden. Ein ähnliches Projekt in Guedelon in Burgund hat sich zu einem echten Tourismusmagneten gemausert, wo Hobbyhistoriker einen authentischen mittelalterlichen Arbeitsalltag erleben können.
Weitere Infos zum Projekt: www.burg-friesach.at
>> Der Burgbau:
> Bauherr: Stadtgemeinde Friesach
> Geschäftsführer: Hans Steiner
> Mitarbeiter: 25
> Gesamtfläche: 6,5 Hektar
> Authentische Zone: 1,5 Hektar
> Baufläche Burganlage: 4000m²
> Baubeginn: 2009
> Frühestes Bauende: 2049