2009 musste die Zementindustrie massive Einbußen hinnehmen. Umsatz und Produktion sind dramatisch eingebrochen. Jetzt geht es um die Zukunft: Viel Geld wird in die Erforschung umweltfreundlicherer Herstellungsmethoden investiert. Und das Image des Baustoffes Beton soll über Wettbewerbe verbessert werden.
Das Krisenjahr 2009 hat auch der österreichischen Zementindustrie stark zugesetzt. Einbrüche im Wohnungs- und Projektbau haben zu einem Produktionsrückgang von 16 Prozent geführt. Statt 5,3 Millionen Tonnen wurden nur noch 4,6 Millionen Tonnen produziert Auch die öffentliche Hand hat laut Vereinigung der österreichischen Zementindustrie ihren Teil zur Misere beigetragen. »Die mangelnden Impulse im Bereich der Infrastruktur waren mitverantwortlich für einen zweistelligen Umsatzrückgang von 457 Millionen Euro auf 412 Millionen Euro«, heißt es vonseiten der VÖZ. Mit einem Ende der Talfahrt wird frühestens im nächsten Jahr gerechnet. Das laufende Jahr wird laut VÖZ-Vorstand Rudolf Zrost voraussichtlich mit einem Produktionsrückgang von zehn Prozent zu Ende gehen. Damit wird das Produktionsniveau Ende 2010 um ein Viertel unter dem von 2007 liegen. Um die Abwärtsspirale zu beenden und für die »gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Landes«, fordert die Zementindustrie von der Politik die Bereitstellung einer funktionstüchtigen Infrastruktur von Straße, Schiene, Wasserwegen, Telekommunikation sowie Energie.
Investitionen in F&E
Während die Zementproduktion in den letzten beiden Jahren kontinuierlich gesunken ist, haben die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung ordentlich zugelegt. Fast 16 Millionen Euro wurden im Vorjahr in Umweltschutzanlagen investiert, das sind um rund 320 Prozent mehr als 2008. Damit fließt fast jeder zweite Euro, der in Produktionsanlagen investiert wird, in die Erforschung der Katalysatortechnologie für Zementwerke. Die Pilotanlagen in Kirchdorf und Wopfing erzielen in Teilbereichen schöne Erfolge, die nach wie vor auftretenden Aktivitätsverluste der Katalysatorenelemente müssen aber noch gelöst werden.
Auch in die Erforschung neuer Herstellungsmethoden wird weiter investiert. Dabei richtet sich der Fokus nach wie vor auf neue Zusammensetzungen, die bei der Produktion weniger CO2 verursachen. Ziel ist, die Zusammensetzung des Mehlkorns zu verändern, um Verarbeitbarkeit, Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Betons positiv zu beeinflussen. »Durch eine gezielte Auswahl des Mehlkorns kann die sogenannte Packungsdichte erhöht und der verbleibende Hohlraum verringert werden«, erklärt VÖZ-Geschäftsführer Felix Friembichler. Die ersten Laborergebnisse würden bereits zeigen, dass bis zu 15 Prozent des Klinkers durch kernoptimierte Feinteile ersetzt werden können, ohne die maßgeblichen Eigenschaften des Betons zu verschlechtern.
Ebenfalls in die Kategorie F&E fällt die für Juni geplante Präsentation einer groß angelegten Studie zum Thema Energieeffizienz und Energieeinsparung in der Zementproduktion. Zentraler Tenor der Studie: Die heimischen Werke arbeiten bereits am obersten Level, wirtschaftlich vertretbare Maßnahmen zur Nachbesserung gibt es nur in wenigen Bereichen.
Preisregen
Die VÖZ sieht sich natürlich auch als Lobbyingorganisation in Sachen Beton. Und da gilt es vor allem, das Image des als kalt, hart und schwer abgestempelten Baustoffs zu heben. Dabei setzt die VÖZ auf eine breite Öffentlichkeitsarbeit und mehrere Wettbewerbe. Mit dem Innovationspreis »Energiespeicher Beton« soll der Baustoff als Wärme- und Kältespeicher weiter gepusht werden. Der Preis soll »Good Practice«-Beispiele vor den Vorhang bitten und so den aktuellen Stand der Technik dokumentieren und der nötige Forschungs- und Ausbildungsbedarf ermittelt werden. Dazu werden auch in Zukunft wieder die Wettbewerbe »Concrete Student Trophy« und »beton kreativ« durchgeführt. r