Als Kind hat Christine Pesendorfer auf der Baustelle beim Hausbau mit Restschalungen Burgen gebaut, beruflich ist sie bei Swietelsky mit Asphalt groß geworden. Heute organisiert sie den reibungslosen Betrieb der Prüfstelle.
Der Stellenwert von Prüfstellen im Bauwesen wird für Christine Pesendorfer immer wichtiger. »Als ich vor 16 Jahren bei Swietelsky angefangen habe, hat es noch geheißen, dass Prüfstellen einfach nur teuer sind. Mittlerweile ist es ein Umkehrwert. Denn wir stehen für Qualitätssicherung, die immer komplexer wird. Es gilt, die Bauproduktenverordnung und eine Vielzahl an gesetzlichen Anforderungen einzuhalten. Dafür ist die Prüfstelle der wichtigste Anlaufpunkt«, stellt die Niederösterreicherin klar und nennt einige Aufgabenfelder des mittlerweile ausgegliederten Tochterunternehmens: Betreuung von Asphaltmischanlagen, Kies- und Splittwerken im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle, grundlegende Charakterisierung von Aushubmaterialien im Rahmen der Deponieverordnung.
Derzeit liegt der Schwerpunkt bei der Erhöhung von Recyclingmaterialien im Asphaltbau sowie dem Einsatz von alternativen Bindemitteln. Die Prüfstelle Contela dient auch zur Innovationsförderung. »Wir testen die Leistungsfähigkeit von Materialien und neuen Baustoffen. Im Zuge der Nachhaltigkeit wird das immer präsenter und wichtiger.«
Interesse für Technik und Handwerk
»Als meine Eltern ihr Haus bauten war ich als Kind gerne auf dem Sandhaufen und habe aus Restschalungen Burgen gebaut. Vielleicht hat mich das ein bisschen geprägt«, schmunzelt Pesendorfer. Nach der Hauptschule wollte sie zuerst Tischlerin werden. Vom nötigen Besuch eines Polytechnikums hielt ihre Mutter sie ab, HASCH und HAK interessierten sie nicht. »Mein Klassenvorstand hat damals einen Flyer für die HTL Mödling ausgehängt, wodurch ich auf die Holztechnik aufmerksam wurde.«
Nach der HTL folgte das Studium Bauingenieurwesen an der TU Wien. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit Messverfahren im Bereich Bitumen und Asphalt. Den Weg zu Swietelsky ebnete dann ihr damaliger Professor, der den Leiter der Prüfstelle kannte und sie über eine offene Stelle informierte. »Ausschlaggebend war schließlich mein Hobby Klettern, in Linz war die größte Kletterhalle und Traun ist nicht weit entfernt«, lacht Pesendorfer, die sich auch für Wandern, Skitourengehen und Laufen begeistert, »manchmal auch nur für Faulenzen.« Begonnen hat Pesendorfer bei Swietelsky als Sachbearbeiterin, anschließend war sie Abteilungsleiterin für Asphaltprüfungen und Qualitätsmanagerin, seit zwei Jahren leitet sie die Prüfstelle. »Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut. Ich sitze für Swietelsky auch in Normungsgremien.«
Abkehr von Rollenklischees
Selbstbewusstsein ist für Christine Pesendorfer, Mutter einer achtjährigen Tochter, entscheidend für den technischen Weg. »Das Wichtigste ist, sich zu trauen und an sich zu glauben. Wird Kompetenz erkannt, ist man sehr schnell auf gleicher Augenhöhe.« So erklärt sie auch ihren Werdegang. »Die Leitungsposition in der Prüfstelle hat sich vor zwei Jahren ergeben, als meine Tochter mit der Schule begann. Ich habe damals gesagt, 39 Stunden gehen mit Kind nicht, ich kann mir aber 35 Stunden vorstellen. Der Vorstand hat das akzeptiert, weil sie gesehen haben, ich kann etwas.« Unterstützung erhält Pesendorfer vor allem durch ihren Ehemann. »Ohne ihn wäre eine Karriereleiter mit Kind nicht machbar. Er hat sich bereit erklärt, nicht Vollzeit zu arbeiten«, betont sie zufrieden.