Montag, Dezember 23, 2024
Das war das VÖZ-Kolloquium 2024
Podiumsdiskussion „Klimaschutz und Bauen der Zukunft“: v.l.n.r: Heimo Berger, Vorstandsvorsitzender der VÖZ; CEO Leube Gruppe, Peter Krammer Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Bautechnik Vereinigung; CEO Swietelsky AG, Horst-Michael Ludwig Institutsdirektor Bauhaus-Universität Weimar, Moderatorin Nicola Löwenstein, Jens Schneider, Rektor TU Wien, Isabella Stickler, Obfrau und Vorstandsvorsitzende Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Alpenland, Johannes Wahlmüller, Klima- und Energie-Sprecher GLOBAL 2000

Mit einer visionären Keynote, einer abwechslungsreichen Podiumsdiskussion, innovativen Vorzeigebeispielen sowie einem Blick in die Zukunft sorgte das 45. Kolloquium „Forschung und Entwicklung für Zement und Beton“ bei rund 300 Teilnehmenden für einen spannenden Nachmittag rund um Klimaschutz, Dekarbonisierung und Bauen der Zukunft.

„Zement und Beton werden auch in Zukunft nicht ersetzbar sein. Die Frage ist, wie die Zemente der Zukunft aussehen werden, wie eine CO2-Minderung bei ihrer Herstellung gelingen und wie Nachhaltigkeit im Betonbau umgesetzt werden kann“, ist Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie VÖZ, überzeugt.
Den Auftakt ins Kolloquium machte dieses Jahr Horst-Michael Ludwig von der Bauhaus-Universität Weimar. Spezialisiert auf Baustoffforschung, Klimaschutz und Ressourcenschonung, gab er einen Einblick in die Zemente der Zukunft: „Die Zementindustrie unternimmt erhebliche Anstrengungen, um die Zielstellung eines klimaneutralen Zementes möglichst zeitnah zu erreichen. Um das Potential dieser neuen Zemente noch besser ausschöpfen zu können, sind sowohl technische Problemstellungen zu lösen – insbesondere im Bereich Frühfestigkeit und Dauerhaftigkeit – als auch zielführende politische Rahmenbedingungen zu schaffen, beispielsweise rasche Einführung des CO2-Grenzausgleichssystems.“

Klimaschutz und Bauen der Zukunft
Dass Klimaschutz und Bauen Hand in Hand gehen müssen, zeigte die Podiumsdiskussion, die zwischen Entscheidungsträger:innen aus Industrie, Bau, Forschung und NGO stattfand. Heimo Berger, Vorstandsvorsitzender der VÖZ und CEO Leube Gruppe betonte, warum der Baustoff Beton auch in Zukunft Teil der Lösung bleibt: „Mit Beton können wir flächenschonend in die Höhe und Tiefe bauen, die Bauteilaktivierung trägt maßgeblich zur Klimaresilienz des Wohnbaus bei und wir können unsere Baustoffe zu 100 Prozent im Kreislauf halten. Unsere Unternehmen investieren gewaltig in modernste Mahltechnologien und planen CO2-Abscheideanlagen und -Speicherprojekte. Dazu müssen die Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden, da unsere Standorte hier in direktem Wettbewerb mit anderen Regionen innerhalb und außerhalb Europas stehen.“ Peter Krammer, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Bautechnik Vereinigung (ÖBV) und CEO Swietelsky AG, erläuterte, wie Klimaschutz und Bauen der Zukunft bereits vorangetrieben werden: „Unsere Ziele sind die Förderung der Kreislaufwirtschaft und einer effizienten Baulogistik, die Verwendung von Recyclingbaustoffen und treibhausgasarmen Materialien, die Optimierung von Konstruktionen zur Einsparung von Emissionen, Lebenszyklusmanagement und eine Stärkung entsprechender Vergabekriterien. Durch unsere Richtlinienarbeit schaffen wir praktikable Entscheidungsgrundlagen, um Emissionen im Neubau und Bestand nachhaltig reduzieren zu können.“ Horst-Michael Ludwig, Institutsdirektor der Bauhaus-Universität Weimar schilderte die Herausforderungen für das Bindemittel Zement: „Der Zement der Zukunft muss und wird klimafreundlich sein. Dabei wird die Carbon-Capture-Technologie eine maßgebliche Rolle spielen. Materialseitig stellt auch zukünftig die Absenkung des Klinkerfaktors im Zement durch geeignete Kompositmaterialien das Hauptinstrumentarium zur Senkung der CO2-Emissionen dar.“
Jens Schneider, Rektor der TU Wien sprach die Wichtigkeit von Zusammenarbeit an: „Vernetzung, Kommunikation und Zusammenarbeit sind beim Klimaschutz im Bauwesen unerlässlich, da technische Lösungen zur CO2-Reduktion und zu einer Kreislaufwirtschaft nicht getrennt voneinander entwickelt werden können. Soziale Aspekte und Nutzerverhalten müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt vor allem in einem fundierten Verständnis der komplexen technischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhänge.“ Wie bereits heute Klimaschutz und Bauen der Zukunft aussehen kann zeigte Isabella Stickler, Obfrau und Vorstandsvorsitzende Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Alpenland: „Neue Klima-Wege führen immer durch Neuland. Unser „Zukunftshaus Wolkersdorf“ vereint Wohn- und Forschungsansätze und erfüllt den klimaaktiv Gold Standard, um klimabewussten Bewohnern Werte zu bieten und Verantwortung für kommende Generationen zu übernehmen. Mit optimierter Außenhülle, Wärmepumpe, thermischer Bauteilaktivierung und intelligenter Steuerung schaffen wir klimafreundlichen Wohnbau, der höchste Wohnqualität lebenszyklusgerecht realisiert.“ „Aus ökologischer Sicht geht es vor allem darum, die thermische Sanierung voranzutreiben, damit der Energieverbrauch sinkt. Weiters gilt es stärker auf verdichteten Wohnbau zu achten werden, damit die Bodenversiegelung nicht weiter um sich greift. Städte sollen begrünt und damit einerseits hitzebeständiger aber auch insgesamt zu attraktiveren Lebensräumen werden, damit die um sich greifende Zersiedelung im Umland eingedämmt werden kann“, betonte Johannes Wahlmüller, Klima- und Energie-Sprecher GLOBAL 2000, die Herausforderungen, um Klimaschutz und Bauen der Zukunft besser zu vereinen.

CO2-Minderung, Innovation und Nachhaltigkeit
Cornelia Bauer von der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie zeigte den Erfolgsweg der Entwicklung des klimafitten Zements CEM II/C, für diese die VÖZ und die Salzburg Wohnbau GmbH mit dem ACR-Innovationspreis 2024 ausgezeichnet wurden. Tanja Manninger von der Smart Minerals GbmH gab einen Überblick der Ergebnisse des Forschungsprojekts „Getemperte Tone“ und ging auf die Druckfestigkeitsentwicklung sowie Spezialeinsatzmöglichkeiten wie Spritzbetonherstellung anhand des Versinterungspotentials ein. Christopher Ehrenberg von der Rohrdorfer Zement GmbH veranschaulichte anhand eines Pilotprojekts zur prozessintegrierten Herstellung, wie die industrielle Umsetzung von getemperten Tonen gelingen kann. Über innovative Produktionssteuerung in der Rohmehlherstellung referierte Christine Gröll von der Alpacem Zement Austria GmbH. Helmut Flachberger und Wolfram Waldl von der Montanuni Leoben (MUL) stellten das Forschungsprojekt „Neue ZementKlinker – ressourcen- und CO2-optimierte Herstellung innovativer Zementklinker“ von der VÖZ und des Lehrstuhls für Aufbereitung und Veredlung der MUL vor. Stefan Krispel von der Smart Minerals GmbH zeigte, wie mit besonderem Fokus auf die Nachbehandlung die Dauerhaftigkeit von Betonen sichergestellt werden kann. Wie 3D-Druck Ressourcen einspart und schnelle Bauzeit und individuelle Gestaltung ermöglicht, erläuterte Eduard Artner von der Baumit GmbH. Den Abschluss machte Dirk Schlicke vom Institut für Betonbau an der TU Graz mit seinem Blick in die Zukunft des Bauens mit Beton.
Sebastian Spaun zieht ein positives Resümee: „Seit 45 Jahren stellt die VÖZ mit dem Kolloquium die Forschung und Entwicklung in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Die rege Teilnahme am diesjährigen Kolloquium bestätigt den hohen Stellenwert der Forschung, um Themen wie Klimaschutz, Dekarbonisierung und Bauen der Zukunft erfolgreich voranzutreiben.“

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
24. September 2024
Konkrete Lösungen und relevante Technologien für eine klimaneutrale Industrie stehen im Mittelpunkt der dritten internationalen Konferenz am 24./25. Oktober in Wien Am 24. und 25. Oktober 2024 veranst...
Firmen | News
20. September 2024
Gemeinsam die Welle der Vorschriften meistern: Navigieren im Cybersecurity-Meer Donnerstag, 10. Oktober 2024, 09:00 Uhr bis 17:15 Uhr Austria Trend Hotel Savoyen WienRennweg 16, 1030 Wien Neue Regulie...
Marlene Buchinger
11. September 2024
Prozessverständnis und Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit ist wie das Thema Qualität – jede*r trägt dazu bei und die Betrachtung endet nicht am Werkstor oder der Bürotür. Daher sind Pr...
Redaktion
27. August 2024
Die Zertifizierung- und Trainingsinstanz CIS – Certification & Information Security Services GmbH im Bereich Informationssicherheit, Datenschutz, Cloud Computing und mehr, beleuchtet erstmalig die...
Redaktion
04. September 2024
Ökologische Baumaterialien: Der Weg zu umweltfreundlichen Gebäuden Die Bauindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, bei dem ökologische Baumaterialien eine zentrale Rolle spielen. Tradit...
Alfons A. Flatscher
06. November 2024
Mit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus zeichnet sich ein neues Kapitel der Handelspolitik der USA ab – und für europäische Unternehmen könnten die nächsten Jahre herausfordernd werden. Trump, bekan...
LANCOM Systems
14. Oktober 2024
Die österreichische Bundesbeschaffung GmbH (BBG) hat die Lösungen des deutschen Netzwerkinfrastruktur- und Security-Herstellers LANCOM Systems in ihr Portfolio aufgenommen. Konkret bezieht sich die Ra...
Firmen | News
30. September 2024
Die Wahl der richtigen Matratze kann einen großen Unterschied in Ihrem Leben machen. Es gibt viele Faktoren zu berücksichtigen, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Erfahren Sie, wann der beste Zeitpu...

Log in or Sign up