Mittwoch, November 20, 2024
6 Entwicklungen in der Rohstoffbranche, die positiv stimmen

Rund um mineralische Rohstoffe und deren Gewinnung tauchen immer wieder Vorbehalte auf. Dabei  gab es selten so viele gute Nachrichten aus der Roh- und Baustoffbranche.

1. Das Recyclingzeitalter hat begonnen
Mineralische Rohstoffe bleiben unverzichtbar für Bauwesen und Industrie. Moderne Recyclinganlagen, die Abbruchmaterialien wie Beton und Asphalt wiederaufbereiten, ermöglichen es jedoch wertvolle Rohstoffe einzusparen und Sekundärrohstoffe gemäß den gesetzlichen Vorgaben wieder in den Kreislauf einzubringen. Wenn man zudem den Bodenaushub als wertvollen Rohstoff begreift, wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern können gleichzeitig auch ökonomische Vorteile erzielt werden. Denn Bodenaushub ist zu schade für die Deponie. Bei Ziegeln und Beton sind die Recyclingquoten übrigens heute schon sehr hoch. Weniger als 1 % des Altbetons wird derzeit deponiert, so der aktuelle Statusbericht zum Bundesabfallwirtschaftsplan.
Noch wird das Material allerdings kaum im Wohnbau verwendet, sondern im Straßenbau, für den Unterbau oder Schüttungen. Eine ausgewiesene Lebenszyklusanalyse auf jedem Baustoff könnte in Zukunft den Konsumenten die Entscheidungen für die Wahl des nachhaltigsten Produktes erleichtern.
Indem Materialien recycelt, wiederverwendet und im Kreislauf gehalten werden, kann der Lebenszyklus von Gebäuden weiter optimiert werden. Wichtig: Das für Recycling zur Verfügung stehende Material reicht nicht annähernd aus, um den allgemeinen Bedarf in Österreich zu decken.
Auch um die Qualitätsansprüche, der erzeugten Produkte zu garantieren, sind Primärrohstoffe unverzichtbar. Gerade bei Bauwerken sind Langlebigkeit und Sicherheit besonders wichtige Faktoren.

2. Helden der grünen Transformation
Die von der Gesellschaft angestrebte Energiewende kann mit Hilfe von mineralischen Rohstoffen gelingen. Für dieses Ziel im öffentlichen Interesse braucht es aber Weitblick. In der derzeitigen Übergangsphase werden für Klima- und Umweltschutz große Mengen an Baurohstoffen benötigt. Sogar mehr als zuvor. Denn der Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie erfordert umfangreiche Infrastrukturprojekte. Es zeichnet sich bereits heute ab, dass die Rohstoff-Nachfrage deutlich größer als das Angebot sein wird. Die Lösung: Den Zugang zu Lagerstätten in Österreich langfristig sichern. Nur so werden die benötigten mineralischen Baurohstoffe und hochwertige Industrieminerale wie Quarzsande, Kaolin, Tone und Flussspat ausreichend zur Verfügung stehen.
Als Beispiel: Für den Bau einer durchschnittlichen Windkraftanlage werden etwa 1.200 Tonnen Beton benötigt. Gesteinskörnungen (Sand, Kies, Schotter) sind mit einem Anteil von ca. 70 Volumenprozent der Hauptbestandteil des Betons. Zur Betonherstellung wird neben Gesteinskörnungen und Wasser ein Bindemittel benötigt: der Zement. Auch für Zement braucht es die mineralischen Rohstoffe Kalkstein, Ton und Sand.

3. Klimaschutz durch Innovation
Von thermischer Bauteilaktivierung, CO2-reduziertem Zement, Urban Mining über Ökobeton bis hin zu energetischer Sanierung von Altbauten und innovative Bautechnologien wie modulare Bauweisen und demontierbare Strukturen. Wissenschaft und Industrie forschen intensiv an neuen Möglichkeiten, um Energie und Ressourcen zu sparen. Die Mission ist klar: nur klimaneutrale Produkte sind zukunftsfähig. Die Weichen für die Pariser Klimaziele sind gestellt. In der aktuellen Übergangsphase können wir - trotz vielversprechender Initiativen – nicht gänzlich auf Primärrohstoffe verzichten. Österreich braucht daher ein klares Bekenntnis zur Gewinnung mineralischer Rohstoffe.

4. Comeback der Artenvielfalt
Biodiversitätsmanagement ist in Österreichs Rohstoffbetrieben gelebte Praxis. Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben bieten überraschend wertvolle Lebensräume für viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Einen österreichweites LE-Projekt von BirdLife Österreich und dem Forum mineralische Rohstoffe bestätigt, dass Abbaustätten sich zu regelrechten Hotspots der Artenvielfalt entwickeln, wenn sie gut gemanagt werden. Im Zuge des Projekts wurde ein Netzwerk an Biotopen für gefährdete Arten und Lebensräume geschaffen.
In Kiesgruben finden sich oft vegetationsarme Rohbodenstandorte und Kleingewässer, die für viele seltene Arten lebenswichtig sind. Zum Beispiel können seltene und unter Naturschutz stehende Blüten-, Farn- und Moospflanzen dort gedeihen. Auch seltene Vögel, wie Bienenfresser und Uhu, Fledermäuse, Insekten und unterschiedliche Krötenarten nutzen diese künstlich geschaffenen Biotope als neues Zuhause und Brutstätten. Durch gezielte Maßnahmen werden diese Lebensräume während und nach der Rohstoffgewinnung erhalten und gefördert, was einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leistet.

5. Die Region wächst stärker zusammen
Die Rohstoffgewinnung und -verarbeitung in Österreich sichert Arbeitsplätze. Allein die Berufsgruppe Sand, Kies und Naturstein erzielt 95,7 Millionen Euro an Wertschöpfung und erhält rund 1.300 Arbeitsplätze. Das geht aus der Erhebung „Regionalwirtschaftliche Effekte der mineralischen Baustofferzeugung in Österreich“ des Forschungsinstituts STUDIA aus dem Jahr 2024 hervor. Die Studienautoren analysierten dazu die regionalwirtschaftlichen Effekte österreichischer Werksstandorte. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine regionale Versorgung der Bauwirtschaft einen wichtigen Beitrag zu einer langfristig positiven Entwicklung ganzer ländlicher Regionen leistet. Die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen sind beachtlich: So bewirkt der vor- und nachgelagerte Bereich der Massivbaustoffherstellung ca. 7,5 Milliarden Euro Wertschöpfung in Österreich.

6. Die Welt ist besser geworden
Rohstoffknappheit, Lieferengpässe, gestörte Lieferketten und Versorgungsunsicherheit. Österreich kennt das bei mineralischen Baurohstoffen nicht. Der Bedarf an mineralischen Rohstoffen wie Kies, Sand, Quarzkies, Naturstein, Gips, Kalk, Kaolin oder Ton kann vollständig aus heimischen Quellen gedeckt werden. Damit das so bleibt, gibt es den Masterplan Rohstoffe 2030. Um die verantwortungsvolle und sichere Versorgung Österreichs mit primären und sekundären mineralischen Rohstoffen weiter zu gewährleisten, hat das zuständige Bundesministerium diese Rohstoffstrategie erarbeitet. In der Praxis ist das Tauziehen mit der Bürokratie jedoch eine wachsende Hürde. Anzahl, Umfang sowie Anforderungen an die fachliche Tiefe von Gutachten sind deutlich gestiegen. Die komplexen Genehmigungsverfahren dauern heute oft doppelt so lang wie vorgesehen – teils vergehen Jahre. Solche Verzögerungen blockieren Milliardeninvestitionen in den klimafreundlichen Umbau der Industrie und wirken sich auch auf Österreichs Wettbewerbsfähigkeit aus.

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