Samstag, August 31, 2024
Effizient und nachhaltig
Bild: iStock

Bauchemie ist ein sehr innovativer Teilbereich im Bauwesen. Es braucht Weiterentwicklung, denn ohne Bauchemie gibt es keine effiziente und auch keine nachhaltige Bauwirtschaft.

 

Das aktuelle Produktportfolio der Bauchemie-Unternehmen hat mit jenem vor zehn Jahren kaum noch etwas gemein. »Im Vergleich zum letzten Jahrzehnt haben wir mit modernen Technologien viele Produkte entwickelt, die sparsamer im Verbrauch und damit ressourcenschonender sind«, betont Peter Reischer, kaufmännischer Geschäftsführer bei Murexin. Produkte mit höherer Ergiebigkeit bieten heute zum Beispiel mit 18 kg die gleiche Verlegeleistung, für die früher 25 kg Materialeinsatz aufgewendet wurden. Damit muss weniger Material hergestellt werden, Fahrten zur Baustelle und Muskelkraft können reduziert werden. »Durch verbesserte und nachhaltige Additive und Beschichtungen können auch weitgehend gleichbleibende Prozesse in der sehr konservativen Bauwirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit gedreht werden«, ergänzt Paul Lassacher, technischer Geschäftsführer bei Synthesa.

Zukunft Bauchemie
»Bauchemie muss in einigen Bereichen neu gedacht werden«, gibt Gunther Sames, Geschäftsführer von Ardex zu Bedenken. Wie können etwa heute übliche Rohstoffe, von denen man weiß, dass sie nicht unbegrenzt verfügbar sind und die nur energieintensiv hergestellt werden können, ersetzt werden. »Das ist eine der größten Herausforderungen, vor denen wir als Hersteller stehen.« Eine weitere sind die sich stetig ändernden Anforderungen des Marktes, Produkte befinden sich laufend im Wandel.

 

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Bild: »Bauchemie muss in einigen Bereichen neu gedacht werden«, betont Gunther Sames, Geschäftsführer Ardex.

»Man muss mit der Zeit gehen,« bestätigt Andreas Wolf, Geschäftsführer von Mapei, die erforderliche Weiterentwicklung. Dem folgt das niederösterreichische Unternehmen mit Konsequenz. Bereits vor zwei Jahren wurde die Zero-Produktgruppe eingeführt, Produkte, bei denen die CO2-Emissionen, die während des Produktlebenszyklus entstehen, kompensiert werden können. Rund um Nachhaltigkeit sind auch Produkte der Re-Con Zero-Linie zu nennen, mit denen Restbeton aufgewertet wird und nochmals verwendet werden kann sowie Mapecube-Produkte, die die Festigkeit von Beton beim Einsatz von klinkerreduzierten Zementen erhöhen. Mapei bietet auch Fliesenklebemörtel und Bodenbelagklebstoffe, die mit reduziertem Gewicht pro Sack und Eimer den Verarbeitenden entlasten und gleichzeitig Transportkosten sparen. »Das sind für mich Lösungen für die Zukunft, bei denen über den Tellerrand hinausgeblickt wird«, betont Wolf.

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Bild: »Es gilt, andere Lösungen als noch vor zehn Jahren zu finden, um Produkte umweltverträglicher und nachhaltiger zu machen. Die Qualität darf in diesem Prozess jedoch nie leiden«, fordert Andreas Wolf, Geschäftsführer Mapei.

Schritt für Schritt
Neue gesetzliche Vorgaben, veränderte Umweltstandards und das wachsende Bewusstsein der Verbraucher*innen für umweltfreundliche Produkte erfordern ständige Weiterentwicklung und damit kurze Innovationszyklen. »In der recht konservativen Baubranche war früher ein Life Cycle von 20 Jahren üblich, das ist jetzt nur noch die absolute Ausnahme«, so Paul Lassacher. Bauchemische Produkte tragen dazu bei, dass Bauwerke gegen Umwelteinflüsse geschützt sind, etwa durch Abdichtungen. Sie sorgen dafür, dass Bauwerke langlebiger und damit auch nachhaltiger sind. Auch in Innenräumen leisten bauchemische Produkte einen bedeutenden Beitrag zur Nachhaltigkeit. Ein mit einem Bodenbelagklebstoff verklebter Parkettboden hält beispielsweise länger als ein schwimmend verlegter Boden. »Langlebigkeit ist erforderlich, sie trägt wesentlich zu Ressourcenschonung bei«, stellt Peter Reischer fest. Für die Produkte von Murexin werden EPDs erstellt, um die Umweltauswirkungen transparent zu machen. »Wir sind überzeugt, dass sich in den kommenden Jahren eine klare und verständliche Linie in Bezug auf die Verwendung von EPDs etablieren wird.«

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Bild: »Seit vielen Jahren setzen wir auf die Entwicklung sehr emissionsarmer Bauchemieprodukte wie Bodenbelagklebstoffe, Klebemörtel, Abdichtungen, Grundierungen und Innendispersionen«, berichtet Peter Reischer, kaufmännischer Geschäftsführer Murexin.

Mapei hat 2023 eine Nachhaltigkeits-Arbeitsgruppe gegründet, die sich nicht nur mit produktbezogenen Angelegenheiten zum Thema Nachhaltigkeit, sondern mit allen Prozessen und Abläufen im Unternehmen beschäftigt. »Wir möchten damit herausfinden, welche Prozesse gut laufen und wo es noch Potenzial gibt.« Gleichzeitig wird durch laufende Investitionen die Eigenproduktion in Österreich ausgebaut. »Bei der Entwicklung neuer Produkte setzen wir auf moderne Technologien wie die sogenannte SMP-Technologie, die auf silan-modifizierten Polymeren basiert«, beschreibt Reischer die Innovationskette bei Murexin. Auf dieser ökologischen Basis bietet Murexin beispielsweise in der Sparte Parkett- und Klebetechnik ein komplettes System zur Untergrundvorbereitung inklusive Rissverdübelung an. Die Silan-Feuchtigkeitssperre MS-X 3 ist eine Spezialgrundierung und Dampfbremse, die auch für die Absperrung erhöhter Restfeuchtigkeit in Zementestrichen und Betonuntergründen zum Einsatz kommt und den Baufortschritt enorm beschleunigt – Baufortschritt und Ökologie sind in einem Arbeitsschritt vereint. Die moderne Technologie ermögliche auch ökologische Grundierungen, Abdichtungen, Bodenbelagklebstoffe und Harze bis hin zu Versiegelungen. »Mit dem Einsatz der SMP-Technologie wurden viele Produkte einkomponentig, lösemittelfrei und emissionsarm. Wir haben lösemittelhaltige Systeme beinahe komplett aus unserem Sortiment gestrichen.« Und er verweist auf das bitumenfreie Abdichtungssystem rund um die Spezialabdichtung WD-1K. »In unserer Forschungsabteilung wird derzeit an Grundlagen geforscht, wo es noch weitere Anwendungsgebiete für die SMP-Technologie geben könnte.«

Forschung Bauchemie
Bei Ardex werden alle Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit künftig unter dem Dach von Building Tomorrow gebündelt, wie zum Beispiel die gruppenweite Klimaschutzstrategie Ardex goes Zero. »Ein Kernthema ist der rücksichtsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen, hier sehen wir für die Bauchemie den Schlüssel zur Effizienzsteigerung am Bau. Und zwar nicht nur aus umwelttechnischer Sicht, sondern auch aus wirtschaftlicher«, betont Gunther Sames. Für ihn wäre es sehr hilfreich, eine einheitliche europäische Datenbank für die Berechnung der Umweltauswirkungen über den Lebenszyklus zu schaffen, um die Auswirkungen entlang der Wertschöpfungskette einfacher berechnen zu können. Peter Reischer wünscht sich die verstärkte Förderung von Forschungsprojekten, die sich mit der Entwicklung und Verbesserung nachhaltiger Materialien und moderner Technologien beschäftigen. »Gemeinsame Projekte und Partnerschaften könnten die Integration neuer, nachhaltiger Materialien und Techniken beschleunigen.«

 

Hintergrund: Synthesa
»Wir haben in unserer Gruppe vier Strategiefelder«, erklärt Paul Lassacher die F&E-Schwerpunkte von Synthesa. »Das Feld Design betrifft die Zusammenarbeit mit Architekten und Planern, um neueste Trends in eine verarbeitbare Materialität zu übersetzen. Damit soll es gelingen, bei neuen Oberflächen jedweder Art sogenannte Eye Catcher zu erreichen. Es gilt, sich der Effizienz zu stellen – die Möglichkeiten der Automatisation und maschinelles Bauen erfordern neue Materialien. Im Bereich Gesundheit braucht es eine weitere Reduktion bedenklicher Inhaltsstoffe wie Konservierungsmittel und allergieauslösender Inhaltsstoffe sowie deren gänzliche Elimination.« Bezogen auf Nachhaltigkeit spricht Lassacher unter anderem den Einsatz regionaler und nachwachsender Rohstoffe an.

 

Best Practice: Sanierung Schloss Haindorf

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Das Schloss Haindorf in Niederösterreich wurde kürzlich umfassend saniert. Das im Eigentum der Bauinnung NÖ befindliche Barockschloss aus dem 17. Jahrhundert liegt in der Weinstadt Langenlois im niederösterreichischen Kamptal, zehn Minuten vom UNESCO Weltkulturerbe Wachau entfernt, und dient heute als Seminarhotel sowie Veranstaltungsort. Bei der Generalsanierung spielte die Abdichtung des historischen Gebäudes eine zentrale Rolle. Damit beauftragt wurde die Baufirma Schütz aus Weißenkirchen. Das niederösterreichische Traditionsunternehmen setzte dafür auf Produkte von Weber Terranova: Zuerst wurden der Sockel sowie der Kellerbereich im Nordtrakt des Gebäudes mit weber.tec 934 ausgeglichen. Dabei handelt es sich um einen äußerst vielseitigen Egalisierungsmörtel sowie Sockelputz, der zudem auch als Dichtungsträger für Abdichtungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen sowie bei flexiblen und starren Dichtungsschlämmen eingesetzt werden kann. Danach erfolgte die Abdichtung mit weber.tec Superflex D 24. Die bitumenfreie Reaktivabdichtung ist hochflexibel und schnell abbindend.

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