Mittwoch, November 20, 2024
»Ein Projekt ist so gut,  wie man miteinander redet«
Domagoj Dolinsek, PlanRadar, und Robert Hauptmann, Project Networld, stehen erst am Beginn ihrer Zusammenarbeit. Weitere Komponenten werden folgen, etwa das Nachtragsmanagement.

Im Gespräch mit dem Bau & Immobilien Report erklären Robert Hauptmann, Vorstand der Project Networld AG, und Domagoj Dolinsek, Gründer von PlanRadar, den Mehrwert ihrer gemeinsamen Schnittstelle und sprechen über Optimierungspotenziale in Planung und Ausführung.

 

Aktuell befindet sich die Baubranche in der größten Krise seit langem. Wie nehmen Sie als Dienstleister für die Bauwirtschaft die Situation und Stimmung in der Branche wahr?

Robert Hauptmann: Das hängt davon ab, wen man fragt. Wir haben viele Kunden aus dem Infrastrukturbereich, dort ist die Stimmung richtig gut. Ganz anders ist die Situation bei den Immobilienentwicklern, vor allem bei jenen, die es verschlafen haben, in die Effizienz zu investieren. Früher war es vielleicht egal, wenn es ein wenig mehr kostet, heute ist das eine Überlebensfrage, effizient zu sein.

Domagoj Dolinsek: Es ist schon spürbar, dass die Firmen jetzt erkannt haben, dass sie sich umorganisieren müssen, dass sie ihre Prozesse anpassen und effizienter in der Abwicklung werden müssen. Das ist natürlich ein kulturelles Thema und wir versuchen, die Unternehmen bei diesem Wandel zu unterstützen.

Profitieren Sie in gewisser Weise von der Krise, weil die Unternehmen, wie Sie gesagt haben, gezwungen sind, in effizienzsteigernde Maßnahmen und Lösungen, wie sie sowohl Project Networld als auch PlanRadar anbieten, zu investieren, oder sind Sie mitgefangen, weil die Unternehmen kein Geld für Investitionen haben?

Hauptmann: Weder Profiteur noch Opfer, die Nachfrage ist ziemlich konstant. Es geht darum, Prozessketten zu optimieren, nicht darum, aus Papier ein PDF zu machen, sondern wirklich die Prozesskette zu schließen und damit effizienter zu werden und Kosten einzusparen. In großen Planungsbüros gibt es immer noch Mitarbeiter, die nur mit der Dokumentenlenkung beschäftigt sind, wer was bekommen hat.

Dolinsek: Ich sehe das ähnlich wie Robert Hauptmann. Aber die Nachfrage nach Vernetzung steigt. Man erkennt, dass Insellösungen nicht zielführend sind. Ein Projekt ist so gut, wie man miteinander redet. Wenn die Kosten hoch und die Ressourcen beschränkt sind, muss die Kommunikation umso besser sein.

Wie schwierig ist es, die Lieferanten und Subunternehmer einzubinden?

Hauptmann: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Deshalb geht es darum, den richtigen Toolmix zu haben und offene Systeme, die man integrieren kann. Das lässt sich mit modernen Plattformen auch gut umsetzen und die Prozesskette schließen. Es geht darum, die Daten immer und überall zu Verfügung zu haben, und das schafft man, indem man die Tools richtig verheiratet.

Project Networld und PlanRadar haben eine neue Schnittstelle entwickelt, die eine nahtlose Übertragung und Synchronisation von Planungsdaten und Dokumenten zwischen den beiden Plattformen ermöglicht. Welcher konkrete Mehrwert ergibt sich für die Kunden?

Hauptmann: Mit der neuen Schnittstelle lässt sich ein Projekt von PlanRadar mit unserem Projektteam einfach über eine Projektnummer verbinden. Wir sind sehr stark im Workflow und in Planmanagement und -freigaben. Mit der Schnittstelle kann der Freigabeplan direkt ins Mängelmanagement von PlanRadar wandern. Das gilt auch für neue Planversionen. Der Benutzer muss sich nicht mehr extra um die Aktualisierung kümmern.

Ist Ihre Zusammenarbeit auf technischer Ebene mit der Schnittstelle abgeschlossen?

Dolinsek: Im Gegenteil, das ist erst der Beginn. Es war aber ein ganz wesentlicher Schritt, damit die richtige Planung auf die Baustelle kommt und umgekehrt die Informationen von der Baustelle zurück zum Architekten und Bauherrn fließen. Viele andere Komponenten werden folgen, etwa das von Robert Hauptmann angesprochene Nachtragswesen.

Wo sehen Sie das größte Optimierungspotenzial?

Dolinsek: In unserem Bereich geht es immer mehr darum, Mängel nicht nur zu erkennen, sondern vorzubeugen. Das ist der Fokus unserer Zusammenarbeit. Wir beginnen bei der Planung und die freigegebenen Pläne landen dann sofort, ohne Verzögerung auf der Baustelle. So sorgen wir dafür, dass in einem Fluss, ohne Schaden gebaut werden kann.

Hauptmann: Uns geht es darum, das Projektmanagement zu verbessern und kundenspezifische Lösungen anzubieten. Das ist immer ein Integrationsthema. Es geht etwa darum, Budgetwerte aus dem SAP einzulesen oder ein Rechnungslegungssystem einzubinden oder die geprüfte Rechnung in das Buchhaltungssystem zu übernehmen. Auch Nachträge werden automatisch abgewickelt und wieder ins System eingespielt. Das sind ganz einfache Dinge, die aber einen enormen Mehrwert bieten.

Wo sehen Sie in Ihren jeweiligen Bereichen, der Planung und der Ausführung, die größten Optimierungspotenziale?

Hauptmann: Bei der Planung geht es vor allem um die gesamtheitliche Betrachtung des Projektmanagements. Ändert sich der Leistungsumfang, ändern sich Kosten und Termine. In diesem Dreieck bewegen wir uns. Dazu kommen Nebenschauplätze wie etwa strategische Stakeholderanalysen. Das wollen wir bauspezifisch begleiten. Im Bau heißt es nicht Change, sondern Nachtrag. Das Optimierungspotenzial liegt in der Planung, da muss mehr Zeit investiert werden. Das kostet in Relation nichts. Aber da gibt es Spielregeln in der Branche, die das oft verhindern.

Dolinsek: Die baubegleitende Planung erschwert vieles. Da wollen wir helfen, damit zumindest der aktuelle Stand auf der Baustelle landet.

Hauptmann: Es ist aktuell sehr viel Bewegung in der Branche. Das beginnt bei Early Contractor Involvement und reicht über BIM und Lean Construction bis zu Partnerschaftsmodellen mit Bonus-Malus-System. In diese Richtung muss es gehen. Es braucht ein integriertes Projektmanagement, bei dem alle dasselbe Ziel verfolgen. Dass jeder sein eigenes Projektmanagement aufbaut, ist nicht nur teuer, sondern auch ineffizient. Aber die vorherrschenden Strukturen aufzubrechen, wird noch eine Zeit lang dauern.

Dolinsek: Die Erfolgsfaktoren eines Bauprojekts hängen entscheidend von einer korrekten, rechtzeitigen und vollständigen Planung sowie Ausführung ab. Mit unserer Innovation unterstützen wir dabei, diese Faktoren auf einem hohen Niveau zu halten.


Hier geht es zum Beitrag Hürden und Lösungen der digitalen Transformation (Link)



Hintergrund: Die neue Schnittstelle im Detail

Die Schnittstelle zwischen projectnetworld und PlanRadar soll die Stärken beider Systeme kombinieren und eine nahtlose Übertragung und Synchronisation von Planungsdaten und Dokumenten zwischen den beiden Plattformen ermöglichen, um die Zusammenarbeit, Kommunikation und das Issue-Management in Bauprojekten zu verbessern.

Während projectnetworld als Common Data Environment für Bauprojektmanagement stark im Planungsprozess für Planprüfung und -freigabe eingesetzt wird, kommt PlanRadar für das Management der Bauausführung zum Einsatz. Diese Synergie ermöglicht es den Nutzer*innen, von einer verbesserten Datenkohärenz, reduzierten Fehlern und einem optimierten Workflow zu profitieren.

Die Schnittstelle deckt eine Reihe von Anwendungsfällen ab, die von der initialen Verbindung eines Projekts auf projectnetworld mit PlanRadar bis hin zur Übertragung von Planversionen reichen. Diese Übertragung von Plänen spielt eine zentrale Rolle in der Schnittstellenfunktio­nalität. Dabei werden freigegebene Pläne automatisch zu PlanRadar übertragen, was eine zeitnahe Verfügbarkeit der Dokumente im Bauausführungsprozess sicherstellt.

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