In Meidling entsteht bis Ende 2024 das elf Hektar große Stadtquartier »Wildgarten«. Aktuell werden auf vier Bauplätzen die letzten 14 Gebäude errichtet. Zwei davon stellen mit acht Vollgeschoßen in monolithischer Ziegelbauweise mit integrierter Wärmedämmung eine Weltpremiere dar.
Auf dem Rosenhügel, einem Ausläufer des Wienerwaldes im 12. Wiener Gemeindebezirk, entwickelt die Austrian Real Estate (ARE) das Stadtquartier Wildgarten. Aktuell entstehen auf vier Bauplätzen insgesamt 157 Mietwohnungen in monolithischer Ziegelbauweise. Dabei wurden innerhalb eines Jahres von Gerstl Bau über 200.000 Ziegel gemauert. In enger Zusammenarbeit mit Wienerberger wird im Wildgarten auch eine Weltpremiere gefeiert. Erstmals werden zwei Gebäude mit acht Vollgeschoßen in monolithischer Ziegelbauweise mit integrierter Wärmedämmung errichtet, bei denen die Tragstruktur oberirdisch komplett mit keramischem Mauerwerk ausgeführt wird. Aus statischen Gründen kamen in den unteren drei Geschoßen sogenannte »Objektsteine«, die eine höhere Druckfestigkeit besitzen, zum Einsatz.
Hintergrund
Um den Rekordbau zu ermöglichen, wurden beide Gebäude schon in der Wettbewerbsphase in monolithischer Ziegelbauweise geplant. Der Ziegelraster wurde im Grundriss und bei den Wandöffnungen entsprechend berücksichtigt, um den Bauverschnitt möglichst zu vermeiden und einen effizienten Bauablauf zu ermöglichen. Zudem kam eine extra für dieses Projekt entwickelte Softwareerweiterung des Statik-Programms RFEM 6 zum Einsatz, das Programm führte zuvor bereits Berechnungen von beispielsweise Stahlbeton- und Holzbauten aus. Nun sind auch komplexe Berechnungen für Mauerwerke möglich, die mit herkömmlichen Verfahren deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würden oder zu komplex wären. Entwickelt wurde die Software-Erweiterung von einem österreichischen Team bestehend aus der TU Graz, Dr. Pech ZT, Werkraum Ingenieure ZT, dem Fachverband Steine-Keramik und dem Software-Entwickler Dlubal.
Nachhaltigkeit
Durch die im Ziegel verfüllte Mineralwolle ist das Aufbringen eines zusätzlichen außenliegenden Vollwärmeschutz nicht nötig. Dadurch, dass die Mineralwolle nur gesteckt und geklebt ist, ist auch die sortenreine Trennung bei einem etwaigen Rückbau relativ einfach möglich. Nachhaltig ist aber nicht nur die Bauweise. Jeder der vier Bauplätze erhält eine eigene Photovoltaikanlage, um einen Teil des benötigten Stromes autark zu produzieren. Die Wärme wird über die Bauteilaktivierung – also über eine in die Betondecke integrierte Heizung – abgegeben. Durch die gute Speicherfähigkeit von Beton kann so der Energiebedarf gesenkt werden. Sämtliche Flachdächer werden mit Gräsern und Kräutern begrünt und bieten neben den Grünflächen zwischen den Gebäuden auch Insekten einen Lebensraum und Nahrung. Fledermäuse können in Nistkästen an den Fassaden einen Unterschlupf finden. Sammeltiefgaragen sorgen für eine autofreie Zone an der Oberfläche. Gleichzeitig überzeugt der Wildgarten durch eine gute Infrastruktur und Verkehrsanbindung. Angebote des täglichen Bedarfs, wie Nahversorger, Gastronomie und Kindergärten, befinden sich direkt im Wohnquartier, öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn sind in fußläufiger Nähe. Das Projekt ist bereits mit klimaaktiv Silber vorzertifiziert.