Die Raiffeisen Immobilien prognostiziert für den Wohnungsmarkt 2024 langsam sinkende Kaufpreise und ein großes Angebot bei gebrauchten Immobilien. Das Warten auf noch geringere Preise aber lohne sich nicht - die Leistbarkeit soll sich vielmehr durch steigene Haushaltseinkommen verbessern.
Die Preiskorrektur nach unten sowie steigende Einkommen werden den Immobilienmarkt für potentielle Käufer*innen wieder attraktiver machen, schätzt die Raiffeisen Immobilien. Konkret macht der Makler-Verbund das an den eigenen Zahlen - besonders das Angebot an Immobilien habe sich deutlich erhöht: So hat die Raiffeisen Immobilien im Dezember 2023 rund 3.100 Objekte angeboten - 43 Prozent mehr als noch im Vorjahresmonat. Im Schnitt können Kund*innen mittlerweile monatlich aus ca. 3.000 Immobilien wählen - ebenfalls deutlich mehr als in den Vorjahren. Allerdings konnten von 117.00 Angeboten im vergangenen Jahr nur rund 5.300 realisiert werden.
»Wir sehen aktuell einen klaren Käufermarkt. Die Preise für Gebrauchtimmobilien sind in vielen Regionen gesunken«, analysiert der Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich, Peter Weinberger. »Erstmals seit Jahren sind wieder deutlich mehr Objekte am Markt. Vor allem bei Zweitimmobilien stellen wir fest, dass aufgrund der höheren Energie- und Betriebskosten Leerstände vermieden werden und Objekte in den Verkauf kommen.« Die Chancen, eine schöne Immobilie zu finden, stünden gut - sollten jedoch zeitnah genutzt werden, meint er. »Wer etwas Passendes gefunden hat sollte zugreifen. Auf sinkende Preise zu hoffen, macht wenig Sinn, denn die Preise werden bestimmt nicht ins Bodenlose fallen.«
Sein Kollege Peter Mayr ergänzt: »Infolge der Finanzierungsklemme weichen viele Kauf-Interessenten auf Mietobjekte aus. 2024 wird der Mietmarkt daher weiter unter Druck kommen und Mieten generell steigen. Ein Grund mehr, alles daran zu setzen, die Schaffung von Immobilieneigentum für die Bevölkerung zu erleichtern. Österreich hat beim Eigentumsanteil im EU-Vergleich noch starken Aufholbedarf.«
Preiskonsolidierung
Die Experten von Raiffeisen Research beobachten eine Konsolidierung am österreichischen Wohnimmobilienmarkt. Nach einem ersten Preisrutsch Ende 2022 hat sich die Preiskorrektur 2023 deutlich verlangsamt, in den ersten drei Quartalen des Jahres sanken die Immobilienpreise österreichweit insgesamt lediglich um 1 Prozent. Die KIM Verordnung führte jedoch zu einem deutlichen Nachfragerückgang: In den ersten drei Quartalen 2023 wechselten fast 30 Prozent weniger Wohnimmobilien den Besitzer als noch im Jahr zuvor.
Fürs laufende Jahr rechnet Raiffeisen Immobilien bei Wohnimmobilien mit moderaten Preisrückgängen - zwar könnte die Korrektur deutlicher ausfallen, ein Preissturz sei aber auch heuer nicht zu erwarten. Wohnimmobilien werden also wohl nicht billiger werden als vor der Pandemie - denn zwischen 2019 und 2022 legten die Preise in Summe um rund 25 Prozent zu.
Dazu kommen starke regionale Unterschiede. So zeigten sich 2023 beispielsweise in Salzburg noch Preissteigerungen, während sie in Wien und dem Burgenland rückläufig waren oder in anderen Bundesländern stagnierten. Wirkliche Preisrückgänge sind vor allem bei gebrauchten Immobilien zu erwarten. Anders im Neubau: Angesicht reduzierter Bauleistung, steigender Löhne und weiterhin hoher Materialkosten sei eine Entspannung hier kurz- und mittelfristig wenig wahrscheinlich. Die Neubaupreise dürften daher auch 2024 stagnieren oder sogar leicht zulegen.
Hoffnungsschimmer Einkommen?
»In Zukunft sollten weniger die nur leicht sinkenden Zinsen, und auch nicht die - im Vergleich mit den Preiszuwächsen während der Pandemie nur moderaten - Preisrückgänge die Leistbarkeit von Immobilien verbessern«, erklärt Matthias Reith, Senior Ökonom für den österreichischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research. »Vielmehr sind es die steigenden Einkommen: Die nominalen Haushaltseinkommen dürften 2023, 2024 und 2025 in Summe um 21 Prozent ansteigen.« Die gestiegene Zinsbelastung sei dadurch leichter zu schultern.