Sonntag, Dezember 22, 2024
Gips zu Gips
Mit dem Gemeinschaftsprojekt Gips‐zu‐Gips Recycling GmbH nehmen Porr, Saubermacher und Saint-Gobain in Österreich eine Vorreiterrolle ein (v.l.n.r.): Josef Pein (COO Porr), Ralf Mittermayr (CEO Saubermacher) und Peter Giffinger (CEO Austria Saint-Gobain). (Fotocredit: Saubermacher)

Porr, Saint‐Gobain und das Entsorgungsunternehmen Saubermacher bauen die erste Gips‐zu‐Gips‐Recyclinganlage Österreichs. Die gemeinsamen Initiative schont nicht nur natürliche Gipsvorkommen, sondern kommt auch dem gesetzlichen Deponieverbot zuvor. 

Ab Mitte 2025 soll die Recyclinganlage am Saint‐Gobain‐Standort in Stockerau in Betrieb gehen. In den Bau und die Logistiklösung investieren die Unternehmen insgesamt eine Summe von sieben Millionen Euro - dafür soll künftig mit einer Jahreskapazität von rund 60.000 Tonnen der gesamte Gips-Bedarf im Osten Österreichs gedeckt werden können. 

Kreislaufwirtschaft ist Teamarbeit

Porr und Saubermacher beteiligen sich aktiv am Rückbau‐ und Entsorgungsmarkt und kümmern sich um die Anlieferung des Gipsabbruchs. Saubermacher bietet dabei unter anderem digitale Logistiklösungen, um die Gipsabfälle der Baustellen transparent und nachvollziehbar zur Aufbereitungsanlage zu bringen. Die Porr wiederum recycelt jährlich etwa zwei Millionen Tonnen Baurestmasse und ist damit die größte Recyclerin in der österreichischen Baubranche. Der Großteil davon ersetzt auf eigenen Baustellen und Anlagen die Primärrohstoffe.

Nach der Aufbereitung wird der Recycling‐Gips (RC‐Gips) per Bahn nach Bad Aussee transportiert, wo der Trockenbauspezialist Saint‐Gobain aus dem Rezyklat wieder neue Gipskartonplatten (Rigips Platten) herstellt. Bis zu 40 Prozent Recyclinggips können in einer neuen Gipskartonplatte verarbeitet werden. Das schont den Rohstoff Naturgips. »Nur eine sektorenübergreifende Partnerschaft wie diese macht nachhaltiges und wirtschaftliches Recycling möglich«, betonten die Unternehmen.

Aktuell kann Verschnittmaterial von Gipskartonplatten nämlich noch äußerst kostengünstig deponiert werden. Das hat dazu geführt, dass bisher nahezu 100 Prozent des Abbruchmaterials auf den Deponien gelandet sind. Ab dem 1. Jänner 2026 wird das aber nicht mehr möglich sein - denn dann tritt das bundesweite Deponieverbot für Gipskartonplatten in Kraft. Das Gesetz soll die Kreislaufwirtschaft in der Baubranche weiter forcieren.

Ohne Trennung kein Recycling

»Gips ist endlos wiederverwertbar, aber damit Recyclinggips wieder in die Produktion von neuen Platten einfließen kann, müssen spezielle Qualitätskriterien erfüllt werden«, erklärte Peter Giffinger, CEO Austria bei Saint‐Gobain. Auf den Baustellen muss daher vorsortiert werden: »Unter anderem erheben wir bei der PORR gerade, welcher Grad der Zerkleinerung optimal ist, um eine gute Verarbeitung des Abbruchmaterials in der neuen Anlage zu ermöglichen«, so Porr COO Josef Pein. Der Aufwand rentiert sich aber nur, wenn auch genügend Material geliefert wird, stellte Ralf Mittermayr, CEO bei Saubermacher, klar. »Erfolgreiches Recycling ist nicht nur von der Qualität des Materials abhängig, sondern auch stark von der Menge.« Saubermacher sammelt Gipsabfälle beispielsweise über seine digitale Sammelplattform »wastebox« direkt dort, wo die Abfälle anfallen, und schult dort die getrennte Erfassung von Gipsabfällen.

Rohstoffversorgung sicherstellen

Gips ist ein natürlicher Rohstoff und wird im Bergbau oder als Nebenprodukt bei chemischen Prozessen und der Rauchgasentschwefelung von Kohlekraftwerken (REA‐Gips) gewonnen. Aufgrund des Green Deals der Europäischen Kommission sollen alle Kohlekraftwerke bis 2035 abgeschaltet werden, sodass die regionale Rohstoffversorgung noch mehr an Stellenwert gewinnt. Die Bundesregierung widmet sich dieser Aufgabe im Masterplan »Rohstoffe 2030«. Um einen Engpass beim Rohstoff Gips zu verhindern, soll verstärkt auf Wiederverwertung als ergänzende Quelle gesetzt werden.

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