Anlässlich des fünfzehnjährigen Firmenjubiläums sprechen die Ishap-Geschäftsführer Manuel Irrschik und Jan Hehenberger sowie Prokurist Thomas Korol im Interview mit dem Bau & Immobilien Report über die Anfänge des Unternehmens sowie neue Produkte und Lösungen – von der Personal- und Gebäudedokumentation bis zur Risikoanalyse.
Ishap wurde 2008 gegründet. Das erste Produkt war die Ishap-Card, ein Software-Produkt zur Personaldokumentation auf Baustellen. Wie kam es zu dieser Idee?
Thomas Korol: Ich war vor Ishap Projektleiter im Hochbau. Bei einer meiner Baustellen kam es zu einer Personalkontrolle. Es wurden Dokumente verlangt, die der Polier aber nicht hatte, weil sie ihm nicht zur Verfügung gestellt wurden. Da wurde mir klar, dass die Branche eine völlig neue Lösung braucht, eine Lösung, die die Ausführenden in der Dokumentation unterstützt. Das erste, was wir entwickelt haben, war ein einfaches Baustellenausweissystem. Mit der Arbeitsmarktreform 2008/2009 gingen wir eigentlich davon aus, dass sich der Dokumentationsaufwand reduzieren wird, aber das Gegenteil war der Fall. Es sind Rot-Weiß-Rot-Karten gekommen, es gab unterschiedliche Beschäftigungsbewilligungen und der Markt ist richtig explodiert.
2008 spielte die Digitalisierung in der Bauwirtschaft noch eine untergeordnete Rolle. Wie schwierig war es, die Branche von einer digitalen Lösung zu überzeugen – oder hat sie vielleicht sogar darauf gewartet?
Korol: Das System wurde sehr dankend angenommen, weil es schnell war. Statt zehn bis 15 Minuten dauerte eine Ausweiserstellung bei uns 30 Sekunden. Das war ein enormer Prozessvorteil.
Manuel Irrschik: Das Problem waren die fehlenden Geräte. Smartphones gab es kaum, nicht jede Baustelle hatte einen Computer oder Laptop. Wir waren mit die ersten, die etwas Digitales auf die Baustelle brachten. Da mussten wir vor Ort auch zeigen, wie das geht.
Jan Hehenberger: Das war und ist auch unser großer USP: dass wir auf aktuelle Bedürfnisse der Kunden reagieren. Damals war das unerlässlich, aber wir machen das auch heute noch. Am Anfang waren wir Ishap-Card, ein Name, den wir heute fast bereuen, weil wir viel mehr sind als ein Kartensystem. Unsere Lösung hilft, Personal zu dokumentieren und auch zu organisieren.
Irrschik: Durch die Arbeitsmarktreformen und neue Gesetze wie dem Ausländerbeschäftigungsgesetz oder dem Sozialbetrugsbekämpfungsgesetz stieg der Dokumentationsaufwand weiter. Wir haben mit jedem neuen Gesetz für mehr Sicherheit gesorgt und das Haftungsrisiko reduziert.
Hehenberger: Wir haben im Laufe der Jahre auch jede Menge Zusatzmodule entwickelt, die vom Markt gewünscht wurden. Wir haben unser Ohr nicht nur beim Kunden, sondern an der Baustelle.
Neben der Personaldokumentation bieten Sie auch Lösungen zur Gebäudedokumentation. Sie sagen über sich selbst, dass Sie den Dokumentationsalltag in der Baubranche revolutioniert haben. Worin genau besteht diese Revolution?
Korol: Bei der Gebäudedokumentation kommen wir aus der Bestandsanalyse. Es ist uns schnell bewusst geworden, dass es hier nicht nur ein Rechts- und Haftungsthema gibt, sondern dass es für die Wartung der technischen Anlagen auch digitale Prozesse braucht. Dafür haben wir für alle technischen Anlagen Prüf- und Befund-Apps entwickelt. Die App erinnert nicht nur, wann geprüft werden muss, sondern führt auch durch den Prüfprozess der Anlagen.
Die Häuser werden immer technischer, aber die Honorare der Hausverwaltungen steigen nur gering. Diesen Gap kann man nur mit Software-Unterstützung schließen. Unsere Pilotprojekte mit Genossenschaften und Bauträgern zeigen eine nachweisliche Zeitersparnis von 85 % in der Dokumentationsablage von Prüfungen.
Woran wird aktuell gearbeitet? Mit welchen neuen Lösungen oder Dienstleistungen darf die Branche rechnen?
Irrschik: Es gibt zwei Schienen: Es geht um die Sicherheit der ausführenden Firmen und um Haftungsausschlüsse in der Personaldokumentation. Da setzen wir stark auf Risikoanalyse und Predictive Analytics, um die Prüfungsprozesse zu verbessern.
Hehenberger: Gerade in Ostösterreich setzen fast alle Baustellen auf unser Ausweissystem. Da ist die Zutrittskontrolle mit Drehkreuzen der nächste logische Schritt. Bislang hatten wir diese Lösung als Kaufmodell, jetzt bieten wir diese Drehkreuzcontainer auch zur Miete an. Wir sind aber nicht nur Softwareanbieter. Wir bieten immer auch die Dienstleistung an, wir nehmen dem Kunden Arbeit ab. Und wir können die Komplexität reduzieren, indem wir sämtliche Dokumentationsleistungen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes mit einer Lösung abdecken können. Das ist auch eine Form der Revolution.
Mit Ishap-Risk haben Sie auch ein Tool zur Risikobewertung von Subunternehmen im Portfolio. Gewinnt die Risikoanalyse im aktuellen Umfeld an Bedeutung?
Korol: Die Bauwirtschaft ist schon immer eine risikoreiche Branche. Umso wichtiger ist ein Instrument, das anhand von Betrugsszenarien und -prozessen hilft, das Risiko zu minimieren. Wir arbeiten eng mit Behörden zusammen, um Betrugsmuster zu erkennen und entsprechende Algorithmen zu entwickeln.
Wie sehen diese klassischen Betrugsmuster aus?
Korol: Ein einfacher Algorithmus wäre die Kombination von Erkenntnissen aus der Scheinunternehmensdatenbank mit unternehmerischen Daten...
Hehenberger: Der große Vorteil ist auch, dass wir das Risikotool mit unserer Personaldokumentationslösung vernetzen. Ist etwa ein Unternehmen als Scheinunternehmen deklariert, wird der Zugang für alle Mitarbeiter verweigert. Das passiert in der Sekunde, in der das Ministerium die Bekanntgabe rausgibt. Das gilt auch für alle anderen Algorithmen.
Irrschik: Der Kunde kann sich die Lösung selbst konfigurieren, kann entscheiden, was für ihn in der Zusammenarbeit mit Subunternehmen wichtig ist, was absolute No-Gos sind.