Donnerstag, November 21, 2024
Weniger Förderungen im Wohnbau
Symbolbild (Fotocredit: iStock)

Der Knick im Wohnbau zeigt sich deutlich - auch in der Statistik: 2022 gingen die Baubewilligungen auf 63.000 zurück. Genauso sanken auch die Ausgaben für Wohnbauförderungen auf den tiefsten Stand seit 30 Jahren. Es braucht dringend neue Impulse, fordert der Fachverband Steine-Keramik.

»Wackelt die Bauwirtschaft, bebt der gesamte Standort. Die Ergebnisse unserer diesjährigen Wohnbauförderungsstatistik sind in mehrfacher Hinsicht besorgniserregend und alarmierend«, warnte Robert Schmid, Obmann des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie. Die Wohnbauförderungsstatistik wird alljährlich mit dem Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) erstellt - und weist besonders im Jahresvergleich auf eine negative Entwicklung hin. Lagen die Höchstwerte für baubewilligte Wohneinheiten beispielsweise 2019 noch bei über 85.000, so waren es 2022 nur mehr 63.000. Die Förderausgaben lagen 2022 mit 1,9 Milliarden Euro auf dem tiefsten Wert seit 30 Jahren. In Summe wurden österreichweit im gesamten Jahr 18.500 Wohneinheiten gefördert. Der Förderungsdurchsatz - das Verhältnis von baubewilligten zu geförderten Bauten - liegt bei Eigenheimen bei gerade einmal 20 Prozent.

»Die Bau- und Immobilienwirtschaft befindet sich in einer Abwärtsspirale, wie wir sie schon lange nicht mehr erlebt haben. Die verschärften Kreditvergaberichtlinien, das gestiegene Zinsniveau und die hohe Inflation sorgten dafür, dass der Neubau praktisch zum Erliegen gekommen ist. Gleichzeitig wird durch die steigende Bevölkerungszahl die Nachfrage nach finanzierbarem Wohnraum größer«, so Schmid. »Wenn hier seitens Politik nicht aktiv gegengesteuert wird, drohen Kollateralschäden auf mehreren Ebenen, wirtschafts- wie gesellschaftspolitisch.« Geeignete Gegenmaßnahmen seien beispielsweise eine Aufhebung der Schuldendienstquote oder eine Refundierung der Mehrwertsteuer auf Neubau oder Sanierung.

Die Ergebnisse im Detail:

  • Baubewilligungszahlen brechen weiter ein: Die Zahl der Baubewilligungen wird auch in 2023 weiter sinken - für heuer werden nur noch 51.000 baubewilligte Einheiten prognostiziert. Das ungünstige Umfeld lässt befürchten, dass viele baubewilligte Projekte nicht zur Umsetzung gelangen.

  • Wohnbaurate im Bevölkerungsschnitt und Bundesländervergleich: 2022 lag die Wohnbaurate (Wohnungsbewilligungen pro 1.000 Einwohner) bei 5,2. Im Jahr davor lag sie noch bei 6,3. Nach Schätzungen der IIBW wird sie 2023 nur mehr bei 3,9 liegen. Unter den österreichischen Bundesländern gab es im vergangenen Jahr nur in Wien überdurchschnittliche Neubauvolumina (6,8). In Salzburg (4,0) und in Oberösterreich (4,4) lagen sie unter dem Schnitt.

  • Einbruch der Förderungszusicherungen verfestigt sich: Der Rückgang der Förderzusicherungen aus 2021 hat sich auch 2022 fortgesetzt. Im letzten Jahr wurden 18.500 Wohneinheiten gefördert (14.700 großvolumig und 3.800 Eigenheime), das sind minus 30 Prozent gegenüber dem zehnjährigen Durchschnitt.

  • Förderungsdurchsatz stagniert auf tiefem Niveau: Entsprechend stagniert der Förderungsdurchsatz. Bei Eigenheimen liegt er nur noch in Tirol und Oberösterreich bei über 30 Prozent. Im Burgenland, Kärnten und Salzburg liegt er bei unter 12 Prozent, in der Steiermark und in Wien im einstelligen Bereich. Im großvolumigen Bereich verzeichnen Niederösterreich, die Steiermark und Oberösterreich vergleichsweise geringe Rückgänge zum langjährigen Durchschnitt. Die größten Rückgänge gab es im langjährigen Vergleich in Wien, Kärnten und dem Burgenland.

  • Bewegung bei der Sanierungsförderung: Die Ausgaben der Sanierungsförderung aus den Wohnbauförderungsmitteln stiegen im vergangenen Jahr um 4 Prozent auf 530 Millionen Euro. Es gab länderweise starke Unterschiede, besonders groß waren die Zuwächse im Vorjahresvergleich in Salzburg, Tirol und Kärnten. Rückläufig war die Entwicklung in Wien, der Steiermark und in Oberösterreich.   

Gegensteuern durch Refundierung

Laut Obmann Schmid brauche es nun dringend Impulse: »Aus unserer Sicht gibt es zwei wesentliche Hebel. Erstens eine praxisnähere Ausgestaltung der Vergaberichtlinien bei Wohnbaukrediten. Der 40 Prozent-Deckel auf das verfügbare Haushaltseinkommen ist sehr realitätsfremd und trifft gerade junge Familien. Hier braucht es eine An- bzw. Aufhebung. Zweitens braucht es unmittelbar wirksame Anreize, um den Wohnraumbedarf abzudecken. Etwa eine Refundierung der Mehrwertsteuer auf Neubau und Sanierung durch Vorsteuerabzug oder nicht rückzahlbare Zuschüsse«, so Schmid abschließend.

Die Studie zum Nachlesen finden Sie hier: www.baustoffindustrie.at

 

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