Dank einer guten Auftragslage im Tiefbau kann die Habau Group die Bauleistung stabil halten. Die Nummer vier am Markt kratzt weiter an der Zwei-Milliarden-Marke. Preisrückgänge bei zugekauften Produkten und Dienstleistungen werden laut CEO Hubert Wetschnig dazu führen, dass Bauen wieder billiger wird. Dass der steigende Wettbewerb nur über den Preis ausgetragen wird, glaubt er aber nicht.
»Der Habau Gruppe geht es gut. Wir profitieren davon, dass wir breit aufgestellt sind und die ganze Palette des Bauens abdecken«, sagt CEO Hubert Wetschnig gleich zu Beginn des Gesprächs mit dem Bau & Immobilien Report. Alle Konzernunternehmen würden über eine zufriedenstellend bis gute Auftragslage verfügen. Sorgen bereiten das Asphaltgeschäft des Tochterunternehmens Held & Francke, das seit drei Jahren deutlich rückläufig ist, und der Hochbau, speziell der private Wohnbau. »Der macht aber in der Gruppe nur rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus«, erklärt CFO Michael Mayer-Schütz.
Allerdings zeige die Krise im privaten Wohnbau auch Auswirkungen auf den öffentlichen Hochbau. »Für einen Schulbau in München, bei dem es früher vielleicht vier oder fünf Bieter gegeben hätte, sind kürzlich über zehn Angebote eingegangen«, so Mayer-Schütz. Allerdings ist dieses »Fischen in fremden Teichen« auch der Habau nicht ganz fremd. »Wir gehen jetzt selbst im Hochbau teilweise in Geschäftsfelder, die früher vielleicht nicht so attraktiv für uns waren, etwa in der Sanierung, aber nur in einem sehr geringen Ausmaß«, erklärt Wetschnig.
Im Gegensatz zum Hochbau liefert der Tiefbau deutlich mehr Grund zur Freude. Die Auftragslage ist laut Wetschnig sehr gut, das gilt vor allen für die auf den Stahlbrückenbau spezialisierte Tochter MCE, die fast drei Jahresumsätze in den Auftragsbüchern stehen hat.
Konjunkturdelle und Preisrückgänge
Die aktuelle Bauleistung der Habau Gruppe liegt bei rund 1,9 Milliarden Euro und damit in etwa auf dem Vorjahresniveau. Dass trotz der Übernahme des deutschen Schick Gruppe Ende 2022, die einen Umsatz von rund 150 Millionen Euro einbringt, die Zwei-Milliarden-Marke noch nicht geknackt wurde, zeigt laut Mayer-Schütz, dass das Volumen generell rückläufig ist. Die Marge liegt aktuell wie in den letzten Jahren »zwischen drei und vier Prozent«. Im kommenden Geschäftsjahr erwartet Wetschnig eine leichte Eintrübung. »Die Leistung wird in etwa gleich bleiben, aber die Marge wird sich eher Richtung drei Prozent bewegen.«
Für die Branche rechnet Wetschnig mit einer Delle von einem bis eineinhalb Jahren bevor es wieder bergauf geht. Er geht auch davon aus, dass das Bauen in Zukunft wieder billiger wird – trotz höherer Lohnabschlüsse. »Der Wettbewerb wird sicher härter werden, dazu kommt, dass zugekaufte Leistungen und Produkte schon jetzt deutlich günstiger sind.« Die Preise für Bewehrungsstahl hätten sich halbiert, außerdem rechnet Wetschnig mit Preisrückgängen im Bereich Ziegel und HLK.
Sorge, dass ein härterer Wettbewerb rein über den Preis ausgetragen wird und Projekte erst über Claim Management rentabel werden, hat Wetschnig aber nicht. »Die Mitarbeiter auf beiden Seiten wollen nicht mehr so arbeiten. Da hat sich einiges geändert, außerdem sind die Kalkulationen heute deutlich genauer als früher«, so der Habau-CEO. Die Habau will die Kunden mit Qualität und den Vorzügen eines Familienunternehmens überzeugen. Dazu zählen laut Wetschnig schlanke Strukturen, Handschlagqualität und gelebte Partnerschaft.
Dabei will die Habau immer öfter in Richtung Open Book und Early Contractor Involvement gehen. Denn bauen, so Wetschnig, können andere auch. Dass man sich nicht scheut, neues Terrain zu betreten, zeigt die Tatsache, dass die Habau mit den Talübergängen Sieggraben an der S31 der Asfinag und dem Rohbaustollen Angath der ÖBB aktuell gleich zwei Allianzmodell-Pilotprojekte umsetzt.