Was haben eine Baustelle und ein Tatort gemeinsam? Will man den wahren Ursachen von Schäden auf die Schliche kommen, muss man sich auf Spurensuche begeben. Hier beginnt die Arbeit forensischer Experten - auch am Bau. In Bad Vöslau startet dazu ein eigener Lehrgang.
Geht es um teure Schäden am Bau, werden oft Sachverständige bestellt, die schlüssige Beweise liefern sollen. Die Beweisführung unterscheidet sich dabei kaum von der kriminalistischen Vorgehensweise - naheliegend also, das auch bewährte Verfahren aus der Tatort-Spurensicherung zum Einsatz kommen. Seit fast einem Jahrhundert werden in der Forensik Spuren von organischen Anteilen durch Beleuchtung mit kurzwelligem Licht mittels Fluoreszenz sichtbar gemacht. Mithilfe spezieller forensischer Kameras hat Professor Andreas Rapp an der Leibniz Universität Hannover für die Prüfung der Verarbeitung von Werkstoffen am Bau ähnliche optische Verfahren entwickelt. Sie ermöglichen es, überzeugende Fotobeweise zu finden und die Übeltäter zu überführen.
Es werde Licht
Die optische Bauforensik macht sichtbar, was das menschliche Auge normalerweise nicht erfassen kann - beispielsweise Verunreinigungen durch Schimmel. Mithilfe einer derartigen Untersuchung lassen sich auch Risikoabschätzungen auf Baustellen treffen, um das Gesundheitsrisiko für Mitarbeiter*innen einzuschätzen, oder die bauliche Ausgangslage vor Sanierungen in Augenschein zu nehmen. Auch vor dem Kauf einer Immobilie schadet es sicherlich nicht, das Gebäude zuvor forenisch untersuchen zu lassen.
Sieht eigentlich ganz sauber aus - der Eindruck täuscht aber, siehe Titelbild. (Foto: Paul Michael Böhm)
„Menschen sind schwer von Tatsachen zu überzeugen, die sie nicht erkennen können, die sich unserer Sensorik entziehen“, weiß BVS-Präsident Peter Tappler. Erst mit Hilfe der bildgebenden optischen Bauforensik werden durchwachsene Strukturen und Schäden sichtbar. Die Technik kann Eiweißverbindungen und andere biologische Spuren nachweisen. Diese im normalen Lichtspektrum nicht oder kaum sichtbaren Spuren werden mit einer kurzwelligen Lichtquelle angestrahlt. Selbst übermalte Wasser- oder Schimmelschäden kann die Bauforensik so sichtbar machen.
Lehrgang „Fachkraft für Bauforensik“
Um diese Technik vernünftig anwenden zu können, ist Wissen notwendig. Die Grundlagen dazu werden im Lehrgang zur optischen Bauforensik vermittelt. Der nächste derartige Lehrgang startet am 16. Oktober in Bad Vöslau und richtet sich an Absolvent*innen einer höher bildenden Ausbildungsstätte (Universität, Hochschule, Fachhochschulen, HTL) für Architektur, Bautechnik, Bauphysik, Gesundheitswesen, Biologie, Immobilienmanagement, Baumeister und Gerichtssachverständige für einschlägige Fachgebiete.
Der zweitägige Lehrgang plus Prüfung kostet 1.850 Euro. Nach erfolgreich bestandener Prüfung wird das Zertifikat von der Personenzertifizierungsstelle MA 39 – Wien-Zert ausgestellt und ist dann fünf Jahre gültig. Danach besteht die Möglichkeit der Rezertifizierung.
Weitere Informationen und Anmeldung unter www.bv-schimmel.at/aktuelles/