Klingt wie aus dem letzten Jahrhundert? Ganz im Gegenteil. Moderne Gebäude können auch ohne Heizung oder Klimaanlage auskommen - und trotzdem stets angenehme Innentemperaturen bieten. Wie, das zeigt das neue Büroensemble ROBIN in der Aspern Seestadt - mithilfe des 2226-Prinzips.
Entwickelt wurde das Prinzip eigentlich schon 10 Jahre zuvor, im vorarlbergischen Lustenau. Am Firmensitz von Baumschlager Eberle Architekten sorgte schon damals ein Mix aus architektonischen Maßnahmen und cleverer Gebäudesteuerung dafür, dass die Temperaturen im Bürogebäude stets zwischen den namensgebenden 22 und 26 Grad Celsius liegen.
Benötigt werden allein massive Ziegelwände, die als Dämm- und Speichermasse dienen, und ein klug geplantes Zusammenspiel von Fassaden- und Fensterflächen, von Proportionen, Materialien und Licht. Elementar ist außerdem die smarte Gebäudesteuerung, die von der 2226 GmbH entwickelt wurde. Sie misst äußere und innere Bedingungen und nutzt sie intelligent zur Temperaturregelung. Geheizt wird durch die Abwärme der anwesenden Menschen, der technischen Geräte und der Beleuchtung. Sensorisch gesteuerte Lüftungsflügel regulieren die Temperatur und den CO2-Anteil und sorgen so für ein stets angenehmes Klima.
Stefan Corona, Geschäftsführer der 2226 GmbH, erklärt: „2226 ist eine Strategie, um den Energieverbrauch zu reduzieren und eine lange Lebensdauer zu erreichen. Dabei verwenden wir Ressourcen, die vorhanden sind: Frischluft, Materialien, Menschen und stimmen diese sinnvoll aufeinander ab. Die üblicherweise erforderliche aufwendige Hardware wird durch die intelligente 2226 Steuerungs-Software ersetzt. Diese sorgt dafür, dass die Messdaten der Sensoren, die Lüftungsflügel der Fenster zum optimalen Zeitpunkt betätigen, damit die Raumtemperatur immer im Wohlfühlbereich liegt.“
Von links: Peter Steurer, CFO Soravia, Stefan Corona, Geschäftsführer 2226 GmbH, Architekt Dietmar Eberle und Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich, bei der Besichtigung der Baustelle. 2226-Initiator Eberle erklärt: „Seit Ende der 70er Jahre habe ich mich intensiv mit energie- und kostenoptimiertem Bauen auseinandergesetzt. Während meiner Tätigkeit an der ETH in Zürich konnten die ersten aufwendigen bauphysikalischen Simulationen und deren Umsetzung in Software erfolgreich realisiert werden.“ (Foto: Julian Eisenkirchner)
Kluge Klima-Architektur im Nordosten Wiens
Baumschlager Eberle Architekten und die 2226 GmbH haben bereits zahlreiche Gebäude nach dem 2226-Prinzip realisiert. In dem Vorzeige-Stadtteil Seestadt Aspern in Wien enstehen nun gleich drei neue Bürogebäude dieser Art: Seit vergangenem Oktober baut Projektentwickler Soravia ein Gebäudeensemble mit dem Namen ROBIN. Der Komplex beinhaltet insgesamt drei separate Low-Tech-Häuser zu je fünf Geschossen. Lange wird es nicht mehr dauern, schon 2024 sollen sie fertiggestellt werden.
„Unser Ziel ist es, mit ROBIN den nachhaltigsten Workspace der Stadt Wien zu errichten. Das 2226-Prinzip hat uns vor allem aufgrund des smarten und innovativen Ansatzes und dem Zusammenspiel von Technik und dem natürlichen Baustoff Ziegel begeistert“, meint Peter Steurer, CFO der Soravia. Der Projektentwickler will das Prinzip auch bei zukünftigen Bauunternehmungen in Österreich und Deutschland umsetzen.