Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht der neue Geschäftsführer von Rockwool Österreich, Georg Pehn, über die ersten Monate in einem schwierigen Umfeld. Bei der Vorbereitung auf unterschiedliche Szenarien orientiert sich Pehn am Segelsport. Er weiß auch, was »in rauer See« zu tun ist.
Sie sind in einer sehr turbulenten Zeit, geprägt von hoher Inflation und einem prognostizierten starken Rückgang der Wohnbautätigkeit mit Jahresbeginn in die Geschäftsführung bei Rockwool Österreich eingezogen und mittlerweile alleiniger Geschäftsführer vor Ort in Wien. Wie sind die ersten Monate verlaufen?
Georg Pehn: Tatsächlich ist die aktuelle Situation in der Baubranche aufgrund vieler Faktoren herausfordernd und selektiv. Aus meiner Sicht hat sich das aber schon im zweiten Halbjahr 2022 abgezeichnet: Die damals endende »Null-Zins-Politik« oder gar »Negativ-Zins-Politik« dämpfte den Betongoldrausch auf hohem Niveau. Somit habe ich gewusst, unter welchen Rahmenbedingungen ich zu Rockwool wechsle. Aber was könnte in der Baubranche und den aktuellen Zeiten krisensicherer sein als nachhaltige und kreislauffähige Gebäudedämmung? Das spannende Thema und die attraktive Marke haben mich angezogen.
Was erwarten Sie vom restlichen Jahr? Auf welche verschiedenen Szenarien ist Rockwool Österreich wie vorbereitet?
Pehn: Die oberste Regel in rauer See ist, seine Kosten im Griff zu haben, das Unternehmen effizient aufzustellen und die Mannschaft zu Höchstleistungen zu motivieren. Das verlangt ein sehr aktives Management und gehört zu den Pflichten jedes verantwortungsvoll agierenden Managementteams. Bei schönem Wetter ist es leicht, zu segeln. Unterschiedliche Szenarien werden dabei wohl nur durch die Länge der Herausforderung definiert sein, die wiederum durch die Dauer der Inflation und die Dauer der »Hoch-Zins-Phase« bestimmt werden wird.
Welches Szenario ist aus Ihrer Sicht das realistischste?
Pehn: Ich denke, dass wir uns gedanklich für längere Zeit auf höhere Wohnbaufinanzierungskosten einstellen werden müssen, aber gebaut wurde letztlich immer. Wenn die Katerstimmung erst einmal verflogen ist, wird der Ruf nach Wohnraum wieder gehört werden.
Das Thema Nachhaltigkeit prägt aktuell die ganze Branche. Wie sehr kommt Ihnen diese Themensetzung als Hersteller von Steinwolle-Dämmstoffen entgegen?
Pehn: Die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind nicht nur eine temporäre »Themensetzung«, sondern betreffen jeden Einzelnen. Jeder von uns hat bei diesen Energiepreisen schnell selbst in der Brieftasche gesehen, welches Thema uns allen unter den Nägeln brennt und dringend einer Lösung bedarf. Energiesparen auf der einen Seite und sich gegen sommerliche Überhitzung auf der anderen Seite abzusichern, wird für Jahrzehnte gesetzt bleiben und an Wichtigkeit und Dringlichkeit noch deutlich zunehmen. Somit fühle ich mich absolut zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Wie wollen Sie Rockwool positionieren, wie vom Mitbewerb abheben?
Pehn: Unser Mitbewerb besteht ja nicht nur aus Steinwolle, sondern weiter gefasst aus allen Dämmstoffherstellern. Jeder Hersteller hat seine Berechtigung und seinen Platz im Markt, sofern er sich an die strengen Qualitätskriterien und Normen hält. Wichtig ist, dass wir gemeinsam den Markt für energieeffiziente Gebäude der Zukunft aufbereiten und wir es durch gemeinsame Kraftanstrengung schaffen, dass z. B. vor dem Fördern von Heizungsanlagen zuerst die energetische Sanierung der Gebäudehülle gefördert wird.
Wie sieht Ihre mittel- und langfristige Strategie für Rockwool Österreich aus?
Pehn: Kurz- und mittelfristig sind die Schwerpunkte in den jeweiligen, sehr stark unterschiedlich funktionierenden Segmenten wie Wärmedämmverbundsystem, Flachdach oder Hochbau auch entsprechend unterschiedlich gesetzt. Allem voran ist sicherlich die Ausrichtung der Vertriebsmannschaft zu nennen. Rockwool Österreich hat sehr viel Potenzial und ich freue mich auf die nächsten, mit Sicherheit intensiven Jahre.
Welche konkreten Ziele haben Sie sich für Ihr erstes Jahr als Geschäftsführer gesetzt?
Pehn: Segel setzen!