Von den Turbulenzen im immer schwieriger werdenen Immobilienumfeld - insbesondere im Segment Wohnen - bleibt der BIG Konzern weitestgehend verschont. Die Bundesimmobiliengesellschaft investierte 2022 rund 900 Millionen Euro in Bildungsbau sowie Büro- und Wohnimmobilien. Bis 2040 will die BIG außerdem rund zwei Milliarden Euro in CO2-neutrale Gebäude investieren.
Das vergangene Jahr stellte die Branche vor vielfältige Herausforderungen; erhöhte Baukosten, steigende Zinsen, ein merklicher Rückgang bei Wohnungseigentumsverkäufen und ein zunehmend spürbarer Personalmangelbelasten belasteten den Markt massiv. Durch die Umsetzung und Finalisierung mehrerer Großprojekte, beispielsweise dem Med Campus Graz, dem Studienzentrum der Montanuniversität Leoben sowie der Parlamentssanierung, wirkte die BIG als Anker im volatilen Marktumfeld. Das operative Ergebnis erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Millionen Euro auf 745 Millionen Euro, das EBIT lag mit 1,5 Milliarden Euro ebenfalls deutlich über dem Vorjahreswert.
Das Portfolio der BIG umfasste Ende des Geschäftsjahres 2.020 Liegenschaften im Wert von rund 16 Milliarden Euro (Fair Value) (Vorjahr: 14,9 Milliarden Euro). Fast 100 Prozent des vermietbaren Bestands konnten vermietet werden - dementsprechend gut fielen auch die Mieterlöse mit 955 Millionen Euro aus, rund 42 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Diese Steigerung resultiert vor allem aus Projektfertigstellungen, Neuvermietungen und Ankäufen, bei denen es sich vorrangig um Liegenschaften für Bildungseinrichtungen sowie Bürogebäuden (Zuständigkeitsgebiet der ARE) handelte.
ARE baut Büro-Portfolio aus
Das Immobilienportfolio der BIG-Tochter ARE (Austrian Real Estate) umfasste Ende 2022 582 Liegenschaften, ein Großteil (76 Prozent der Fläche) davon Büroimmobilien. Auch bei der ARE wurde vergangenes Jahr fleißig gebaut, sowohl bei den großen Stadtteilentwicklungsprojekten wie dem VIENNA TWENTYTWO, VILLAGE IM DRITTEN und WILDGARTEN in Wien, als auch bei kleineren Projekten konnten deutliche Fortschritte erzielt werden.
Das Investitions- und Entwicklungsvolumen belief sich auf insgesamt rund 340 Millionen Euro. Der Fokus lag dabei auf Investitionen ins Bestandsportfolio, darunter Neubau- und Generalsanierungsprojekte, beispielsweise die Sanierung und Erweiterung des Sicherheitszentrums Tirol, der Neubau des Einsatztrainingszentrums in Eisenstadt, sowie der Neubau des Bezirksgerichts in Seekirchen (bei Salzburg).
Ein Großkauf der ARE ist das aus vier Gebäuden bestehende Ensemble "Green Worx". Die Liegenschaft verfügt über 17.000 m² Mietfläche und ist zu 99 Prozent vermietet. Angekauft wurde auch eine Liegenschaft in der Sonnwendgasse 11-13 in Wien Favoriten. Hier sind auf rund 9.200 m² unter anderem das Bundesministerium für Finanzen mit der Bundesfinanzakademie, 40 an das Nachbargebäude angeschlossene Hotelzimmer, sowie eine Billa- und eine Oberbank-Filiale eingemietet.
Die gesamte vermietbare Fläche der ARE betrug Ende 2022 knapp 2 Miilionen m². Der Portfoliowert (IFRS Buchwert) belief sich zum Stichtag auf vergleichsweise leicht gestiegene 4,2 Milliarden Euro.
Instandhaltung und Sanierung als größter Hebel zur CO2-Neutralität
Der Gebäudesektor ist für rund ein Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Die BIG sehe es als ihre Aufgabe, ihre Immobilien möglichst nachhaltig zu bauen als auch klimaneutral mit Energie zu versorgen, so die Geschäftsführung. Dazu hat man unter anderem ein Programmpaket (10 BIG Points für Nachhaltigkeit) aufgestellt, das Maßnahmen für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, die Verwendung ökologischer Baustoffe sowie die Förderung von Sonnenenergie, Kreislaufwirtschaft und Biodiversität vorsieht.
Das VILLAGE IM DRITTEN ist ein Beispielprojekt für nachhaltigen Bau, wie ihn sich der BIG Konzern vorstellt. Für das rund 11 ha große Gelände werden Erdwärmebohrungen durchgeführt, die später für eine autonome, CO2-neutrale Wärmeversorgung genutzt werden sollen. (Bild: Markus Schieder)
Bis 2040 sollen zusätzlich rund 2 Milliarden Euro in die CO2-Neutraliät investiert werden. „Die Erhaltung und energieeffiziente Ausgestaltung von Gebäuden für zeitgemäße Nutzungen ist eine wertvolle und notwendige Schonung von Ressourcen, mit der wir gezielt neue Bodenversiegelung verhindern“, so Hans-Peter Weiss, CEO des BIG Konzerns. „Die Investition in den Bestand ist in der Regel auch wirtschaftlich sinnvoll, gerade bei steigenden Grundstückspreisen, hohen Baukosten und steigenden Finanzierungskosten.“ Dort, wo sich eine Sanierung technisch und wirtschaftlich sinnvoll nicht umsetzen lasse, setze die BIG auf Ersatzneubauten oder einen verantwortungsvollen Rückbau.
Nachhaltige Konzepte für den Neubau
Im Neubau sollen künftig modernste Technologien für den Klimaschutz zum Einsatz kommen. Ein Beispiel dafür ist das aktuell größte Stadtentwicklungsprojekt, das VILLAGE IM DRITTEN in Wien: Auf 11 ha Quartiersfläche entwickelt die ARE hier ein Anergienetz, das den Stadteil weitgehenden klimaneutral machen soll.
Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts sind unter anderem (rund 500) Erdwärmesonden, dazu Photovoltaikanlagen auf den Dächern und eine optimierte Energienutzung, ‑verteilung und -speicherung über eine Software zur Anlagensteuerung. Bis 2026 werden im VILLAGE IM DRITTEN gemeinsam mit der Stadt Wien und weiteren Partnern rund 2.000 Wohnungen – die Hälfte davon gefördert oder preiswert – für rund 4.000 Bewohner*innen errichtet. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und der Bildungsdirektion Wien errichtet die BIG auf dem Areal außerdem eine Schule (AHS) für rund 850 Schüler*innen.
(Titelbild: David Schreyer)