Die Forschungsprojekte »BIM2KALK« und »BIM Parameter für Baustoffe« sind die nächsten Schritte zu einer gemeinsamen BIM-Sprache.
Die Suche nach einer gemeinsamen Sprache beschäftigt die BIM-Community schon lange. Sie ist nötig, um Informationen zum BIM-Modell zwischen Projektpartnern austauschen zu können. Dafür braucht es ein standardisiertes BIM-Vokabular, um damit einheitliche Schnittstellen und Definitionen für die Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen und Softwaretools zu schaffen. Mit der ÖNORM A 6241-2 »Digitale Bauwerksdokumentation« wurde der Grundstein für diese gemeinsame Sprache bereits gelegt. Die Norm basiert auf dem internationalen Standard IFC, der den offenen Austausch von BIM-Daten ermöglicht.
Mit den Forschungsprojekten »BIM2KALK« und »BIM Parameter für Baustoffe« wurde nun der Versuch unternommen, dieses Normenwerk so zu erweitern, dass schrittweise der gesamte Planungs- und Bauprozess und die in Österreich notwendigen baulichen Spezifika in einer einheitlichen Sprache abgebildet werden können.
BIM pushen
Die beiden Projekte verfolgen mehrere allgemeine Ziele. Zum einen soll BIM für die Bauwirtschaft operativ nutzbar gemacht werden. Vor allem KMU soll ein Zugang zu einheitlichen und standardisierten Kommunikationsformaten ermöglicht werden. Weiters soll durch standardisierte Eigenschaften verhindert werden, dass ein Gebäudemodell für verschiedene Anwendungsfälle wie Kostenkalkulation, Ablaufplanung, oder verschiedene Simulationen immer wieder neu erstellt werden muss. Vielmehr sollen Daten, die ins Modell eingetragen wurden, den Partnern in der digitalen Wertschöpfungskette zur Verfügung stehen. Und schließlich soll ein Umdenken in der Branche unterstützt und Kooperation und gemeinsames Arbeiten erleichtert werden.
Konkret verfolgt das Projekt BIM2KALK das Ziel, möglichst viele der für eine Ausschreibung/Kalkulation erforderlichen Informationen von Bauprojekten, wie z. B. Betongüte für Wände oder die Anzahl der Auftritte bei Treppen, direkt aus einem BIM-Modell herausziehen zu können. Dieser Prozess kann anschließend mit Hilfe geeigneter Softwaretools (teil-)automatisiert werden.
Eine ähnliche Aufgabe stellt sich bei der Definition von BIM-Properties für Baustoffe: hier werden alle planungsrelevanten Informationen für Bauteile im Hochbau in BIM abgebildet. Daher werden die BIM-Definitionen nach Produktgruppen festgelegt. Auch hier sind es vor allem alphanumerische Informationen, die zu definieren sind, wie etwa die Einbruchhemmungsklasse von Fenstern, die Art der Dacheindeckung von Dächern oder der Wärmedurchgangskoeffizient bei Fenstern. Ziel ist es, dass generische Planungsparameter für Ausschreibungen anschließend durch konkrete Produktparameter von Herstellern nach der Auftragsvergabe ersetzt und mit zusätzlichen Leistungsparametern der Baustoffe angereichert werden können.
Ergebnisse und Ausblick
Von Juni 2021 bis September 2022 wurden in den beiden Projekten über 30 Workshops mit Expert*innen abgehalten und mehrfache Qualitätssicherungen durchgeführt. Die Ergebnisse der Leistungsbeschreibung Hochbau (LB-HB), Leistungsgruppe LG 07 (Stahlbeton) wurden bereits vom Normungsgremium freigegeben und werden nun auf den Datenhost »Merkmalserver« der Universität Innsbruck integriert. Danach werden sie der Branche kostenfrei zur Verfügung stehen.
Die Leistungsgruppen LG 39 (Trockenbau) und LG 44 (Wärmedämmverbundsysteme) befinden sich aktuell in Begutachtung. Alle BIM-relevanten Merkmale der weiteren Leistungsgruppen der LB-HB werden noch in Q1 2023 fertiggestellt und Austrian Standards übergeben. Es ist im Laufe dieses Jahres damit zu rechnen, dass der Branche eine umfängliche BIM-Übersetzung der Leistungsbeschreibung Hochbau vorliegt. Die Ergebnisse des Projektes BIM Parameter für Baustoffe mit 15 Baustoffgruppen werden bis Sommer 2023 vorliegen.
BIM2Kalk wird von Digital findet Stadt koordiniert, BIM Parameter für Baustoffe von der Zukunftsagentur Bau.
(Titelbild: Streitfelder)