Kaum fertiggestellt, schon ausgezeichnet: Für den gerade erst errichteten Bildungscampus Deutschordenstraße wurde Vasko+Partner der GBB-Award verliehen. Der Award zeichnet Projekte aus, die einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit legen. Der Bildungscampus in Wien Penzing wird nicht nur mit Geothermie fossilfrei beheizt, sondern verfolgt außerdem ein spezielles Konzept für Inklusion und Barrierefreiheit.
Der neue Bildungscampus Deutschordenstrasse wurde als PPP-Projekt organisiert und nach den Plänen von Shibukawa Eder Architects errichtet. Vasko+Partner unterstützte gemeinsam mit den Architekten die Projektplanung, vor allem bei der Tragwerksplanung, Haustechnik, Elektrotechnik, Bauphysik, Brandschutz, Kostenermittlung und Projektmanagement. „Wir bedanken uns herzlich. Der Preis zeichnet vor allem den nachhaltig engagierten Bauherren, die Stadt Wien, und Shibukawa Eder Architects ZT GmbH aus“, so Carl Thümecke, Geschäftsführer und Partner Vasko+Partner, der gemeinsam mit Martina Eichberger, Abteilungsleitung Bauphysik Vasko+Partner, den Preis entgegennahm.
Eine besondere Herausforderung stellte die Bauphysik dar: „Dabei ist es erstmalig gelungen, fossilfreie Beheizung beziehungsweise Bauteilaktivierung mit besonders behaglicher Raumakustik zu kombinieren. Mit reduzierten, dafür umso effizienteren Materialeinsatz wurde ein Raumakustikkonzept umgesetzt, welches sich nicht nur auf den Einsatz von nachhaltigen, langlebigen und wiederverwertbaren Baustoffen beschränkt, sondern eine sehr gute Raumakustik bzw. Hörsamkeit für eine Schule mit sonderpädagogischen Schwerpunkt schafft“, erklärt Thümecke. Im Fokus des raumakustischen Konzepts standen Inklusion und Barrierefreiheit: Die Unterrichtsräume und Aufenthaltsbereiche sind so gestaltet, dass die Integration von hörbeeinträchtigten Kindern und jenen mit Deutsch als Zweitsprache bestmöglich stattfinden kann.
„Wir bedanken uns herzlich. Der Preis zeichnet vor allem den nachhaltig engagierten Bauherren, die Stadt Wien, und Shibukawa Eder Architects ZT GmbH aus“, freute sich Carl Thümecke (6. v. l.), Geschäftsführer und Partner Vasko+Partner, der gemeinsam mit Martina Eichberger (7.v.l.) , Abteilungsleitung Bauphysik Vasko+Partner, den Preis entgegennahm. (Bild: V+P/GBB)
Augenmerk auf Freiraum
Der Bildungscampus entstand auf einem rund 3,2 Hektar großen Areal in der Nähe des Bahnhofs Hütteldorf. Im östlichen Teil des Grundstücks ist noch eine Wohnbebauung mit zirka 450 Wohneinheiten vorgesehen. Rund 12.000 Quadratmeter an Fläche stehen dafür zur Verfügung. Die übrigen Freiflächen wurden neben den Spiel- und Sportanlagen als besonders grüne Bereiche vorgesehen. Mithilfe einer vielfältige Bepflanzung sollen hier aktive, aber auch ruhige Zonen geschaffen werden.
Das Gebäude selbst gliedert sich in fünf Geschosse und fungiert als eine Art Schallschutzmauer. Den Innenraum prägen kurze und einfache Wege: Dafür wurden Speisesäle und Kreativbereiche um eine zentrale Erschließungsfläche angeordnet. Der Bildungscampus verfügt insgesamt über einen 12-gruppigen Kindergarten, zwei Ganztagsschulen (Volksschule und Neue Mittelschule) mit insgesamt 29 Klassen, Räume für Sonderpädagogik und eine Musikschule sowie drei Turnsäle und eine großzügige Freifläche. Die Sportanlage steht außerhalb der Betriebszeiten des Bildungscampus auch den Bewohnern der Umgebung zur Verfügung.
Fossilfrei temperieren
Auch in puncto Gebäudetechnik ist der neue Bildungscampus ein neues Highlight der Stadt: Erdwärme und Bauteilaktivierung – trotz abgehängter Decke – sorgen für eine nahezu fossilfreie Beheizung und Gebäudeentwärmung. Zum Heizen und Temperieren dient eine Wärmepumpenanlage mit einer maximalen Heizleistung von 375 kW. Geothermie und Erdwärme werden als Wärmequellen für die Pumpen genutzt. Im Winter wird dabei das Erdreich rund um das Sondenfeld durch den Wärmeentzug abgekühlt. Die Lüftung bildete dabei eine wesentliche Schnittstelle zur Bauphysik. Die hohen Ansprüche an die Raumakustik können nur umgesetzt werden, wenn die Fenster während des Unterrichts geschlossen bleiben. Damit werden sowohl unerwünschte Schallimmissionen vermieden wie auch das Eindringen von zu warmer oder zu kalter Luft.
Um das Wärmepotenzial des Erdreichs nicht auf Dauer zu senken, ist im Sommer eine Regeneration vorgesehen. Die erfolgt durch Aufwärmen des Erdreichs, dabei dient die Geothermie hier als Wärmesenke. Damit wird einerseits das Sondenfeldes durch ausgeglichene Lastfälle geschont, zum anderen das Gebäude entwärmt. „Es war die klare Vorgabe vom Bauherren, dass das Energiekonzept ausschließlich auf erneuerbare Energie aufbaut. Der Bauplatz war ideal, um Tiefensonden zu errichten und auch die aktive und passive solare Nutzung zu ermöglichen. Der Architekt ist hier besonders auf die Ansprüche der Haustechnik und auch auf die Bauphysik, im Zusammenhang mit der Haustechnik, eingegangen“, erläutert Stefan Zisser, Gebäudetechnik-Verantwortlicher bei Vasko+Partner. Durch Gebäudesimulationen konnten Optimierungspotentiale rasch erkannt werden – ohne Einbußen bei Komfort oder Investitionskosten.
(Titelbild: Tschinkersten)