Die Österreichische Bautechnik Vereinigung und Heid & Partner veranstalteten über den Dächern Wiens ihre dritte Jahrestagung „Partnerschaft mit Baupraxis“. Thema waren insbesondere die ersten fertiggestellten Pilotprojekte mit kooperativen Verträgen.
Titelbild: Volles Haus im Tech Gate (Credit: ÖBV)
Nach Fertigstellung des ersten Allianzprojekts Deutschlands, „Kattwykbrücke - Hamburg Port Authority“, gab es ein äußerst positives Resümee: Man habe mit einem erarbeiteten „Wir“-Gefühl lösungsorientiert, mit transparenter Kostenverfolgung, gemeinsamer Zielpreisentwicklung und gemeinsamer Risikoidentifizierung gearbeitet. Johann Herdina, Bauvorstand bei der Tiwag, brachte nach 40 Jahren Berufserfahrung in seinem Abschiedsvortrag seine Erfahrungen mit dem Allianzvertrag ein: „Strategien zur Streitvermeidung, wie das Allianzmodell, sind viel wertvoller als vollendete Streitbeilegungsverfahren.“
Die Deutsche Bahn beginnt ihr erstes Partnerschaftsprojekt „Neues DB-Werk Cottbus“ mit einer Investitionssumme von einer Milliarde Euro. Es soll das modernste Instandhaltungswerk des Konzerns werden. Dazu Hubert Rhomberg: „Die Kosten, Termine und Qualitäten bis dato sind bei DB-Cottbus eingehalten. Das Allianzmodell funktioniert, wenn sich alle darauf einlassen.“ Die Endverhandlungen zum ÖBB-Pilotprojekt „Rohbaustollen Angath“ wiederum werden, wie das Pilotprojekt der Asfinag „S31-Talübergänge über die Sieggräben“ erst gegen Ende 2022 beauftragt. Andreas Fromm, Geschäftsführer der Asfinag, meint aber: „Die Durchführung von Hearings wurde als sehr wertvoll anerkannt und wird bei den nächsten Projekten mit Allianzmodell mit höherer Gewichtung zur Anwendung kommen.“
Bei der Podiumsdiskussion „Partnerschaft und Kulturwandel“ nahm Moderator Thomas Pöll bei Vertretern von Auftraggebern, - Nehmern und Konsulenten eine Bestandsaufnahme vor: Jürgen Raschendorfer, Vorstand Porr, meinte: „Wir Älteren müssen uns für den Kulturwandel bei der nächsten Generation öffnen.“ Andreas Fromm entgegnete: „Nicht jedes Projekt eignet sich für ein Allianzmodell. Da wäre es auch unklug, die Mitarbeiter damit zu überfordern.“
Caroline Palfy, Geschäftsführerin Handler, blickt technologieoffen in die Zukunft: „Wir sind kein attraktiver Arbeitgeber, wenn wir nicht einiges ändern. Lean Construction, BIM und Allianzverträge sollten uns dabei helfen, dass die Logistik auf der Baustelle wesentlich verbessert werden kann.“ Reinhold Hödl, Leiter der Projektumsetzung bei ÖBB-Infrastruktur setzt auf Kommunikation - vor allem mit den eigenen Mitarbeiter*innen : „Die Führung muss den Mitarbeitern das Gefühl für Konsensbereitschaft geben, denn der Kulturwandel beginnt nicht erst auf der Baustelle, sondern bereits vorher in den eigenen Häusern.“