Samstag, Februar 22, 2025

Mit der modernsten Asphaltmischanlage Österreichs in Hausleiten will die Strabag den Kreislaufgedanken auf die Straße bringen. Doch die Nachfrage der Auftrageber*innen ist noch gering. Um zu zeigen, wozu die Anlage fähig ist, hat Unternehmensbereichsleiter Reinhard Kerschner bei seiner privaten Hofeinfahrt einen 70-prozentigen Recyclingasphalt einbauen lassen. 

Bei der herkömmlichen Asphaltherstellung wird als Bindemittel Bitumen eingesetzt, das aus Erdöl gewonnen wird und dafür sorgt, dass die einzelnen Asphaltkörner aneinanderhaften. Bei aufbereitetem Asphalt ist das Bitumen bereits enthalten. So werden durch Asphaltrecycling nicht nur Gestein, sondern auch fossile Rohstoffe eingespart.

Für das Asphaltrecycling wird alter, brüchiger oder rissig gewordener Asphalt abgetragen und mit einer Asphaltfräse vor Ort zerkleinert. Das Altmaterial wird dann zu einer Asphaltsammelstelle gebracht und dort zur Wiederverwendung aufbereitet. Im ersten Schritt wird der Asphalt hierzu weiter zerkleinert und gesiebt, bis nur noch Teile in einer Korngröße von unter 22 mm übrigbleiben. Dieser zerkleinerte und versiebte Altasphalt, der so ähnlich aussieht wie Schotter, kann nun zu einem gewissen Anteil dem neuen Material in der Asphaltmischanlage beigemischt werden. 

Potenzial bei 100 Prozent

In der Asphaltmischanlage gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wie der Recyclingasphalt dem neuen Material zugegeben werden kann: kalt oder warm. Bei der sogenannten Kaltzugabe lassen sich heute bis zu 25 % der benötigten Menge als Recyclingasphalt beimischen. Bei der Warmzugabe sind es noch weit mehr; theoretisch sogar bis zu 100 %. Auch als ungebundene Tragschicht kann der recycelte Asphalt nach dem Zerkleinern und Sieben eingesetzt werden. Die modernste Asphaltmischanlage Österreichs wird von der Strabag im niederösterreichischen Hausleiten betrieben. Hier entsteht ein Asphaltgemisch, das im Regelfall zu 50 % aus recyceltem Asphalt besteht. Bei einigen Sorten sind es schon 70 % und theoretisch kann hier künftig auch Asphalt produziert werden, der vollständig aus Altasphalt besteht.

Die aktuell von der Strabag in Österreich verbauten 385.000 Tonnen Recyclingasphalt, sind laut Reinhard Kerschner, Unternehmensbereichsleiter Österreich bei der Strabag und verantwortlich für den Verkehrswegebau, längst nicht das Ende der Fahnenstange. »Aus unserer Sicht könnte aber in vielen Fällen noch weit mehr Recyclingasphalt verwendet werden, ohne nennenswerten Qualitätsverlust«, sagt Kerschner.

Anhand der bisherigen Kundenanfragen und ausgeschriebenen Projekte aus öffentlicher Hand hätte man bislang aber noch nie zeigen können, was das Potenzial der Anlage in Hausleiten ist. »Die in den Kundenprojekten geforderten Recyclinganteile liegen bei rund 20 %, vereinzelt bei maximal 50 %. Das schöpft das Potenzial der Anlage nicht aus. Das liegt vor allem an bisher gängigen Normen und Vorschriften, aber auch an spezifischen geforderten Produkt-Beschaffenheiten«, sagt Kerschner und hat kurzerhand selbst für ein erstes Referenzprojekt gesorgt. Im Zuge der Revitalisierung seines 500 Jahre alten Bauernhofs hat Kerschner die Hofzufahrt mit 70-prozentigem Recyclingsasphalt erneuern lassen. »Theoretisch würde es auch mit 100 % Altasphalt funktionieren. Gemeinsam mit unseren Kolleg*innen von der Strabag TPA sind wir allerdings noch dabei, daran zu forschen, wie wir mehr als 70 % Recyclinganteil in der Praxis umsetzen können«, so Kerschner.

Mit der Erneuerung seiner Hofeinfahrt hat Reinhard Kerschner, Unternehmensbereichsleiter Österreich bei der Strabag, selbst für ein Referenzprojekt für Recyclingasphalt gesorgt.

Hoffen auf die Politik

Vom Gesetzgeber erhofft sich Kerschner, dass der zugelassene Anteil von Ausbauasphalt in der Asphaltproduktion erhöht wird. »Daher führen wir den Dialog mit den zuständigen Behörden sowie Auftraggeber*innen, um einheitliche Standards zu schaffen und sie davon zu überzeugen, mehr recycelten Asphalt zuzulassen als dies bisher meist der Fall ist«, so Kerschner. 

(Bilder: Strabag) 

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