Die Ergebnisse der aktuellen Wohnbauförderungsstatistik, die jährlich vom Fachverband der Stein- und keramischen Industrie mit dem Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) erstellt wird, spiegelt die massiven wirtschaftlichen Verwerfungen und die multiplen Krisen wider. Einzig bei der Sanierungsförderung gab es positive Signale.
„Erstmal seit vielen Jahren gab es im vergangenen Jahr sowohl bei den Baubewilligungen als auch bei den ausgeschütteten Fördermitteln und den geförderten Wohneinheiten gleichzeitig massive Rückgänge“, hebt Robert Schmid, Obmann des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie hervor. „Die steigenden Baukosten aufgrund zunehmender Energiepreise und neugeordneter Lieferketten trugen dazu bei, dass immer seltener Fixpreisangebote abgegeben werden konnten. Diese Variabilität dämpfte natürlich die Nachfrage“, so Schmid.
Wurden 2020 noch 78.000 Wohneinheiten baubewilligt, waren es 2021 nur mehr 73.000. Für das laufende Jahr 2022 wird nur mehr mit 62.000 Baubewilligungen gerechnet. Die Ausgaben der Wohnbauförderung durchschlugen 2021 die 2 Mrd.-Grenze nach unten und beliefen sich auf 1,91 Mrd. Euro. Dies ist ein Rückgang von 6 Prozent gegenüber 2020 und der niedrigste Wert seit 30 Jahren. Damit einhergehend sind auch die Förderungszahlen stark rückläufig. Österreichweit wurden im letzten Jahr nur noch 18.400 Wohneinheiten gefördert. Der Förderungsdurchsatz – das Verhältnis von baubewilligten zu geförderten Bauten – ist bei Eigenheimen unter 15 Prozent gesunken.
Einzig bei der Sanierungsförderung gab es im vergangenen Jahr einen positiven Trend – die Zahl der gefördert sanierten Wohneinheiten (Eigenheime und Geschosswohnungen) stieg um 20 Prozent auf 72.000. „Vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise und der dringenden Notwendigkeit, den Energieverbrauch zu reduzieren, kann die Bedeutung der Sanierungsförderung nicht hoch genug eingeschätzt werden“, hebt Schmid hervor.
Wolfgang Amann, Studienautor und Geschäftsführer des IIBW, präsentiert die Hauptergebnisse der Wohnbauförderungsstatistik 2021 im Detail:
- Neubauboom geht zu Ende: Nach historischen Höchstwerten mit 85.000 Baubewilligungen 2019 ging es die folgenden Jahre stetig bergab. 2020 waren es 78.000 und 2021 nur mehr 73.000 Wohneinheiten. Für 2022 sieht es nach einem deutlichen Einbruch auf nur noch geschätzte 62.000 baubewilligte Wohnungen aus.
- Neubauzahlen im Bundesländervergleich: Österreichweit gab es letztes Jahr 6,3 Wohnungsbewilligungen pro 1.000 Einwohner (neue Wohnungen in neuen Wohngebäuden). Bezogen auf die Einwohnerzahl hatten Vorarlberg (8,3) und Tirol (7,2) überdurchschnittliche Neubauvolumina. In Wien ist die Neubauleistung besonders volatil und pendelte sich nach einem Wert von 9,1 im Jahr 2020 letztes Jahr auf den österreichischen Durchschnitt ein.
- Förderungszusicherungen brechen österreichweit ein: 18.400 geförderte Wohneinheiten, davon 3.700 Eigenheime und 14.700 großvolumig, bedeuten einen Rückgang um 22 Prozent gegenüber 2020. Dies ist in Summe ein Drittel weniger als der zehnjährige Durchschnitt. Die Eigenheimförderung hat in fast allen Bundesländern massiv an Bedeutung verloren. Über 1.000 Eigenheime pro Jahr werden nur noch in Oberösterreich gefördert. In allen anderen Bundesländern sind es wenige hundert Einheiten oder noch weniger.
- Niedrigste Förderausgaben seit 30 Jahren: Die Förderausgaben sind stark rückläufig und unterschritten 2021 die 2 Mrd.-Marke. Sie beliefen sich in Summe auf 1,91 Mrd. Euro. Dies ist der niedrigste Wert seit 30 Jahren und ein Minus von 17% gegenüber dem zehnjährigen Durchschnitt. Insgesamt liegen die Wohnbauförderausgaben des Staats bei ca. 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und damit unter dem OECD-Durchschnitt. In den 1990er-Jahren lag der Wert noch bei 1,3 Prozent.
- Förderungsdurchsatz auf Tiefstand: Ein wichtiger Indikator für den Stellenwert der Wohnbauförderung ist der Förderungsdurchsatz (Verhältnis von Förderungszusicherungen zu Baubewilligungen). 2021 war dieser bei Eigenheimen nur mehr bei 15 Prozent, in Kärnten, der Steiermark, Wien und dem Burgenland sank er auf unter 10 Prozent. Im großvolumigen Bereich lag der Durchsatz im letzten Jahr bei 36 Prozent.
- Sanierungen ziehen an: Die Förderausgaben für Wohnhaussanierungen stiegen 2021 um knapp 10% auf über 510 Mio. Euro. Insgesamt wurden knapp über 27.000 Eigenheime und etwa 45.000 Geschoßwohnungen gefördert saniert. Zusammengerechnet ist das ein Plus von 20 Prozent. Positiv entwickeln sich hier die Sanierungs- und Förderungsschienen des Bundes, die auf klimaschonenderes Heizen abzielen.
„Mehr denn je müssen alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten genutzt werden, rasch und nachhaltig leistbaren und klimafreundlichen Wohnraum zu schaffen. Die Wohnbauförderung ist dabei ein ganz wesentliches Element zur Stabilisierung der Wohnungsmärkte und zur Erreichung der Klimaschutzziele“, so Schmid abschließend.
(Titelbild: iStock)