Das VÖB Konjunkturbarometer schlägt aus: Steigende Rohstoff- und Energiepreise bremsen die Bauwirtschaft zunehmend, so der Bericht. Zwar sei das erste Halbjahr für viele Betriebe gut verlaufen, mit großen Chancen für die zweite Jahreshälfte rechnet jedoch niemand.
Rund die Hälfte der Betriebe in der österreichischen Beton- und Fertigteilindustrie verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 steigende Umsätze. Für das kommende Halbjahr aber erwartet nur knapp jedes fünfte Unternehmen eine Umsatzsteigerung. Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbarometer hervor, das im Auftrag des Verbands Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) halbjährlich durchgeführt wird.
Die allgemeine Wirtschaftssituation und Inflation sei für die Industrie - wie auch für alle anderen Branchen - belastend, hinzu kommen nun auch Rohstoffknappheit sowie gestiegene Energiepreise. „Die gute Auftragslage aus 2021 sorgte für eine stabile Entwicklung unserer Betriebe im ersten Halbjahr dieses Jahres. Steigende Rohstoff- und Energiepreise werden jedoch bis Jahresende zu einer Abflachung der Baukonjunktur führen. Die anhaltend hohe Inflation und die immer weiter steigenden Energie- und Rohstoffpreise machen eine Reduktion der Baukosten für die nächsten Monate unrealistisch“, sagt Franz Josef Eder, VÖB-Präsident. Beinahe die Hälfte der befragten heimischen Beton- und Fertigteilwerke rechnet laut Bericht heuer mit fallenden Umsätzen im Vergleich zum Bauboom-Jahr 2021.
Der Jahresvergleich: Wohnbau-Boom geht zurück
Die österreichische Beton- und Fertigteilindustrie blickt auf ein relativ stabiles erstes Halbjahr 2022 zurück. 54 Prozent der befragten Unternehmen meldeten eine Umsatzsteigerung – im Mittel 14 Prozent mehr gegenüber dem Vergleichszeitraum letzten Jahres. Dieses Umsatzwachstum ist in erster Linie auf die Weitergabe der gestiegenen Preise, auf den Zugewinn neuer Kunden und den Ausbau des Leistungs- und Produktportfolios zurückzuführen. Jedes sechste Unternehmen der Branche meldete aber gleichzeitig Umsatzrückgänge, hier im Durchschnitt um 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Als Gründe werden eine schlechtere Auftragslage, Rohstoffknappheit sowie gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie genannt.
Der Umsatz mit Fertigteilen im Wohn- und Bürobau ist im ersten Halbjahr leicht gesunken. Der Wohnbau selbst war recht divers: 16 Prozent der Befragten vermeldeten eine Umsatzsteigerung, bei 44 Prozent blieb er gleich, 25 Prozent der Betriebe meldeten fallende Umsätze. Im Bürobau kam es bei nur 6 Prozent zu einer Steigerung der Umsätze, bei 58 Prozent der Betriebe blieben sie auf dem Vorjahresniveau, 23 Prozent berichteten gleichzeitig von Umsatzrückgängen. Der Gewerbe- und Industriebau hingegen ist stabil geblieben, ähnliches gilt auch für den Tief- und Straßenbau.
„Nach dem Wohnbau-Boom in den ersten zwei Corona-Jahren beobachten wir momentan eine Beruhigung der Wohnbaukonjunktur, die durch eine Preissteigerung zusätzlich verstärkt wurde“, kommentiert Franz Josef Eder. (Bild: VÖB)
Vorsichtiger Optimismus zum Jahresende
Das zweite Halbjahr wird sich für 58 Prozent der Unternehmen in der österreichischen Beton- und Fertigteilbranche „eher bis sehr zufriedenstellend“ entwickeln. Knapp über einem Drittel der Befragten spricht gleichzeitig von einer „weniger zufriedenstellenden“ Entwicklung.
Trotzdem rechnen 48 Prozent der Befragten mit fallenden Umsätzen - im Vergleich zum boomenden zweiten Halbjahr 2021. Die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten werden mittlerweile in den meisten Fällen an die Kunden weitergereicht (bei 89 Prozent der Befragten). „Mehr als die Hälfte der Unternehmen haben außerdem durch Einsparungsmaßnahmen und Prozessoptimierungen die Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie teilweise abgefedert. Darüber hinaus investieren sie in weitere Optimierungen der Produktionsprozesse“, so VÖB Geschäftsführer Anton Glasmaier.
Branche will attraktiver werden
75 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihr Personal bis Jahresende behalten. Gleichzeitig gibt es Klagen über wenige Interessenten und dementsprechend viele offene Stellen: „Acht von zehn Unternehmen aus unserer Branche treffen aktiv Maßnahmen, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Flexible Arbeitszeiten sowie die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung sind bereits auch in unserer Branche angekommen und machen unsere Betriebe als Arbeitgeber immer attraktiver“, so Glasmaier.
Fertigteile weiterhin mit Potenzial
Das Bauen mit Fertigteilen steht nach wie vor hoch im Kurs: 63 Prozent der Befragten attestieren dieser Bauweise in Zukunft steigende Marktanteile. „Bauteilaktivierung, Erhöhung des Vorfertigungsgrades mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit und Reduktion des CO2-Fußabdrucks bleiben die dominierenden Trends der Branche. Um eine gute Konjunkturprognose aufrechtzuerhalten, fordern VÖB Mitgliedsbetriebe Entlastungspakete, die Aufhebung der Fixpreisbindung bei Verträgen sowie die Anwendung von Produktindizes“, so Franz Josef Eder abschließend.