In diesem Jahr führte die Studienreise des Universitätslehrgangs Lean Baumanagement der TU Graz in den hohen Norden. In Finnland bekam die Reisegruppe einen Einblick in die lokale Baukultur, in der BIM, Lean und die partnerschaftliche Projektabwicklung schon heute eine zentrale Rolle spielen.
Titelbild: In Finnland wird die Lean-Kultur vom Auftraggeber gefordert und vorgelebt (im Bild: Der Big Room des Infrastrukturprojekts Kalasatsmasta Pasilaan in Helsinki). (Credit: TU Graz)
Die finnische Bauwirtschaft ist bekannt für ihre hohe Projektqualität und die Zuverlässigkeit ihrer Bauunternehmen. Der Bau ist gut organisiert, der partnerschaftliche Ansatz in der Bauprojektabwicklung weit verbreitet. So auch beim Bauprojekt »Kalasatsmasta Pasilaan«. Dabei handelt es sich um ein aktuelles Infrastrukturprojekt in Helsinki, das in mehreren Baulosen ausgeführt wird. Es geht um die Planung und Abwicklung einer Straßenbahn inkl. der Entwicklung der angrenzenden Infrastruktur, die auch eine Tunnelanbindung beinhaltet. Das Projekt soll bis Herbst 2024 fertiggestellt werden.
Auf Grund der Komplexität des Projektes und des damit erforderlichen Know-hows in der Projektabwicklung wird dieses Bauprojekt mittels partnerschaftlichem Modell und unter Anwendung von Lean-Methoden abgewickelt. In mehreren Vorträgen bekam die Studiengruppe einen detaillierten Einblick in diese innovative Art von Projekten. Mehrere Vortragende, sowohl vom Auftraggeber als auch vom Auftragnehmer, vermittelten einen aufschlussreichen Überblick zu den Punkten Lean Baumanagement, Allianzverträge, Target Value Design sowie zu Taktplanung und Taktsteuerung.
Innovative Start-ups
Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch von innovativen und jungen Unternehmen, welche sich mit der Digitalisierung und Modernisierung der Baubranche beschäftigen. Konkret war die Reisegruppe in den Büroräumlichkeiten des Start-ups »KIRAhub«. »KIRAHub« hat es sich zur Vision gemacht hat, Finnland zum Vorreiter bei der nachhaltigen Digitalisierung der gebauten Umwelt zu machen.
Ebenfalls am Programm stand ein Besuch der Firma Solibri. Die Firma Solibri entwickelt und programmiert universell einsetzbare Softwarelösungen zur BIM-Modellanalyse und für Qualitätsprüfungen. Die Software ermöglicht es, Probleme frühzeitig zu erkennen, indem verschiedene Fachdisziplinen zusammengeführt und einer Kollisionsprüfung unterzogen werden. Weiters stellt die Software eine geregelte Koordination und Kommunikation der Projektbeteiligten sicher.
Große Infrastrukturprojekte
Zusätzlich vermittelte die »Finnish Transport Infrastructure Agency« einen Überblick über ihr Tätigkeitsfeld. Die finnische Verkehrsinfrastrukturbehörde ist für die Entwicklung und Instandhaltung des staatlichen Straßennetzes, der Eisenbahnen und der Wasserwege verantwortlich. Durch diese Aufgaben, zu denen auch die Aufrechterhaltung des Verkehrsniveaus gehört, wird das Wohlergehen der Gesellschaft und die Wettbewerbsfähigkeit der finnischen Industrie gefördert.
»Beeindruckend hierbei ist, wie große Infrastrukturprojekte in Finnland realisiert werden«, sagt Studienleiter Gottfried Mauerhofer. Kooperative Vertragsformen werden umgesetzt und sind gesetzlich verankert. Die Lean-Kultur, die unter anderem durch ein kollaboratives und transparentes Arbeiten geprägt ist, wird vom Auftraggeber gefordert, aber auch vorgelebt. Der Einsatz von Lean-Management-Methoden und die Anwendung von BIM-Lösungen ist bei finnischen Infrastrukturprojekten absoluter Standard.
Hintergrund
Die Studienreise ist Bestandteil des Universitätslehrgangs Lean Baumanagement an der TU Graz und soll ermöglichen, die bereits vermittelten Lehrinhalte in der praktischen Anwendung zu betrachten. Weiters sollen die Tage der Exkursion zum Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer genutzt werden. Im Rahmen der einwöchigen Reise wurden Unternehmen und Bauprojekte besucht, die eine Vorreiterrolle bei den Themen Lean, BIM und der partnerschaftlichen Projektabwicklung einnehmen.