Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, resümiert die Ergebnisse des vergangenen Jahres: Sowohl das wirtschaftsbezogene Wachstum als auch die Klimabilanzen bewegen sich in eine positive Richtung.
Titelbild: Sebastian Spaun und Berthold Kren resümieren die Ereignisse und Ergebnisse 2021 auf der Bilanzpressekonferenz der VÖZ. (Credit: VÖZ/ Michaela Obermair)
„Nachhaltig und vorausschauend haben wir uns in den vergangenen Jahren in Richtung CO2-Neutralität und Kreislaufwirtschaft engagiert – die ersten Früchte können wir bereits ernten: Die Bauteilaktivierung etabliert sich im mehrgeschoßigen Wohnbau wie auch bei Bürobauten und hat angesichts der aktuellen Hitzewelle ihr Potenzial gezeigt. Die Zementproduktion reduziert ihren CO2-Ausstoß laufend und zukünftig werden Treibhausgase zu neuen Werkstoffen – Stichwort Carbon-to-Product – weiterverarbeitet werden können, womit die Zementindustrie in puncto Kreislaufwirtschaft eine steile Vorgabe für andere Industriebranchen liefert“, so Sebastian Spaun, Geschäftsführer VÖZ, in seinem Resümee über das Jahr 2021.
Bilanz 2021
2021 war kein einfaches Jahr: Gekennzeichnet durch verunsicherte Auftraggeber, durch Lieferengpässe und extreme Preisschwankungen, die sich 2022 nahtlos fortsetzten. „Die durch den Ukraine-Krieg enorm gestiegenen Strom- und Betriebsmittelpreise setzen unsere Mitgliedsunternehmen zusätzlich unter Druck. Hier punkten Zement und Beton: Regional hergestellt benötigt man keine Rohstoffe aus dem Ausland und kann so weiterhin pünktlich liefern“, meint Spaun.
2021 erwirtschaftete die österreichische Zementindustrie einen Umsatz von 517,5 Mio. Euro – um 12,5 Prozent mehr als 2020. Insgesamt produzierten die acht Zementwerke 2021 an die 5,6 Millionen Tonnen Zement – auch hier 6,5 Prozent mehr als im Jahr 2020. Interessant ist ein Blick auf die Brennstoffe: insgesamt wurden 2021 über 75 Prozent der fossilen Energieträger durch Ersatzbrennstoffe (Sägemehl, Altholz, Gummiabfälle, heizwertreiche Fraktion, landwirtschaftliche Rückstände) substituiert. Auch um Ressourcenschonung bemühte man sich: Pro Tonne Zement wurden bereits 447 Kilogramm an alternativen Materialien einer neuerlichen Verwertung zugeführt. Leichte Verbesserungen gab es ebenfalls bei der Emission von Luftschadstoffen und dem vermehrten Umstieg auf Eisenbahn-Logistik.
Auch der Austro-Tower, in dem die Pressekonferenz stattfand, ist zukunftsweisend: Geheizt und gekühlt wird, wie auch beim benachbarten TrIIIple-Ensemble, mit dem Wasser aus dem Donaukanal, die Bauteilaktivierung sorgt für ein Rundum-Wohlfühlklima in allen 38 Stockwerken. (Bild: ATP-György Palkó und Soravia)
Diese Zahlen spiegeln sich auch in den Anlageinvestitionen der Werke wider: 2021 wurde 66,7 Millionen Euro in Anlagen investiert (2020 waren es 49,2). Der Mitarbeiterstand stieg von 1.199 (2020) auf 1.217 im Jahr 2021 (+1,5 Prozent), die Lehrlingszahlen stiegen um 2,8 Prozent und die Anzahl an Frauen um 2,3 Prozent. Das Umsatzplus ist vor allem auf den Hochbau, insbesondere den Wohnungshochbau zurückzuführen – im Tiefbau zeigt sich die Auftragslage abgesehen von Großprojekten wie U-Bahn- und anderen Tunnelbauten eher rückläufig.
Raus aus fossiler Energie
Die Abhängigkeit von fossiler Energie muss schnellstmöglich reduziert werden. „Die ersten österreichischen Elektrizitätsversorgungsunternehmen bekennen sich bereits zu null fossiler Energie als Ziel – wir haben als VÖZ in unserer Roadmap die Latte ebenso hochgelegt: CO2-Neutralität bis 2050. Die klimafreundliche Herstellung von klimafitten Zementen wie auch die Speicherfähigkeit von Beton sind die Highlights des Bündels an Maßnahmen, das sich an der Roadmap der europäischen Zementindustrie und deren 5-C-Strategie orientiert“, erläutert Spaun.
Durch Investitionen in Forschung und die Hebelwirkung der 5-C (Clinker (incl. CCU/S), Cement, Concrete, Construction und Carbonation) will die VÖZ bis 2050 klimaneutral sein. (Grafik VÖZ)
Für all die Bemühungen benötigt Österreich Strom – hier ist die Politik gefordert, die entscheidenden Weichen für Strom aus erneuerbaren Energiequellen oder auch für die Bereitstellung von Wasserstoff zu stellen. Die neue Werbekampagne von Beton Dialog Österreich erregt bereits viel Aufmerksamkeit – das freut Spaun besonders: „Wir laden alle Stakeholder wie auch die Politik und Industrie ein, mit uns in Dialog zu treten, denn Klimaschutz geht uns alle etwas an.“
Neuer VÖZ-Präsident
Nach 14 Jahren begibt sich Rudolf Zrost in seiner Funktion als Vorsitzender der VÖZ in den wohlverdienten Ruhestand. Für ihn waren die Jahre spannend und zugleich fordernd: „Keinen Tag möchte ich missen, und gerade die vergangenen Monate haben uns gezeigt, der Weg, den wir als VÖZ bereits vor über zehn Jahren eingeschlagen haben, ist zukunftsweisend: Raus aus Gas, hin zum Heizen und Kühlen ohne fossile Energie und runter mit den CO2-Emissionen in der Produktion. Da haben wir viel geschafft, und ich bin stolz, Teil der Klimaschutzaktivitäten gewesen zu sein und bei einigen Meilensteinen mitgewirkt zu haben“, so Rudolf Zrost. Sein Engagement würdigte das Vorstandsgremium der VÖZ mit der Verleihung der Ehrenpräsidentschaft.
Im Rahmen der Sommersitzung der VÖZ wurde einstimmig sein Nachfolger gewählt: Berthold Kren – bis Mitte 2020 war er bei Holcim für Indien und Asien verantwortlich – ist vor rund zwei Jahren als Chef von Lafarge erneut in Wien gelandet und bringt nun neben seinen internationalen Erfahrungen sein Know-how für eine rasante Weiterentwicklung des Baustoffs Beton als Vorsitzender ein. Zu seinem Stellvertreter wurde Heimo Berger von Leube gewählt. Auch Kren will Klimaschutz und - Forschung an vorderste Stelle seines künftigen Kurses stellen.