Schlechte Presse, Gerüchte oder Verleumdungen – kein Unternehmen ist davor gefeit, unschuldig zum Handkuss zu kommen. Der Bau & Immobilien Report zeigt, wie man sich auf das Unvorhersehbare vorbereiten kann und welche Maßnahmen gesetzt werden müssen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten.
Es ist der Alptraum für Unternehmer: plötzlich steht ihr Unternehmen negativ in der Presse. Egal, ob es sich hier um einen Arbeitsunfall handelt, über eine mögliche Insolvenz, einen angeblichen Betrugs- oder Korruptionsskandal – was einmal im Internet steht, ist nicht mehr so schnell wegzukriegen, ob es der Wahrheit entspricht oder nicht. Diese Meldungen kommen meistens mit voller Wucht. Übergangslos. Brutal. Furchteinflößend. Bevor die Geschäftsführung auch nur einen klaren Gedanken fassen kann, melden sich bereits die ersten Medienvertreter, Investoren und Mitarbeiter. Plötzlich entwickelt man panische Angst, immer wieder neue Schreckensmeldungen über das eigene Unternehmen im Internet zu lesen. Ein unerträglicher Zustand, den man aber in den Griff bekommen kann, wie David Rölleke erklärt.
Reputationsmanager David Rölleke empfiehlt Testimonials aus den eigenen Reihen. »Wenn das Gerücht auftaucht, Sie würden Ihre Baustellen nicht ordnungsgemäß sichern und die Sicherheit Ihrer Arbeitskräfte riskieren, holen Sie Ihre Mitarbeiter vor den Vorhang und lassen sie Stellung beziehen«.
Rölleke ist ein erfahrener Reputationsmanager, der bereits viele solcher Situationen durchlebt hat. Vom Nahrungsergänzungsmittelherstelller, über den plötzlich ein virales YouTube-Video von einer weinenden Mutter zu finden war, in dem sie dem Unternehmen öffentlich den Vorwurf machte, krebserregende Stoffe zu benutzen, bis hin zum Lebensmittelskandal, der 2021 plötzlich europaweit medial kommuniziert wurde. Laut Rölleke ist es in den meisten Fällen die direkte Konkurrenz, die derartige Geschichten veröffentlicht. Gegenüber dem Bau & Immobilien Report erklärt er, wie man auf solche Geschichten reagieren soll.
Tipp Nummer 1: Seien Sie schnell
Wenn der Fall eintritt, den Sie am meisten fürchten, dann gilt vor allem eines: Seien Sie schnell und lassen Sie keine wertvolle Zeit verstreichen, denn es gilt, zu handeln, bevor sich negative Nachrichten setzen und die Runde machen können. Idealerweise weiß Ihre PR-Abteilung schon Bescheid und informiert Sie rechtzeitig über den Fall. Es gilt, etwaige Nachrichten und Meldungen von entsprechenden Seiten ernst zu nehmen. Dafür darf auch gerne einmal ein Meeting unterbrochen werden. Je schneller Sie reagieren, desto eher können Lösungen besprochen und Maßnahmen in die Wege geleitet werden. Wird schlechte Presse über die eigene Firma tagelang unkommentiert gelassen, geht die breite Öffentlichkeit meistens davon aus, dass Behauptungen stimmen, selbst wenn sie falscher nicht sein könnten, denn »es tut sich ja schließlich nichts, also kann wohl niemand etwas zur Verteidigung vorbringen«.
Tipp Nummer 2: Bleiben Sie friedlich
Das Schlimme an negativer Presse ist, dass man meistens weiß, woher sie ungefähr kommt und wer gerade versuchen möchte, dem Ruf zu schaden. Das erzeugt gerne einmal Aggressionen und Gefühle von Wut, bzw. den Wunsch nach Vergeltung. Doch wie an der Börse gilt es auch hier, die Gefühle aus dem Spiel zu lassen. Verbale Gegenschläge werden Sie in kein gutes Licht rücken und Ihrem Ruf eventuell sogar noch mehr schaden. Bleiben Sie locker, auch wenn es schwer fällt, und benutzen Sie versöhnliches Vokabular. Ein gelungenes Wording könnte beispielsweise sein: »Liebe Kunden, liebe Geschäftspartner, gerne klären wir das entstandene Missverständnis für Sie auf. Es verhält sich so, dass…«
Tipp Nummer 3: Argumentieren Sie mit Fakten
Ganz egal, ob Sie eine Pressemeldung verfassen, sich in einem Interview zu dem Fall äußern oder einen Social-Media-Post aufsetzen: Verwenden Sie eine sachliche Sprache und argumentieren Sie mit Fakten. Sie selbst wissen, wo die Schwächen und Stärken Ihrer Firma liegen und wie man schwere Anschuldigungen entkräften kann. Wenn Sie Zahlen benötigen, um Aussagen zu untermauern, wird Ihnen diese Ihre Marketingabteilung sicherlich gerne liefern.
Das Marketing und PR sind in dieser Hinsicht die besten Ansprechpartner im Unternehmen. Eine Reaktion auf schlechte Presse ist letztendlich nichts anderes als eine spontane Marketing-Kampagne für das eigene Reputationsmanagement. Brauchen Sie positive Testimonials aus den eigenen Reihen, stehen Mitarbeiter dafür meistens ebenso gerne zur Verfügung. Ihr Wettbewerber wirft Ihnen vor, Sie würden Ihre Baustellen nicht ordnungsgemäß sichern und die Sicherheit Ihrer Arbeitskräfte riskieren? Holen Sie sich die Aussagen Ihrer Mitarbeiter vor Ort. Es geht um die Ehre des Arbeitgebers und um die Zukunft des Arbeitsplatzes.
Tipp Nummer 4: Seien Sie vorbereitet
Da die Baubranche hart umkämpft ist, wird es sicherlich auch Ihre Firma früher oder später treffen. Daher macht es Sinn, sich schon im Vorfeld einen Maßnahmenplan zu überlegen. Wie geht man intern vor, wenn sich schlechte Presse auftut? Welche Möglichkeiten gibt es und welche Kanäle sollen genutzt werden, um darauf zu reagieren? Eine gute Vorbereitung hilft dabei, Chaos zu vermeiden und zu verhindern, dass Mitarbeiter spontan in Panik verfallen. Jeder weiß dann, was zu tun ist, und kann sich auf seine Aufgaben konzentrieren. Zu einem guten Reputationsmanagement gehört es, auf den Fall von »Hiobsbotschaften« über das eigene Unternehmen vorbereitet zu sein.
Ein Fazit
An den Experten-Tipps von David Rölleke wird ersichtlich, dass es zwar jeden (Bau-)Unternehmer treffen kann, schlechte Presse allerdings kein Grund zum Verzweifeln sein muss. Mit der richtigen Kommunikationsstrategie und entsprechender Vorbereitung lassen sich öffentliche Angriffe leicht parieren. Am Ende des Tages zählen Fakten und ein seriöses, unverzügliches Auftreten.