Im Sinne einer geometrischen Modellierung in der Planungs- und Bauphase ist BIM in der Praxis angekommen. Damit BIM seine Stärken über den gesamten Lebenszyklus hinweg ausspielen kann, braucht es einen durchgängigen Daten- und Informationsfluss. BIM wird zum Building Information Management.
Interne Studien und Untersuchungen von Digital findet Stadt zeigen, dass BIM im Bereich der Planung schon intensive Anwendung erfährt, auch in der Ausführung kommt BIM verstärkt zum Einsatz. »Einzelne Anwendungsfälle wie Visualisierungen, Massenauszüge, Simulationen oder Berechnungen von unterschiedlichen Szenarien u. a. funktionieren da bereits sehr gut«, sagt Geschäftsführer Steffen Robbi.
Woran es allerdings noch krankt, ist der durchgängige Informationsfluss bis in die Betriebsphase eines Gebäudes (siehe auch die Interviews mit Kevin Bauer, Siemens (»Was heute Rocket Science ist, ist in fünf Jahren Normalität« ), und Matthias Uhl, Die Werbank IT Gmbh (»IFC ist nicht genug« )). »Es gibt nur sehr wenige Projekte, bei denen die digitale Bauwerksdokumentation auch aktiv in der Betriebsführung Verwendung findet«, sagt Robbi.
Vom Modeling zum Management
Planung, Ausführung und Betrieb werden häufig immer noch als getrennte Baustellen gesehen, die von Informationsbrüchen geprägt sind und Datensilos produzieren. Allerdings macht die Anwendung von BIM laut Robbi wirtschaftlich vor allem dann Sinn, wenn »konkrete Anwendungsfälle im gesamten Lebenszyklus der Immobilie adressiert werden und nicht nur partikular gearbeitet wird«. Die Entscheidung, ob das entstehende BIM-Modell bzw. der daraus resultierenden digitale Zwilling auch im Betrieb eingesetzt wird, trifft der Bauherr. Nachdem 80 Prozent der Lebenszykluskosten im Betrieb entstehen, wäre es laut Robbi natürlich sinnvoll, das Modell nicht nur als Planungswerkzeug, sondern auch als digitale Bauwerksdokumentation zu verstehen, es als solche zu konzipieren und zu verwenden.
Weil in den wenigsten Fällen Betreiber und Nutzer in die Erstellung des digitalen Modells involviert sind, muss der Auftraggeber die für den Betrieb sinnvollen Anwendungsfälle festlegen und die damit einhergehende Bestellqualität einfordern. Damit BIM und der digitale Zwilling ihre Stärken auch im Betrieb ausspielen können, braucht es laut Robbi eine funktionierende Informationsweitergabe und einen funktionierenden Informationsaustausch zwischen verschiedenen Projektbeteiligten. Building Information Modeling wird zu Building Information Management. Will man BIM im Betrieb einsetzen, müssen Geometrie als auch Informationen jederzeit zugänglich und zuzuordnen sein. Daher spielen laut Robbi sowohl IFC, Datenbanksysteme als auch das Common Data Environment (s. unten) eine wichtige Rolle.
Neue Vertrags- und Abwicklungsmodelle
BIM lebt von der Informations- und Datenweitergabe. Klassische Vertrags- und Abwicklungskonzepte sind in der Regel nicht geeignet, das volle Potenzial von BIM zu entfalten, so eine der zentralen Schlussfolgerungen des eben veröffentlichten Leitfadens »Die erfolgreiche Zusammenarbeit in Projekten mit BIM« von Digital findet Stadt. Methoden wie Lean Construction, Early Contractor Involvement oder partnerschaftliche Vertragsmodelle können laut Robbi hingegen einen wichtigen Beitrag zur Steigerung des Informationsflusses leisten.
Fazit
Der Ansatz, dass BIM mehr als die geometrische Modellierung ist und das Informationsmanagement über den gesamten Lebenszyklus an Bedeutung gewinnt, fasst auch in der Praxis immer stärker Fuß. »Die erste Phase der Begeisterung für Pilotprojekte ist übergegangen in ein ernsthaftes Bemühen um nachhaltige Änderungen«, sagt Karina Breitwieser vom Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement an der TU Wien. Unternehmen hätten begriffen, dass das nur durch eine gemeinsame Anstrengung erreicht werden kann. »Spürbar ist das in der Bereitschaft, sich in unternehmensübergreifenden Kollaborationen auszutauschen und einen gemeinsamen Weg zu definieren«, so Breitwieser.
Robbi ergänzt: »BIM als Informationsmanagement zu verstehen, ist all jenen bewusst, die die Informationen aktiv nutzen und auch über die Unternehmensgrenzen hinaus austauschen wollen.« Für eine wirkungsvolle Umsetzung in der Praxis sei es aber erforderlich, dass alle Projektbeteiligten den Herausforderungen begegnen und die Chancen für einen Quantensprung in der Effizienzsteigerung begreifen.
Kurz erklärt:
Das Common Data Environment (CDE) kann als gemeinsamer digitaler Arbeitsraum in einem Projekt verstanden werden. Damit erfolgen sämtliche Prozesse des Informationsaustausches und der projektpartnerübergreifenden Workflows über diese digitale Plattform. Im Projekt erarbeitete Ergebnisse und Informationen werden hier gespeichert und stehen den Projektpartnern zur Verfügung. Die CDE wird dadurch zu einer projektspezifischen »Single Source of Truth« (SSoT). Jeder Datensatz ist im Optimalfall nur einmal vorhanden und die Datenbanken sind untereinander vernetzt. Idealerweise sollten die in der CDE gespeicherten Daten über den gesamten Lebenszyklus zur Verfügung stehen.
Quelle: Digital findet Stadt
Nachgefragt bei Bausoftware-Unternehmen
Welchen Beitrag kann Ihr Unternehmen bzw. Ihre Softwarelösung zur Produktivitätssteigerung der Bauwirtschaft leisten?
Nevaris
Daniela Hetz, Regional Marketing Manager für Österreich und die Schweiz Nevaris:
»Nevaris kann mit seinen Produkten eine Menge beitragen. Denken Sie an unsere Produktsuite 123erfasst, die Zeiterfassung, Geräteverwaltung, Mängelmanagement, Fotodokumentation, Flottenmanagement oder auch das Bautagebuch handytauglich gemacht hat. Oder Success X, das unseren Kunden reibungsloses Bearbeiten ihrer Auer-Projekte auf neuester Software ermöglicht.
Und auch serviceseitig legen wir Wert auf möglichst hohe Effizienz: Erst im Herbst wurde unser Feedbackforum gelauncht, das einen direkten Draht zwischen unseren Kunden und unserer Entwicklung ermöglicht. Mit dem Kundenportal, das kurz vor Weihnachten freigeschaltet wurde, ist der Kontakt zu unseren Supportmitarbeitern nun noch einfacher möglich. Und gerade erst wurde die Online-Hilfe veröffentlicht. Mit all diesen zusätzlichen Serviceleistungen schaffen wir bereits während der Arbeit mit unseren Lösungen mehr Effizienz.«
Project Networld
Robert Hauptmann, Geschäftsführer Project Networld:
»Unsere intuitive Collaboration-Software mit vielen cleveren Tools ist an die speziellen Anforderungen der Baubranche angepasst. Damit lassen sich z. B. Aufgaben aus dem Plan- oder Dokumentenmanagement einfach, sicher und schnell erledigen. Durch optimale digitale Bauprozesse und -dokumentation stehen die benötigten Informationen stets dort bereit, wo diese benötigt werden. Unternehmen, die digital Lieferanten, Partner und Kunden in die eigenen Unternehmenssysteme einbinden, optimieren Geschäftsprozesse, sparen Zeit und Geld. Zusätzlich sind auf der Plattform zahlreiche Vorlagen mit ready-to-use Voreinstellungen vorhanden. Denn es ist oftmals effizienter, Bestehendes zu verändern, als etwas Neues zu erstellen. Unsere Vorlagen, können sofort eingesetzt oder – bei Bedarf – angepasst werden.«
BauMaster
Walter Fürthauer, CEO von BauMaster:
»Das Bedürfnis nach Zeitersparnis im Baumanagement ist groß, gleichzeitig ist es wichtig, eine hohe Ausführungsqualität zu gewährleisten und den Zeit- und Kostenrahmen zu wahren. Genau hier setzt die BauMaster Software und App als Cloud-Lösung an: Als digitales Tool für Verantwortliche am Bau steuert BauMaster den gesamten Bauablauf und sorgt für beweissichere Dokumentation, reibungslose Kommunikation und effizientes Baumanagement. Die Abwicklung von Projekten jeder Größe wird vereinfacht, denn jeder Beteiligte weiß genau, was er wann, wie und wo zu tun hat und wird in Echtzeit informiert. Unbezahlbar für BauMaster-Kunden ist die schnelle und beweissichere Baudokumentation direkt auf der Baustelle. Der Projektleiter hat den Kopf frei und Bauprojekte werden pünktlich, hochwertig und professionell abgeschlossen.«
Nova Building IT
Felix Grau, Geschäftsführer Nova Building IT GmbH:
»Wir bieten mit Nova AVA Webdienste für ein durchgängiges Baukostenmanagement mit Open BIM. Die Antwort auf diese Frage liegt zum einen in der Natur einer reinen Cloud-Anwendung begründet: Also die gemeinsame Plattform, um Daten zu teilen, zu bearbeiten und freizugeben. Das spart sehr viel Zeit und ist der Schlüssel für effektives Co-Working, aber auch für smarte Features auf Basis von »kollektivem Wissen«. Hinzu kommt die Nutzung von BIM, die sämtliche AVA-Prozesse von der Kostenschätzung bis zur Abrechnung beschleunigt. Alle kostenrelevanten Informationen stehen immer in Verbindung zu den 3D-Modellen der Maßnahmen, was für mehr Transparenz und Genauigkeit sorgt. Viele Prozesse profitieren auch von der Langlebigkeit der Daten, ihrer Verwertung in Folgeprozessen. Dadurch können Projekte viel schneller und effizienter abgewickelt werden.«
PlanRadar
Rudi Pistora, Country Manager DACH bei PlanRadar:
»PlanRadar ist eine plattform- und geräteunabhängige SaaS-Lösung (Software-as-a-Service), die effiziente Dokumentation und Kommunikation in Bau- und Immobilienprojekten ermöglicht. Die App ist über alle Browser sowie auf allen Smartphones und Tablets (iOs, Android, Windows) benutzbar. Einsatzgebiete umfassen u. a. die Baudokumentation, Inspektionen sowie Mängel- und Aufgabenmanagement. In diesen Prozessen können unsere Kunden durch die einfache Erfassung von Daten und Informationen in Echtzeit, verbessertes Dokumentenmanagement und lückenlose Nachverfolgung von Sachverhalten ihre Produktivität und Effizienz signifikant steigern. So können Fehlerhäufigkeiten minimiert, Kosten bis zu 70 Prozent verringert sowie eine Reduktion von bis zu sieben Stunden Arbeitszeit pro Woche erzielt werden.«
MSc BIM-Studium
Bereits zum dritten Mal startet im Herbst 2022 der berufsbegleitende Master of Science Building Information Modeling der Bau-Akademie BWZ Oberösterreich in Kooperation mit der Universität für Weiterbildung Krems.
In vier Semestern erlernen Projektbeteiligte aus allen Ebenen der Wertschöpfungskette die Schlüsselfähigkeiten, um den kompletten Bauprozess – von der Planung bis zum Betrieb – digital abzubilden. In 15 Modulen entwickeln die Student*innen mit BIM-Software einen »echten« digitalen Zwilling, der die Baustelle und den damit zusammenhängenden Ressourceneinsatz in einem realen Projekt optimiert. Neu ist, dass ausgewählte Ausbildungseinheiten auch in hybrider Form stattfinden. Mit anhaltender Klimadiskussion gewinnt der bereits im Masterprogramm enthaltene Vortragsblock »BIM und Nachhaltigkeit« an Bedeutung. So wurde der Syllabus rund um die Themen Kreislaufwirtschaft, CO2-Fußabdruck von Gebäuden und Gebäudezertifizierung angepasst.
Das zweijährige Studium umfasst 580 Unterrichtseinheiten und schließt nach der Master-These mit dem akademischen Grad »Master of Science« ab.
Anmeldung zum kostenlosen Infoabend: am 19. Mai bzw. genauer Lehrgangsstart auf www.msc-bim.at