Der Sprecher der Arge Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG), Clemens Hecht, erklärt anlässlich der Preisverleihung des elften ET-House Award im März 2022, wie man das Thema Energieeffizienz neu angehen kann.
Seit der Gründung der QG 1983 hat sich Österreich um 1,43°C erhitzt (Quelle: klimadashboard.at). Seit 2008 wird der ET-House Award ausgelobt, der Preis für energieeffiziente Sanierungen. Wie müssen wir das Thema Energieeffizienz heute verstehen?
Clemens Hecht: Energieeffizienz ist ein bunter Blumenstrauß an Möglichkeiten. Es gilt, ein Optimum zu finden. Oft wird Energieeffizienz auf die Energieerzeugung reduziert, sie gilt aber auch für den Verbrauch, die Verteilung bzw. den Verlust über die Gebäudehülle. Die zwei Seiten der Medaille sind einerseits die Verlustreduktion und andererseits Produktion wie Verteilung optimieren.
Nicht verbrauchte Energie muss nicht erst erzeugt werden, ganz klar. Ästhetischer Wärmeschutz ist ein Bewertungskriterium der ExpertInnen-Jury des ET-House Award. Wann wird diese ästhetische Qualität von WDVS augenscheinlich?
Hecht: Wenn Funktion und Konstruktion, Gestaltung und Nutzungskonzept eins werden. Dafür müssen sich Bauherren und Baufrauen, Planende und Verarbeitende als Team verstehen. Denn nur gemeinsam können wir Lösungen finden: für einen sensiblen Umgang mit dem Bestand und fürs Erreichen diverser Vorgaben.
Der ET-House Award zeichnet ganzheitliche thermische Sanierungen aus. Sanierung ist aber immer eine Frage der Finanzierbarkeit und Teilsanierungen sind in der Praxis gängig. Worauf ist bei diesen zu achten?
Hecht: Das Wissen, welche Maßnahme in welcher Reihenfolge Sinn macht. Sprich, wo am schnellsten Energieverluste minimiert werden können wie z. B. über die Fassade, den Dachboden, die Kellerdecke oder die Fenster. Denn sonst läuft man Gefahr, „Scheinmaßnahmen“ zu treffen. Hilfreich ist auch ein Zeitplan, wann die nächste Maßnahme umgesetzt wird. Denn irgendwann will man ja fertig sein mit dem Sanierungsprojekt. Ganz wichtig ist, dass die vorhandenen Bundes- und Länder-Förderungen genutzt werden. Derzeit liegen noch wahre Unsummen an Fördermittel zum Abholen bereit. Für Private sind z. B. im Rahmen der Sanierungsoffensive 2021 / 22 aktuell noch über 500 Millionen Euro verfügbar!
Die Kampagne „Raus aus dem Öl″ von der Bundesregierung wird öffentlichkeitswirksam beworben. Täuscht sie über einen Sachverhalt hinweg?
Hecht: Sie täuscht darüber hinweg, dass beim Tausch eines Heizsystems die Verluste über die Gebäudehülle gleich hoch bleiben. Energie wird also weiter verschwendet. Das Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden wird besser, wenn die Oberflächentemperaturen durch eine gedämmte Außenhülle steigen. Daher: Dämmung rauf, Verluste runter, optimierte Geräte rein und damit minimale Heizkosten – das ist perfekt.
Die Energiepreise waren diesen Winter um ein Viertel höher als im Vorjahr. Wir können nicht davon ausgehen, dass fossile Energieträger billiger werden. Und dann machen im Sommer die Hitzetage den Menschen zu schaffen. Wie kann Dämmen helfen?
Hecht: Den heimischen Haushalten können wir nur zu effizienzsteigernden Maßnahmen raten. Denn gerade bei steigenden Energiepreisen kommt es bei Sanierungsmaßnahmen zu deutlich kürzeren Amortisationszeiten, wobei es sich für das Klima sofort rechnet! Dämmen gilt als ein Stoßdämpfer bei der Kostentwicklung energieeffizienten Bauens. Es ist sinnvoll, sich rechtzeitig über Sanierungs- und Effizienzmaßnahmen zu informieren, um für die nächsten Heizsaisonen gerüstet zu sein. Außerdem schützt eine gedämmte Fassade die Räume auch vor sommerlicher Überhitzung.
Die Preisverleihung des ET-House-Awards 2020 fiel aufgrund des ersten Lockdowns ins Wasser. Zwischenzeitlich hat sich die Bau- / WDVS-Branche sehr bewegt. Was ist denn gleichgeblieben?
Hecht: Konstant sind die Dringlichkeit zur Sanierung und der Fachkräftemangel. Wir brauchen ExpertInnen in der Planung wie Verarbeitung. Denn nur sie können die hochwertigen Produkte zu ihrem Leistungspotenzial verhelfen. Eine weitere Konstante ist die Klimaerhitzung. Eine Situation, die sich verschärft, obwohl das Bewusstsein zunimmt. Wir als QG versuchen, das alles zusammenzubringen: Werbetrommel pro thermische Sanierung schlagen, heißt zugleich für Klimaziele werben. Unser Einsatz für die Ausbildung zertifizierter WDVS - Fachverarbeiter ist ungebremst. Unsere Verarbeitungsrichtlinie für WDVS vertieft für die Anwendung die gültigen Normen und Vorschriften und steht außerdem kostenlos zum Download zur Verfügung.