Caroline Palfy ist Geschäftsführerin bei Handler Bau und Pionierin des nachhaltigen Bauens. Zu ihren Lieblingsthemen zählen ressourcenschonendes, regionales Bauen, Energieeffizienz und Innovation.
Viele kennen ihren Namen nur in Verbindung mit dem Baustoff Holz – Caroline Palfy hat das mit 84 Metern erste Holzhochhaus der Welt in Wien geplant. Nachhaltigkeit bedeutet für die 43-jährige aber mehr. Dazu zählt vor allem Nachverdichten, Versiegelung gering halten und vorhandene Flächen effizient nutzen. »Supermärkte können nachverdichtet und aufgestockt, Dachgeschoße ausgebaut und ReUse intensiviert werden«, nennt sie einige Beispiele.
Vor allem im Wohnbau sei Nachhaltigkeit einfach umzusetzen. »Die Kunden orientieren sich mittlerweile nicht mehr ausschließlich am Preis, denn das Thema Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung.« In der Folge ändern Bauträger ihre Baukonzepte. Die Ingenieurin, die mit ihrem Lebensgefährten, den beiden Töchtern und Hund Aqua in Rust im Burgenland lebt, zeigt auf, dass die Bau- und Immobilienindustrie weltweit für 38 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist. »Wir dürfen Nachhaltigkeit beim Bauen nicht außer Acht lassen«, fordert sie. Die anhaltend hohen Materialpreise sieht sie als hilfreiches Instrument für den bewussteren Umgang mit Ressourcen.
Ihr Weg
»Ich wäre nach dem Gymnasium gern an die HTL gegangen, war aber zu unsicher«, gibt die Technikerin heute zu. »Dann überlegte ich, Architektur zu studieren, habe mich aber schlussendlich für den Bereich Restauration an der Malerschule Baden entschieden.« Technische Geometrie und Mathematik lagen ihr, rasch ist sie auf Bautechnik und Statik gestoßen.
»In der Malerschule in Baden haben wir Fresken restauriert und viel mit Holz gearbeitet. Diese Leidenschaft habe ich mir behalten.«
Ihre Karriere hat Palfy in der Kerbler Gruppe gestartet. »Ich war Mädchen für alles, bekam dadurch einen realen Einblick in die Immobilienwirtschaft, die Immobilienlandschaft und den Bausektor.« Der Entschluss für die Baumeisterprüfung fiel daher rasch, der Schritt zu cetus Baudevelopment war ein Leichtes. Bis Ende 2020 war Palfy, die sich selbst als technikaffine Immobilienentwicklerin bezeichnet, Geschäftsführerin. Anfang 2021 wechselte die gebürtige Wienerin als Geschäftsführerin zu Handler Bau, wo sie heute für die Themen Nachhaltigkeit, Innovation und Forschung verantwortlich ist.
»Ich war fast 20 Jahre erfolgreich in der Immobilienbranche tätig und wollte eine neue Herausforderung«, erinnert sie sich. Nur die eigenen Projekte nachhaltig zu gestalten, sei zu wenig. Sie wollte das Thema Nachhaltigkeit größer forcieren. Handler Bau profitiert heute von ihrem Engagement. Als aktuelle Projekte nennt Caroline Palfy einen Dachgeschoßausbau in der Wiener Innenstadt, ein Ökohaus im 12. Wiener Gemeindebezirk und einen Holzwohnbau in Feldbach.
Frau am Bau
Spürt sie einen Gendergap? »Ich bin keine Emanze, ich liebe es, wenn mir jemand die Tür aufhält«, stellt sie vorab klar. Bringe man die fachliche Kompetenz mit, falle das Leben als Frau in der nach wie vor von Männern dominierten Baubranche nicht schwer. »Frauen müssen aber Frauen bleiben. Benötigt man Hilfe, darf man das ruhig sagen. Die Männer sind da sehr zuvorkommend«, macht sie Frauen Mut. In der Immobilienbranche sieht sie das Leben als Frau herausfordernder. »Es geht teilweise um sehr viel Geld, der Immo-Bereich ist noch eher eine men’s world«, berichtet Palfy aus eigener Erfahrung.
Info: In der nächsten Ausgabe: Solveig Menard-Galli, COO Wienerberger, im Porträt.