Freitag, April 19, 2024
Best of: Holzbau
Der Timber Pioneer, gebaut von UBM in Frankfurt.

Der Holzbau gewinnt auch abseits des Einfamilienhauses massiv an Bedeutung. Wir haben Bauunternehmen und Hersteller nach aktuellen Vorzeigeprojekten gefragt.


UBM: Timber Pioneer (D)


In unmittelbarer Nachbarschaft zum ebenfalls von der UBM entwickelten F.A.Z.-Tower, realisiert UBM Development den Timber Pioneer, Frankfurts erstes Bürohaus in Holz-Hybrid-Bauweise. Der achtgeschossige Bau soll dem Europaviertel die ökologische Krone aufsetzen.

Beim Timber Pioneer werden Nachhaltigkeit und Wohlfühlen am Arbeitsplatz zum neuen State of the Art. Die im Bürohaus verbauten 1.500 Kubikmeter Holz binden ca. 1.500 Tonnen CO2. Die intensive Begrünung von Innenhof und Dachterrasse verbessert das städtische Mikroklima. Es entsteht ein Kühleffekt, der im Sommer Hitzeinseln entgegenwirkt. Das E-Mobility-Konzept mit Sharing-Angeboten und E-Ladestationen wiederum reduziert den CO2-Ausstoß. Die natürliche und sichtbare Holzkonstruktion verleiht den Büros einen schicken Look.

»Mit dem Timber Pioneer wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung als Immobilienentwickler gerecht werden«, sagt Thomas G. Winkler, CEO UBM Development. »Sein optimierter Energie- und Ressourcenverbrauch macht ihn zu einem grünen Leuchtturmprojekt von UBM.« Der Immobilienentwickler will der größte Holzbau-Developer Europas werden, einen intelligenten UBM-Standard für die Zukunft des neuen Büros entwickeln und für jedes Projekt einen unverwechselbaren Look und ein spezielles Gefühl liefern.


Egger: Hybridbau in alpiner Kulisse



217 Meter lang und 82 Meter breit – mit diesen Maßen wird derzeit die neue Produktionsstätte der Hightech-Engineering-Gruppe Ceratizit gebaut. Das Gebäude in Kreckelmoos ist mehrgeschossig und doppelt so groß wie ein Fußballfeld.

Mit 270.000 Tonnen stellt diese Baustelle aktuell den größten Aushub in Tirol dar, fügt sich aber trotz seiner Größe dezent in die Umgebung ein. Als Bausystem wurde der Hybridbau gewählt, wobei etwa 5.000 m³ Holz und 30.000 m³ Beton verbaut wurden. Der Holzbau erfolgt hier nicht bloß als Rohelement, sondern dank hoher Vorfertigung bereits mit ausgeführter innerer Oberfläche und Fassade. Die Fassadenelementfläche beträgt ca. 8.700 m², die Dachflächen mit Holzkonstruktion in etwa 11.300 m².

Das Planungsteam ließ sich bei der Konzeptionierung von der umliegenden alpinen Kulisse inspirieren. Der steinerne Sockel soll die massiven Berghänge darstellen, die »hölzerne« Fassade lehnt sich an die Baumbestände an und das Dachgeschoss mit seiner Metall- und Glasfassade an das Eis der Gletscher. Bei der Erstellung des Energiekonzeptes hat man Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Es wurden Brettschichtholz, Duo-Balken, CLT-, OSB-Platten sowie eine Holzschalung verbaut. Um unnötige Fugen im Sichtbereich zu vermeiden, wurde die Egger OSB 4 Top Platte im Großformat verwendet.


Rhomberg Bau Gruppe: »Wohnquartier Schwarzen«



Bis Sommer 2022 errichten Rhomberg Bau und Sohm HolzBautechnik gemeinsam mit der gemeinnützigen Wohnbauselbsthilfe in Alberschwende eine moderne Wohnanlage aus Holz. Konkret entsteht auf einem rund 6.100 m² großen Grundstück im Herzen der Gemeinde im Bregenzerwald ein Gebäudeensemble aus vier Baukörpern. Das gesamte Wohnprojekt wird in Holzbauweise im typischen Bregenzerwälder Stil mit Schindelfassaden ausgeführt.

Der Fokus lag und liegt dabei klar auf einer ökologischen, qualitativ hochwertigen Bauweise in Zusammenarbeit mit regionalen Handwerker*innen. Zwei Gebäude mit insgesamt 22 Wohnungen werden von Sohm als Bauträger errichtet und als Eigentumswohnungen auch verkauft. In zwei weiteren Gebäuden errichtet Rhomberg Bau als Generalunternehmer Miet- und Mietkaufwohnungen für die Wohnbauselbsthilfe, die Holzbauarbeiten werden von Sohm ausgeführt.

Die Eigentumswohnungen selbst umfassen 22 m² bis 96 m² mit sichtbaren Massivholzdecken und -wänden aus dem patentierten DiagonalDübelholz, einer Eigenentwicklung von Sohm. Dabei wurde darauf geachtet, dass alle Einheiten eine hohe Ausstattungsqualität haben, und zudem die Grundrisse so flexibel gestaltet sind, dass sie problemlos individuell angepasst werden können.


Rubner & Strabag: Wohnanlage in Holz-Hybrid-Bauweise



In Ober-Grafendorf errichten Rubner Holzbau und Strabag in einer Arge als Totalunternehmer nach den Entwürfen von MAGK Architekten Aichholzer l Klein eine neue Wohnanlage für die niederösterreichische gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Alpenland. Das Konzept von Rubner und Strabag basiert auf vier viergeschossigen Baukörpern mit einem variablen L-förmigen Erschließungskern (Stiegenhaus und dessen Wände, Decken und Treppenläufe) aus Beton-Fertigteilelementen sowie darum angeordneten Wohnmodulen in Holzbauweise. Deren tragende Innenwände und Geschossdecken bestehen aus Brettsperrholz-Platten (BSP), die tragenden Wohntrennwände werden in Holzrahmenbauweise realisiert.

Die Außenwandelemente der vier mit 23 × 27 × 12 m annähernd gleich großen Baukörper werden bereits inklusive Wärmedämmung, hinterlüfteter Holzfassade und fertig installierten Fenstern (ebenfalls am Standort von Rubner Holzbau in Ober-Grafendorf) werkseitig vorgefertigt und per LKW zum Bauplatz verbracht. Die Aufstellung und Verbindung der bereits kompletten Elemente spart wertvolle Bauzeit und reduziert Einschränkungen für die umliegenden Anrainer auf ein Minimum. 

Binderholz: Bahnhof und Rathaus »Stadshus« Växjö



Der Neubau in Schweden ist in mehrfacher Hinsicht besonders und zieht nationales und internationales Interesse auf sich. Errichtet wurde das Gebäude mit einer Gesamtfläche von 16.400 m² in Skelettbauweise aus binderholz Brettschichtholz BSH Stützen und Trägern sowie binderholz Brettsperrholz BBS Decken. Im untersten und obersten Geschoss kamen Fachwerke aus BSH zum Einsatz. Das Dach weist eine geschwungene Form auf und wurde mit BBS 125 Elementen realisiert. Das Bauvorhaben wurde unter einer temporären, 120 m langen, 35 m breiten und 35 m hohen Zeltkonstruktion hochgezogen.

Insgesamt wurden 3.100 m³ Brettsperrholz BBS, 1.100 m³ Brettschichtholz BSH und 3-Schicht-Massivholzplatten sowie die Verbindungsmaterialien für den Bau des Gebäudes von binderholz »just in time« geliefert. binderholz war neben der Montage der kompletten Holzkonstruktion auch mit der Strukturberechnung und Implementierung der technischen Gebäudeleistung mittels 3D-Modell und Building Information Modeling sowie der Produktionsmodellierung beauftragt.

Zudem wurden auch die Verladepläne, Montagepläne und die Berechnung der Verbindungsmaterialien umgesetzt. Das neue Rathaus bietet mehr als 600 Arbeitsplätze, der Bahnhof im Erdgeschoss beherbergt Wartezimmer, Geschäfte, Restaurants und einen öffentlichen Raum.

Rigips: Hotel MalisGarten



Fichte, Lärche, Weißtanne, Nuss oder Zirbe – Holz in all seinen Facetten ist die bauliche Hauptzutat zum neuen Fünf-Sterne-Superior-Hotel »MalisGarten« in Zell am Ziller. Selbst Stiegenhäuser und Liftschächte sind durchgängig in Massivholz errichtet. Damit ist die Tiroler Luxusherberge das erste fünfgeschossige Hotel komplett aus Massivholz in Gebäudeklasse 5. Bei einem Holzbau in diesen Dimensionen stellt der Brandschutz naturgemäß die zentrale Herausforderung dar.

Beim MalisGarten wurde das geforderte Brandschutzniveau durch die Bekleidung mit hochwertigen Gipsplatten erreicht. Alle im Bereich der Treppen und Aufzugsschächte verbauten Brettsperrholzelemente wurden vollständig mit Rigips Riduro Holzbauplatten mit einer Dicke von 15 Millimetern bekleidet. Die faserverstärkten Gipsplatten erfüllen alle Anforderungen an einen hochwertigen Brandschutz. Im neu errichteten Hotel wird durch den Einsatz von Rigips Riduro im Ernstfall ein Brandschutz von REI 90 – also von mindestens 90 Minuten – gewährleistet.

Die strengen Brandschutzvorgaben an die Konstruktion werden auch durch den Trennwand-Klemmfilz von Isover eingehalten. Mit Euroklasse A1 ist er nicht brennbar und sorgt zudem für effiziente Wärmedämmung.

Leyrer + Graf: Neue Bibliothek für die JKU



Im Rahmen der Errichtung der neuen medizinischen Fakultät an der Johannes Kepler Universität in Linz ist auch eine neue Bibliothek entstanden. Ausgeführt wurde das Gebäude als Holzkonstruktion mit einer silbergrauen Fassade aus Lärchenholz. Das ca. 20 × 80 m große Gebäude ist einer von vier Baukörpern des Campusgebäudekomplexes und beinhaltet einen großen Lounge-Bereich, ein Café und eine großzügige Terrasse.

Die Graf-Holztechnik wurde mit der Errichtung einer Brettsperrholzdecke als Erdgeschossdecke auf die bauseitige Stahlkonstruktion beauftragt sowie mit der Herstellung der Wandelemente im Erd- und Obergeschoss inklusive der Pfostenriegelkonstruktion für die bauseitige Verglasung. Die Innenwände wurden mit gebürsteten und geölten 3-Schichtplatten verkleidet und im kompletten Innenbereich als auch im Terrassen- und Attikabereich ausgeführt.

Die eindrucksvolle Fassade wurde mittels sägerauen, vorgegrauten Lärchenstaffeln in unterschiedlichen Dimensionen an den Wandelementen vorgehängt. Obwohl die Bibliothek das niedrigste Gebäude des Campus ist, besticht sie durch ihr Erscheinungsbild. Die Kombination zwischen verwendeten Materialien und deren Farbwahl machen einen sehr harmonischen Gesamteindruck. 

Stora Enso: The Wood Hotel Wien



Mit dem siebenstöckigen The Wood Hotel Vienna entstand am Mariahilfer Gürtel ein klimafreundliches Vollholz-Hotel aus Massivholz von Stora Enso, das trotz starker Verkehrslage in Rekordzeit fertiggestellt werden konnte. Stora Enso lieferte dabei die bereits vorgefertigten CLT-Holzmodule, ein weiterer Partner baute diese nahe Wien vollständig zusammen. Somit mussten die einzelnen Holzmodule vor Ort nur noch versetzt werden, was großteils in den Nachtstunden passierte.

Dies sparte nicht nur Bauzeit, sondern auch CO2 am Bau, was heutzutage besonders wichtig ist, entfallen doch rund 40 Prozent der weltweit anfallenden CO2-Emissionen auf die Baubranche. »Massivholz speichert während seines gesamten Lebenszyklus CO2 und bringt somit den Wald quasi in die Stadt«, so Bernd Troppmann, Sales Director bei Stora Enso.

Um zu verdeutlichen, wie viel bzw. wenig Holz für ein solches Gebäude benötigt wird, stiftete Stora Enso 1.500 Setzlinge zur Bau(m)stellenbesichtigung im Sommer 2020. Das ist exakt die Menge, die für das Hotel als CLT verarbeitet wurden. Es wächst in Österreich innerhalb von nur acht Minuten nach und kommt zu 100% aus zertifizierter, nachhaltiger Forstwirtschaft.

Lieb Bau: legero united



Campuseit seiner Fertigstellung Ende 2019 hat der neue Campus des österreichischen Schuhproduzenten legero united in Feldkirchen bei Graz jede Menge Preise eingeheimst, darunter die GerambRose für architektonisch herausragende Bauwerke, ein ÖGNI-Zertifikat in Platin oder zuletzt den steirischen Holzbaupreis für Gewerbebauten. Ausschlaggebend dafür waren vor allem die großen Spannweiten, die beim neuen Firmencampus mit dem Baustoff Holz erzielt werden.

»Die Verschmelzung von Innen und Außen, die Qualität der Arbeitsbereiche im Einzelnen, findet ihren holzbaulichen Höhepunkt im runden, öffentlich zugänglichen Verkaufsgebäude. Die Trägerstruktur mit 36 Metern Länge (ohne Durchlaufträger!) ist gekonnt umgesetzt und bleibt leichtfüßig trotz der Spannweite«, so die Jury. Während modernste Haustechnik beim legero united Campus für ein optimales Raumklima sorgt, schont der Einsatz regionaler Baumaterialien, beispielsweise aus nachhaltiger Forstwirtschaft (PEFC-Zertifikat oder FCS-Zertifikat), die Umwelt.

Damit sind alleine 500 Tonnen CO2 gebunden. Eine hocheffiziente Geothermie-Anlage dient sowohl zur Beheizung als auch zur Kühlung des Objekts. So ist der CO2-Footprint des Firmensitzes im Vergleich zu einem modernen Standardgebäude im Betrieb um ca. 28 Prozent niedriger, was einer Einsparung von rund 48 Tonnen CO2 pro Jahr entspricht. Realisiert wurde der Holzbau von Lieb Bau Weiz.

 

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