In der Rubrik »Fragen an die Politik« haben Vertreter*innen der Bau- und Immobilienwirtschaft die Möglichkeit, konkrete Fragen an Spitzenpolitiker*innen zu richten. In der aktuellen Ausgabe kommt die Frage von Thomas Mühl, Geschäftsführer des Verbands der Österreichischen Beton- und Fertigteilwerke VÖB. Gerichtet wurde sie an Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Thema: Dekarbonisierung
Thomas Mühl, Geschäftsführer des Verbands der Österreichischen Beton- und Fertigteilwerke VÖB:
»Der Baustoff Beton spielt eine essenzielle Rolle beim Bau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Auch dieser Grundstoff muss in Zukunft nachhaltiger hergestellt werden. Welche konkreten Maßnahmen setzt die Politik, um die Dekarbonisierung für die Beton-Wertschöpfungskette im Bereich erneuerbare Energien zu unterstützen?«
Leonore Gewessler, Klimaschutzministerin:
»Gerade im Bereich der Dekarbonisierung stellt uns Zement als das Bindemittel von Beton vor wichtige Aufgaben.
Zement wird bei relativ hohen Temperaturen gebrannt, das braucht viel Energie.
In Österreich sind wir hier bereits auf einem guten Weg, es kommen bereits rund 80 Prozent klimafreundlicher Brennstoffe zum Einsatz. Für solche schwer zu dekarbonisierenden, nicht elektrifizierbaren Anwendungen kann in Zukunft auch Wasserstoff eine sinnvolle Lösung sein und zu klimafreundlicheren Herstellungsprozessen beitragen.
Für die Entwicklung von tragfähigen Konzepten, die eine dauerhafte Bindung des CO2 gewährleisten, brauchen wir auch die Kooperation von verschiedenen Industriezweigen.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt C2PAT, wo Unternehmen branchenübergreifend zusammenarbeiten. Dabei wird CO2, das in der Zementproduktion freigesetzt wird, in Wasserstoff umgewandelt und anschließend in der Plastikproduktion sinnvoll genutzt.
Es braucht aber auch Planungssicherheit für die energieintensive Industrie. Das ist gerade im Kontext der CO2-Bepreisung – also des Emissionshandels und des Grenzausgleichsmechanismus – wichtig. Dafür braucht es wirksame und funktionale Regelungen.
Klar ist jedenfalls: Die Transformation der Zement- und Betonbranche hin in eine klimafreundliche Zukunft wird große Mengen an erneuerbarer Energie, aber auch neue Innovationen und Technologien erfordern.
Wesentliche Grundvoraussetzungen sind daher die Stärkung der Forschungs- und Innovationsanstrengungen und die langfristige Sicherstellung der Versorgung mit erneuerbarer Energie. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) haben wir einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Damit bauen wir erneuerbare Energien deutlich aus und stellen sicher, dass unsere Stromversorgung bis 2030 zu 100 Prozent durch Erneuerbare erfolgt.«