Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report erklärt René Fischer, Success X Produktmanager, warum die Wartungsdienstleistungen für den Megaseller Auer Success eingestellt werden, wie den Usern der Umstieg auf Success X leicht gemacht werden soll und welche Vorteile die neue Software bietet.
Report: Der Bau & Immobilien Report fragt jedes Jahr Bauunternehmen und Architekten nach den von ihnen verwendeten AVA-Programmen. Auer Success ist dabei seit Jahren an der Spitze. Dennoch werden die Wartungsdienstleistungen für Auer Success Ende 2023 eingestellt. Warum?
René Fischer: Auer Success ist viel mehr als »nur« eine AVA-Software. Es ist eine umfangreiche Bausoftware mit vielen Funktionen wie etwa der Kalkulation vor allem für Bauunternehmen, aber auch gespickt mit AVA-Funktionen für Planer. Auer Success wurde im Jahr 1999 zum ersten Mal veröffentlicht und wird seitdem von tausenden Anwendern täglich eingesetzt. Von der einfachen Gartenmauer bis zum komplexen Autobahntunnel wurden hundertausende Bauprojekte in Österreich und dem angrenzenden Ausland erfolgreich mit Auer Success umgesetzt.
Das alles war möglich, weil Auer Success in all den Jahren speziell dafür entwickelt wurde, den Anwendern ein einfach zu bedienendes und dennoch normgerechtes Werkzeug zur Verfügung zu stellen. Das Team hinter Auer Success hat kontinuierlich alle Änderungen im Normwesen in der Software umgesetzt und das normgerechte Arbeiten der Anwender sichergestellt. Zusätzlich wurde darauf geachtet, dass Auer Success bei den sich permanent ändernden technologischen Rahmenbedingungen, wie z.B. den neuen Betriebssystemgenerationen, einsetzbar bleibt, was besonders im Hinblick auf die technische Lauffähigkeit nicht immer einfach war.
Bereits ab dem Jahr 2010 war erkennbar, dass das modellbasierte Arbeiten in Zukunft eine immer stärkere Rolle spielen wird. Eine selbstkritische Bewertung hat ergeben, dass eine Erweiterung für das modellbasierte Arbeiten mit BIM von Auer Success technisch nicht leistbar gewesen wäre. Aus diesem Grund hat Nevaris sehr früh eine weitreichende Entscheidung getroffen und mit der Neuentwicklung des Nachfolgeproduktes Success X begonnen.
Wie wir mit Blick auf die ÖNORM A2063 Teil 2 heute feststellen können, war diese Entscheidung vorausschauend und richtig. Daher wird die Wartung von Auer Success zum 31.12.2023 eingestellt, weil wir uns bei Nevaris jetzt und in Zukunft auf die Weiterentwicklung von Success X konzentrieren. Dabei beziehen wir unsere Kunden jetzt auch schon aktiv mit ein, denn diese können in unserem Feedbackforum durch Anregungen unsere Software mitgestalten.
Report: Aus unserer Umfrage wissen wir auch, dass die User sowohl von CAD- als auch AVA-Software sehr treu sind und die Wechselbereitschaft sehr gering ist. Vor allem die Komplexität des Umstiegs und das unbekannte Terrain der neuen Software bereiten Sorgen. Was kommt auf die User von Auer Success zu? Wie komplex und aufwändig ist der Umstieg auf Success X?
Fischer: Mit Veränderungen geht oft auch Verunsicherung einher, daher war es uns von Anbeginn wichtig, unsere Kunden im Zuge des Wechsels bestmöglich zu unterstützen und zu begleiten. Projekte, Stammdaten und Vorlagen sind vollständig kompatibel und können direkt übernommen werden. Das Bedienkonzept von Success X ist zwar viel moderner und deutlich prozessorientierter, ähnelt dem von Auer Success aber dennoch. Wir begleiten unsere Umsteiger mit kostenfreien Videos, Webinaren und ausführlichen Schulungen im On- oder Offline-Format.
Report: Was kommt inhaltlich auf die User zu? Was sind die größten Vorteile von Success X gegenüber Auer Success?
Fischer: Wir sind wahnsinnig stolz darauf, mit Success X viele Anwenderwünsche realisiert zu haben, die für Auer Success technologisch schlicht unmöglich waren. Der größte Vorteil ist die moderne Technologieplattform, dank der wir auch die Voraussetzung für das modellbasierte Arbeiten gemäß zweitem Teil der ÖNORM A2063 schaffen können. Darüber hinaus kann Success X um ein branchenspezifisches CRM-System (Customer-Relationship-Management-System) zum zentralen Verwalten von Projekt- und Kundendaten erweitert werden, für das wir sogar eine mobile App zur Verfügung stellen. Parallel arbeiten wir an erweiterten kaufmännischen Funktionalitäten, über die zukünftig beispielsweise auch ein Rechnungseingangsprozess abgebildet werden kann. Über eine Anbindung von »123erfasst«, der Lösung zur mobilen Datenerfassung, lassen sich auch die auf der Baustelle per App erfassten Arbeitszeiten automatisch in die Abrechnung einbinden. Unser Ziel ist es, Success X zu dem zentralen Werkzeug für Bauunternehmen zu machen, das die Kernprozesse steuert und an den entscheidenden Stellen externe Systeme für einen Datenaustausch anbindet.
Report: Welche Lösungen werden aktuell am stärksten nachgefragt? Welche Rolle spielen BIM-Lösungen in der Praxis?
Fischer: Die Nachfrage nach Success X ist aktuell sehr hoch. Viele unserer langjährigen Kunden profitieren dieses Jahr noch vom lizenzkostenfreien Umstieg.
Abgesehen davon erleben wir die größte Nachfrage im Bereich unserer mobilen Lösungen von 123erfasst: Spitzenreiter sind nach wie vor die Zeiterfassung verbunden mit der Einsatzplanung/Disposition, 123quality mit dem Bautagebuch und unsere Lösung 123fleet für das Geräte- und Flottenmanagement über die Telematic-Schnittstellen der Baugerätehersteller. Immer mehr Bauunternehmen wollen nicht nur eine einfache Geräteabrechnung, sondern auch in Echtzeit wissen, wo sich ihre Geräte befinden und wie die aktuellen Leistungsdaten aussehen.
Zum Thema BIM ist zu sagen, dass es ein ungebremster Dauerbrenner ist, der sich aus unserer Perspektive kontinuierlich durchsetzt. Die ÖNORM A2063 Teil 2 wird einen großen Beitrag dazu leisten, dass BIM auch in der Fläche ankommt.
Report: Robert Staufer-Wierl, Geschäftsführer von ib data, hat in einem Interview mit dem Bau & Immobilien Report gefordert, dass eine übergeordnete Stelle wie ein Ministerium, die TU oder Building Smart einen Elementkatalog herausgeben sollte. Ein richtiger Ansatz aus Ihrer Sicht?
Fischer: Wir haben die gleiche Sichtweise wie Herr Staufer-Wierl. Auch wir bei Nevaris wünschen uns, dass der Allgemeine Elementkatalog (AEK) von einer offiziellen Stelle herausgegeben wird. Als Softwarehersteller müssen wir darauf achten, dass unsere Kunden ihre Daten mit Fremdsystemen austauschen können, weil es eben im Bauprozess eine Vielzahl von Softwaresystemen gibt. Der reibungslose Datenaustausch gelingt nur, wenn wir uns auch im Hochbau auf einen zentralen Elementkatalog einigen können.
Report: Wo steht Österreich in Sachen BIM im internationalen Vergleich?
Fischer: Leider ist BIM noch nicht in allen Gremien angekommen und es fehlt an der Harmonisierung der Leistungsbücher mit der Elementmethode für ein modellbasiertes Arbeiten.
Österreich hat durch einen hohen Grad der Standardisierung vor allem mit der ÖNORM A2063 Teil 2 im internationalen Vergleich zumindest im Bereich Hochbau einen technologischen Vorsprung.
Im Bereich Infrastruktur & Tiefbau ist man in Asien sehr weit. Aber mit den Arbeitsgruppen des FSV, der Forschungsgesellschaft Straße – Schiene – Verkehr, ist man auf einem guten Weg, in Europa eine Vorreiterrolle zu übernehmen.