Bei der Errichtung ihres größten und modernsten Paket-Logistikzentrums setzt die Österreichische Post auf den Naturbaustoff Holz. In Konstellation einer ARGE mit dem Bauunternehmen Granit realisiert Rubner Holzbau Ober-Grafendorf die Tragstruktur der Halle, die Installation der Dachelemente sowie die Errichtung der Außenwände in Paneelbauweise in rekordverdächtiger Bauzeit von nur drei Monaten.
Mit dem wachsenden Online- und Multi-Channel-Handel schreitet auch die Globalisierung rasant voran. Immer mehr Menschen bestellen in der ganzen Welt und lassen sich die Waren und Güter zusenden. Allein im letzten Jahr wurden 166 Millionen Pakete von der Post transportiert, das ist ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Diese Entwicklung hat enormen Impact auf die Logistikbranche – und damit auch auf die Österreichische Post, die für die Organisation, Aufteilung und Zustellung des Großteils der in Österreich versendeten Pakete verantwortlich zeichnet. Die Post trägt diesem Trend Rechnung und beauftragt die Errichtung eines neuen Paket-Logistikzentrums im geografischen Herzen von Österreich. Unter Federführung der ARGE Granit/Rubner als Generalunternehmer entsteht in Kalsdorf südlich von Graz das größte und modernste Paket-Logistikzentrum der Post.
Internationales Know-how
Ein Logistikzentrum ist (auch konstruktiv) weit mehr als vier Wände mit einem abschließenden Dach darauf. Denn der Zweck eines solchen Gebäudes ist es, dass darin Wertschöpfung betrieben wird. Das funktioniert jedoch nur dann, wenn das Gebäude die speziellen funktionellen Anforderungen der jeweiligen Abläufe erfüllt. Es beinhaltet flexible Flächen, ist ökologisch nachhaltig und sparsam im Energieverbrauch und integriert unter seinem Dach weiterführende Dienstleistungen. Kurzum: Die Anforderungen an eine solche Hallenkonstruktion sind sowohl architektonisch, funktional als auch investiv hoch. Die Planung eines solchen modernen (und auch auf die Anforderungen der Zukunft abgestimmten) Logistikobjekts erfordert besondere Fachkenntnisse und Erfahrungen – die Rubner Holzbau aus zahlreichen ähnlich dimensionierten internationalen Referenzen einbringen konnte.
Eine Größe für sich
Die Größenordnungen sind für Österreich durchaus herausragend: das Areal misst beeindruckende 167.500 m2, die Bruttogeschossfläche des darauf errichteten Logistikzentrums beträgt 27.170 m2 mit einem Bauvolumen von 300.000 m3. Die Logistikhalle mit Bürotrakt und Portiergebäude sind der Arbeitsplatz für 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post. Nach der Fertigstellung können bis zu 13.500 Pakete pro Stunde sortiert und gezielt weitergeleitet werden. Die Investitionen der Österreichischen Post für das neue und moderne Paket-Logistikzentrum belaufen sich auf insgesamt rund 60 Millionen Euro.
Beeindruckende Dimensionen
Das gestiegene Logistikaufkommen benötigt Platz – und entsprechende Spannweiten. Die Holzbauweise ist dafür ideal geeignet, denn der Werkstoff Holz verbindet maximale Tragkraft mit, im Vergleich zu anderen Baustoffen, deutlich geringerem Eigengewicht. Die Brettschichtholz-Konstruktion besteht aus Fichte-Trägern mit Querschnitten von 26/204 cm bis 26/260 cm und Spannweiten von bis zu 30 Metern. Insgesamt wurden dafür 3.000 m3 Brettschichtholz und 75 m3 Brettsperrholz verbaut. Diese Struktur macht es möglich, außergewöhnlich großflächige Dachelemente zu verbauen, ohne die flexible Nutzung der Hallenfläche darunter durch tragende Stützpfeiler zu beeinträchtigen. Im konkreten Fall decken die vorgefertigten Dachelemente mit einer Seitenlänge von jeweils 18 Metern eine Gesamtdachfläche von 22.300 m2 ab. Die Elemente sind untersichtig mit OSB beplankt und erfüllen die für dieses Logistikobjekt erforderliche Feuerwiderstandsklasse REI 30. Zusätzlich wurden im Außenbereich 8.300 m2 gedämmte Compound-Fassadenpaneele verbaut.
Präzise Abstimmungen
Rubner Holzbau zeichnet für die Werk- und Detailplanung, Herstellung, Logistik sowie Umsetzung der BSH-Tragstruktur der Halle, Dachelementen und Außenwände in Paneelbauweise verantwortlich. Wesentlicher Faktor für die erfolgreiche und fristgerechte Realisierung eines Projekts mit solchen Dimensionen ist das reibungslose Ineinandergreifen von Tiefbau, Hochbau, Holzbau und Fassadenmontage auf der Baustelle. Um die Einhaltung der definierten Abläufe und des eng gesteckten Umsetzungszeitraums sicherzustellen, wurde die lückenlose Baustellenbetreuung und Koordination der Nachunternehmer durch eine permanente Bauleitung von Rubner Holzbau übernommen. Da sich die Baustelle direkt im Landebereich des Flughafens Graz-Thalerhof befand, mussten die Bauaktivitäten eng mit der Luftfahrtabteilung des Verkehrsministeriums abgestimmt werden.
Vorfertigung spart wertvolle Zeit
Ziel und Vorgabe war es, das Objekt innerhalb von nur drei Monaten (vom Baubeginn im Mai bis Ende Juli) witterungsdicht herzustellen. Eine solche Vorgabe ist für Rubner Holzbau Ober-Grafendorf normalerweise keine Schwierigkeit, bei einem Projekt dieser Größenordnung war es allerdings durchaus eine gewisse Herausforderung. Die Einhaltung der Zeitplanung ist einmal mehr einem der zentralen Vorteile des konstruktiven Holzbaus zu verdanken. Aufgrund des hohen Grads der werksseitigen Vorfertigung war es möglich, Produktion, Logistik und Realisierung vor Ort so aufeinander abzustimmen, dass die Kapazitäten bestmöglich ausgelastet und optimal genutzt werden konnten.
Holz aus Österreich, Energie von der Sonne
Als heimisches Logistikunternehmen hat sich die Österreichische Post darüber hinaus zum Ziel gesetzt, möglichst umweltfreundlich und nachhaltig zu agieren und operieren. Dies bezieht selbstverständlich auch Standorte wie das neue Logistikzentrum in Kalsdorf bei Graz mit ein. Die Grünflächen um das Logistikzentrum sind mit Fokus auf Biodiversität angelegt und umweltfreundlich bewirtschaftet. Am von Rubner Holzbau Ober-Grafendorf errichteten Dach des Logistikzentrums wurden insgesamt 1.500 Photovoltaikmodule mit einer Nennleistung von insgesamt 499 kWp installiert. Sie decken einen wesentlichen Teil der Energie ab, die für den Betrieb der rund zwei Kilometer langen Paketförderanlage im Inneren des Gebäudes benötigt wird. Ein weiterer Öko-Aspekt dieses Großprojekts: Beim Bau wurden nur österreichische Rohstoffe verwendet, das Holz für die Hallenkonstruktion stammt aus der Steiermark.
Nachhaltiges Vorzeigeprojekt
Roman Fritz, Geschäftsführer von Rubner Holzbau, geht ins Detail: „Mit der Errichtung des größten und modernsten Logistikzentrums der Österreichischen Post haben wir in mehrfacher Hinsicht ein Vorzeigeprojekt des Ingenieurholzbaus realisiert. Es fängt damit an, dass das Holz, das bei diesem Projekt in Kalsdorf bei Graz verbaut wurde, aus Forstbetrieben der Wechselregion stammt und von Rubner Holzindustrie in Rohrbach an der Lafnitz verarbeitet wurde. Darüber hinaus konnten wir einmal mehr beweisen, dass der Einsatz des offenporigen Naturbaustoffs Holz konstruktiv sinnvoll ist und sich auch im Vollbetrieb durch seine temperaturausgleichenden und feuchtigkeitsregulierenden Materialeigenschaften positiv auf das Arbeitsklima auswirkt. Und mit der Einhaltung der außergewöhnlich kurzen Umsetzungszeit durch die werksseitige Vorfertigung im Werk in Ober-Grafendorf haben wir eine neue Benchmark gesetzt, an der sich die Branche in Zukunft messen muss.“