Die STRABAG SE hat diese Woche die Zahlen für das Halbjahr 2020 berichtet.
"Auf den ersten Blick waren die ersten sechs Monate 2020 stark von der Coronavirus-Pandemie geprägt. Bei den Zahlen kommt dies allerdings nur teilweise zum Ausdruck - ein Konzernergebnis um die Nulllinie ist im Halbjahr die Regel und unsere Leistung sank auch infolge anderer, erwarteter Faktoren 'bloß' um 10 %. Einer der Gründe dafür ist, dass wir in Österreich lediglich etwa 15 % unserer Konzernleistung erbringen. In Märkten wie Deutschland oder Polen waren die Einschränkungen aber kaum zu spüren. Zwar ist der Ausnahmezustand noch nicht überstanden. Doch sind wir zu dem Schluss gekommen, dass unsere unter dem Eindruck des Pandemie-Beginns im April aktualisierte Leistungsguidance von EUR 14,4 Mrd. - nicht zuletzt aufgrund des Rekordauftragsbestands - zu konservativ sein dürfte. Stattdessen gehen wir nun von einer Leistung von rd. EUR 15,0 Mrd. aus. Gleichzeitig dürfte, wie bisher erwartet, eine EBIT-Marge von zumindest 3,5 % erreicht werden können. Wir basieren unsere Prognose darauf, dass im Unterschied zum ersten Halbjahr im zweiten keine - auch nicht temporäre -Einstellung des gesamten Baubetriebs in einem unserer Kernländer erfolgen wird. Das bedeutet aber nicht, dass uns eine 'zweite Welle' der Coronavirus-Pandemie unvorbereitet treffen würde", so Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE.
Leistung und Umsatz
Die STRABAG SE erbrachte im ersten Halbjahr 2020 eine um 10 % geringere Leistung in Höhe von EUR 6.720,08 Mio. Dies ist mehrheitlich durch drei Faktoren bedingt: die wegen des Mitte 2019 ausgelaufenen Vertrags mit einer deutschen Großkundin im Bereich Property & Facility Services weggefallene Leistung, die vorübergehende Baueinstellung im Zuge der Coronavirus-Krise in Österreich und die Abarbeitung bzw. die Fertigstellung von Tunnelbauprojekten in Chile. Der konsolidierte Konzernumsatz fiel um 9 %.
Auftragsbestand
Der Auftragsbestand per 30.6.2020 lag mit EUR 19.440,54 Mio. um 6 % über jenem per 30.6.2019 und damit auf Rekordniveau. Etwa in der Region Americas, in Ungarn und in Österreich wurden Großaufträge abgearbeitet, sodass hier Rückgänge zu verzeichnen waren. Dieser Entwicklung gegenüber standen neue Großaufträge bzw. Auftragserweiterungen im Tunnelbau in Großbritannien und eine deutliche Erhöhung des Auftragsbestands in Deutschland und in Tschechien.
Ertragslage
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich im ersten Halbjahr 2020 leicht um 2 % auf EUR 300,11 Mio. Allerdings stiegen die Abschreibungen infolge höherer Investitionen im Vorjahr überproportional, sodass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei EUR 45,10 Mio. nach EUR 61,00 Mio. im Vorjahresvergleichszeitraum und damit um 26 % tiefer zu liegen kam. Dieser Rückgang ist auf die Entwicklung des Segments International + Sondersparten zurückzuführen.
Das Zinsergebnis belief sich auf EUR -13,49 Mio. In den ersten sechs Monaten des Vorjahrs hatte es EUR -19,50 Mio. betragen. Darin enthalten sind zwar höhere negative Kursdifferenzen von EUR -7,05 Mio. (6M/2019: EUR -1,24 Mio.), was jedoch durch geringere Zinsaufwendungen mehr als ausgeglichen wird. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) zeigte sich bei EUR 31,61 Mio. im Vergleich zu EUR 41,50 Mio. im ersten Halbjahr des Vorjahrs. Dass gleichzeitig die Ertragsteuern einen ähnlich hohen Wert erreichten, lässt sich im Wesentlichen mit Projektverlusten in einem außereuropäischen Land erklären, dem keine Möglichkeit zur Geltendmachung von Verlustvorträgen gegenübersteht.
Das auf die Fremdanteilseigner entfallende Ergebnis war bei EUR 1,42 Mio. in absoluten Zahlen kaum verändert. Insgesamt wurde ein Konzernergebnis von EUR -0,79 Mio. erzielt. In demselben Zeitraum des Vorjahrs hatte es sich mit EUR 10,66 Mio. noch im positiven Bereich bewegt, wobei das Konzernergebnis im Halbjahr in der Regel noch unterhalb der Nulllinie tendiert. Bei 102.600.000 ausstehenden Aktien gleicht dies einem Ergebnis je Aktie von EUR -0,01 (6M/2019:
EUR 0,10).
Vermögens- und Finanzlage
Verglichen mit dem Halbjahresvergleichszeitpunkt des Vorjahrs erhöhte sich die Eigenkapitalquote von 29,9 % auf 31,7 %; zum Jahresende 2019 hatte sie 31,5 % betragen. Die Netto-Cash-Position sank, wie saisonal üblich, von EUR 1.143,53 Mio. per Jahresende 2019 auf EUR 946,47 Mio. (30.6.2019: EUR 240,57 Mio.).
War der Cashflow aus der Geschäftstätigkeit im Vorjahresvergleichszeitraum deutlich negativ, wurde er nun aufgrund eines geringeren Working Capital-Aufbaus bei EUR 32,84 Mio. im positiven Bereich registriert. Da gegenüber dem Halbjahr 2019 signifikant weniger in Sachanlagen investiert wurde, zeigte sich der Cashflow aus der Investitionstätigkeit um ca. 40 % weniger stark im negativen Terrain. Dagegen führte die Tilgung einer Anleihe mit einem höheren Volumen als jener im Vorjahr zu einem Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit, der einen Wert von EUR -261,03 Mio. nach EUR -183,27 Mio. im ersten Halbjahr des Vorjahrs aufwies.
Mitarbeiteranzahl
Mit der verringerten Leistung reduzierte sich auch die Mitarbeiteranzahl, und zwar um 3 % auf 74.093 Personen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019. Dabei war wegen des erwähnten Wegfalls eines langlaufenden Großauftrags im Property & Facility Services-Bereich im Vorjahr der größte Rückgang in Deutschland zu verzeichnen, gefolgt vom projektbedingten Mitarbeiterabbau im Nahen Osten. Die Entwicklung in den anderen Märkten war uneinheitlich.