Ein allgemeiner Baustopp konnte in Österreich durch die Einigung der Sozialpartner mit der Regierung zwar verhindert werden, dennoch kamen im Zuge des Shutdowns Mitte März zahlreiche Baustellen zum Erliegen. Auftraggeber wie ÖBB und Asfinag haben ihre Baustellen ebenso eingestellt wie alle großen Auftragnehmer. Ab Ende März wurden die Baustellen wieder hochgefahren. Der Bau & Immobilien Report hat je acht Auftraggeber und Auftragnehmer unterschiedlicher Größe gefragt, wie viele ihrer ursprünglichen Baustellen wieder in Voll- oder Teilbetrieb sind, wie viel ihres theoretischen Arbeitskräftepotenzials im Einsatz ist und was die größten Hürden beim Neustart der Baustellen sind. Ein Überblick.
Die Report-Umfrage zeigt, dass die heimischen Baustellen auf dem Weg zurück in die Normalität sind. Die meisten der befragten Auftragnehmer und Auftraggeber berichten, dass ein hoher Prozentsatz der Baustellen, die vor Corona in Betrieb waren, wieder annähernd Vollbetrieb haben, der Großteil der restlichen Baustellen ist zumindest in Teilbetrieb. Die echten Stillstände werden täglich weniger.
Dazu kommt, dass vor allem öffentliche Auftraggeber aus dem Bereich der Verkehrsinfrastruktur die Gunst der Stunde nutzen und wegen des geringen Verkehrsaufkommens Projekte vorziehen. So führt etwa die ÖBB derzeit zahlreiche für einen späteren Zeitpunkt geplante Instandhaltungsarbeiten durch.
Hürden beim Hochfahren
Der Neustart einer Baustelle ist nicht einfach. In der aktuellen Situation kommen noch zahlreiche Stolpersteine hinzu. Für fast alle befragten Unternehmen sind die Einhaltung und Umsetzung der gesetzlichen Schutzmaßnahmen die größten Hürden. »Gerade zu Beginn war es fast unmöglich, die notwendige Schutzausrüstung zu bekommen«, erklärt der niederösterreichische Landesinnungsmeister Bau, Robert Jägersberger. Auch die Aufrechterhaltung der Lieferketten stellt eine Baustelle vor erhebliche Schwierigkeiten. Vorleistungen werden nicht oder verspätet durchgeführt.
Dazu kommt der enge Abstimmungsbedarf zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer und der hohe organisatorische Aufwand. Michael Pech, Vorstandsvorsitzender des österreichischen Siedlungswerks ÖSW, sieht die größten Hürden »in den Produktivitätsverlusten aufgrund von Personalmangel speziell bei ausländischen Arbeitskräften sowie teilweise Lieferverzögerungen bei Materiallieferungen«. Dennoch konnte das ÖSW im April alleine in Wien 145 Wohnungen übergeben. Das Problem mit ausländischen Zulieferbetrieben kennt man auch bei der BIG.
Obwohl man von Anfang an bemüht war, Bauvorhaben weiterzuführen, kommt es beim Parlamentsumbau aktuell zu Verzögerungen, weil die Gläser für die Dachkonstruktion aus dem Ausland kommen und aufgrund von Produktionsausfällen derzeit nicht geliefert werden können. Häufiger Kritikpunkt sind auch zeitverzögerte Behördentätigkeiten sowie nicht-erfolgende Fördervergaben, wodurch Beauftragungen stocken und Baustellen nicht wie geplant starten können.