Ausgehend vom Anlagenbau hat Project Networld schon kurz nach der Jahrtausendwende eine Projektmanagement-Plattform für die Bauwirtschaft auf den Markt gebracht. Nach zahlreichen Weiterentwicklungen versteht sich die Software heute als »Framework für die BIM-Collaboration«. Gemeinsam mit den Partnern Atos und TU Wien wird an neuen Tools und Funktionen gearbeitet. Ganz oben auf der Agenda steht die einfache Bedienung.
Bei der Entwicklung unserer Software haben wir unseren Kunden zugehört«, sagt Robert Hauptmann, Geschäftsführer der Project Networld AG. Und die Kunden von Project Networld sind keine Unbekannten. Sowohl ÖBB als auch Asfinag setzen auf die gleichnamige Software, mit der sich viele Aufgaben wie Planmanagement, Mängelmanagement, Aufgabenmanagement sowie Workflows erledigen lassen.
In einer Kooperation mit dem Systemintegrator Atos und der TU Wien versucht man nun das Thema »Digitalisierung der Bauwirtschaft« gemeinsam voranzutreiben.
Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report erklären Robert Hauptmann und Fritz Hödl, Atos, wie das gelingen soll.
Report: Project Networld verspricht »Clevere Tools. Alles, was Sie zur erfolgreichen Projektplanung benötigen«. Was genau umfasst Ihre Lösung?
Robert Hauptmann: Wir sind ein absoluter Pionier im Cloudbereich. Wir beschäftigen uns seit 20 Jahren mit der Digitalisierung von Anlagen- und Bauprojekten. Speziell im Anlagenbau gab es schon früh die Anforderung, Partner weltweit zu vernetzen. Daraus ist eine Collaboration-Plattform entstanden, die ihre Stärken auch im Baubereich ausspielt.
Report: Was genau kann die Lösung?
Hauptmann: Es geht um die Digitalisierung der Prozesse »Planen«, »Bauen« und »Betreiben«.Wir verstehen uns als Framework für die BIM-Collaboration. Das beginnt schon in einer sehr frühen Projektphase, wo die verschiedenen Planungsentwürfe abgestimmt werden. Hier kommt unsere Software zum Einsatz. Dabei ist es ganz wichtig, die Schnittstellenproblematik zu überbrücken.
Report: Wie kann man sich dieses Framework vorstellen?
Hauptmann: BIM ist der Kern. Aber in der Bauausführung gibt es viele Tätigkeiten, die gemanaged werden müssen. Da kommt Project Networld ins Spiel. Im Sinne von Lean Management können Abhängigkeiten und Einschränkungen definiert werden. Wir liefern die passenden Tools ab der ersten Planungstätigkeit und sorgen für eine Automatisierung der Prozesse durch Workflows. Das erleichtert auch die Dokumentation. Ganz wichtig ist eine gemeinsame Datenumgebung für Personen aus verschiedenen Umgebungen.
Bei der Entwicklung lag unser Fokus von Anfang an auf einer einfachen Handhabung. Damit eine Lösung auch rasch eingesetzt wird, muss sie selbsterklärend sein. Das ist für viele unserer Kunden das zentrale Argument. Die Asfinag hat sich nicht zuletzt aufgrund der Usability für Project Networld entschieden, weil es auch von den Arbeitern auf der Baustelle angenommen werden muss.
Report: Gab es auch Widerstände gegen die Lösung?
Hauptmann: Jede Menge (lacht). Jede neue Software schafft Widerstände. Vor allem auch in der Bauwirtschaft, wo der Reifegrad der Digitalisierung noch nicht sehr hoch ist. Da geht es darum, Prozesse, die in der Vergangenheit gelernt wurden, aufzubrechen. Es geht um neue Arbeitsabläufe und Transparenz. Das ist ein Kulturwandel und definitiv ein Paradigmenwechsel. Sobald aber die Umstellung vollzogen ist und der Mehrwert erkannt wird, ist die Zustimmung sehr groß.
Report: Was verspricht sich Atos von der Zusammenarbeit mit Projekt Networld und der TU Wien?
Fritz Hödl: Unser wichtigstes Ziel ist es, die Digitalisierung in der Bauwirtschaft massiv voranzutreiben. Und zwar dort, wo es vernünftig ist. Projekt Networld hat eine gute, bestehende Lösung, die TU Wien deckt die wissenschaftliche Seite ab und Atos fungiert als Technologiebereitsteller und Integrator. Das ist schon eine sehr gute Konstellation.
Input kommt von allen Partnern, aber auch von Kunden. Wenn neue Tools und Funktionen sinnvoll sind, werden sie in die Lösung von Projekt Networld integriert.
Report: Welche Funktionen können das sein?
Hödl: Wir haben eine Machbarkeitsstudie zum Thema »Leistungsabrechnung mittels Drohnenüberflug« gemacht. Die Rahmenbedingungen wurden von der TU Wien erarbeitet, Atos hat die Drohnen, die Piloten und die Lizenz, um über kritische Infrastrukturen zu fliegen. Die Bilder werden ins Atos-Rechenzentrum übertragen, mit künstlicher Intelligenz und Machine Learning ausgewertet und mit Folgebildern verglichen. Jede Veränderung wird dokumentiert und aus der Veränderung abgelesen, welche Leistungsteile schon abgerechnet wurden. Funktionen wie diese können dann in die Software integriert werden.
Report: Was sind die nächsten Schritte?
Hödl: Das Wichtigste sind Use-Cases. Nur mit den passenden Use-Cases kann die Digitalisierung so richtig Fuß fassen. Das gilt vor allem dort, wo man die Versäumnisse aus der Vergangenheit aus dem Weg räumen muss, wie etwa in der Bauwirtschaft. Da müssen auch erst einmal Return-on-Investment-Rechnungen erstellt werden, bevor die nächsten Schritte gesetzt werden könne. An diesem Punkt befinden wir uns aktuell. Die Use-Cases funktionieren und arbeiten die Versäumnisse der Vergangenheit auf.
Die Software im Überblick
- Mit der Software projectnetworld steht allen Projektmitgliedern eine zentrale Arbeitsumgebung zur Verfügung. Dadurch behalten alle den Überblick über den aktuellen Projektstatus in jeder Projektphase. Mit Tools wie Plan-, Mängel-, Aufgaben- und Workflowmanagement unterstützt das System bei der Verteilung und der Kontrolle aller Aufgaben und bei der Abwicklung von Prozessen mit dem Workflow-Tool.
- Planmanagement: Das Tool Planmanagement bietet vordefinierte Workflows, um sämtliche Prüf- und Freigabeschritte zu dokumentieren.
- Mängelmanagement: Durch Mängelmanagement werden Mängel aktuell, nachvollziehbar, präzise und umfassend dokumentiert. Dies ist wesentlich für den finanziellen Erfolg jedes Projekts. Mit Smartphone oder Tablet können die Mängel direkt auf der Baustelle erfasst und die nächsten Schritte initiiert werden.
- Aufgabenmanagement: Mit dem Tool Aufgabenmanagement sollen alle Projektbeteiligten in Echtzeit den Überblick über das Bauprojekt haben. So werden etwa mit To-do-Listen alle Aufgaben, mit Angaben zu Inhalt und Endtermin, den Projektteilnehmern zugewiesen. Durch die zentrale Erfassung der Rückmeldungen ergibt sich ein aktuelles Bild der gesamten To-dos.
- Workflowmanagement: Mit Workflowmanagement werden in projectnetworld Abläufe automatisiert, wie etwa Dokumentenprüfungen und
-freigaben oder die Erfassung, Prüfung und Freigabe von Mehrkosten. Dabei werden die Prozesse an die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Bauprojekts oder Unternehmens angepasst.