Die Sieger der Concrete Student Trophy 2019 stehen fest, gestern Abend fand im Kuppelsaal der TU Wien die feierliche Preisverleihung statt. Gefragt war in dem interdisziplinären Studentenwettbewerb ein Entwurf für eine neue Brücke über den Donaukanal.
Vor mehr als einem Jahrzehnt hat die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) die Concrete Student Trophy in Zusammenarbeit mit den Technischen Universitäten Österreichs ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Architektur und Bauingenieurwesen bereits während der Ausbildung zu fördern. Denn Bauen bedeutet Teamplaying. 2019 wurde das Wettbewerbsthema gemeinsam mit der Stadt Wien ausgelobt: ein barrierefreier Steg in Betonbauweise über den Donaukanal und die beiden Richtungsfahrbahnen der A4 bei der Ostbahn. Der Studentenwettbewerb ist mit insgesamt 12.000 Euro dotiert.
Die Aufgabenstellung war heuer eine Herausforderung für die Studierenden: Es galt, Vorgaben von vorhandenen Verkehrsflächen, Durchfahrtshöhen seitens Verkehr und Schifffahrt wie auch Vorgaben des Gender Mainstreamings und der Barrierefreiheit zu berücksichtigen. Auch die neunköpfige Jury unter dem Vorsitz von Architektin Elke Delugan-Meissl hatte keine leichte Aufgabe, denn die eingereichten Projekte waren nahezu alle beeindruckend detailliert, clever geplant und gut ausgearbeitet.
Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ, zeigt sich begeistert: "Es ist großartig, wie die Teams miteinander an dem neuen Brückenentwurf getüftelt haben – die Interdisziplinarität führt offensichtlich zu realistischen Vorschlägen. Die Concrete Student Trophy stellt den nachhaltigen Baustoff Beton ins Zentrum, mittlerweile führen die Ideen der Studierenden jedoch weit darüber hinaus, so lieferten alle Teams umfassende Umgebungsanalysen und auch die Gedanken zur vielfältigen Nutzung der neuen Brücke sind gut erkennbar."
13 Einreichungen, fünf Prämierungen
Aus den insgesamt 13 Einreichungen wurden fünf Entwürfe prämiert, die städtebaulich, architektonisch, funktional und konstruktiv die überzeugendsten Lösungen präsentierten. Bei der Preisverleihung am 19. November 2019 im Kuppelsaal der TU Wien feierten die Teams der TU Wien und TU Graz gemeinsam mit den Auslobern, der Jury und den Sponsoren, mit deren Unterstützung die Concrete Student Trophy über die Jahre werden konnte, was sie heute ist: eine Erfolgsstory!
Erster Platz "Donaustern" (TU Graz): Aufgespannte Skulptur mit klarer Wegeführung
Das architektonische Ziel der geplanten Brücke ist eine Symbiose zwischen der bestehenden Stahlbrücke sowie der Rohrbrücke. Den Mittelpunkt des neuen Stegs bildet der "Donaustern", welcher den Donaukanal überspannt. Die Konstruktion wird mit UHPFRC in Fertigteilbauweise ausgeführt und verfügt über eine externe Vorspannung. Durch den Einsatz eines Hohlkastenquerschnitts kann der Materialverbrauch möglichst gering gehalten werden. Das Team Andreas Rogala (Architektur), Lisa Tobisch und Miriam Jäger (Bauingenieurwesen) "hat die Anforderungen der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Architektur und Bauingenieurwesen am besten erfüllt. Der klare minimalistische Entwurf baut auf einer präzisen Analyse des Kontextes auf und reagiert perfekt auf den Bestand", argumentierte die Jury die Kür zum Siegesprojekt. Das Team erhielt für den gelungenen Entwurf ein Preisgeld von 4.200 Euro.
Zweiter Platz "Oststeg – Zwischen Stadt & Natur" (TU Wien): Ästhetisches Erscheinungsbild
Nikola Miskic, Povilas Valiulis (Architektur), Stephan Loncsek und Maximilian Knoll (Bauingenieurwesen) hatten die Idee, städtebaulich eine neue Achse zu schaffen und einen geradlinigen, schnellen Übergang von den Wohnbauten in Simmering zum Naherholungsgebiet im Prater zu ermöglichen. Architektur und Tragwerk konkurrieren nicht miteinander, sondern gehen als Einheit auf die Anforderungen der Nutzer und auf die Umgebung ein. Vor allem das Geländer-Konzept bietet einen sehr speziellen Übergang von der Stadt in die Natur. Die Konstruktion setzt auf die wirkungsvolle Kombination von Bogen und Spannband. "Der Entwurf orientiert sich an den natürlichen Bewegungsflüssen der Nutzer. Das Projekt überzeugt mit seiner schlichten Eleganz und seinem ästhetischen Erscheinungsbild", so die Begründung der Jury. Das Preisgeld für den zweiten Platz beträgt 3.200 Euro.
Dritter Platz "Spannender Bogen" (TU Graz): Pylon als Landmark
Die Brücke schlängelt sich mit ihrer geschwungenen Form zwischen dem Baumbestand hindurch, schafft dabei für die Nutzer ein beruhigendes Erlebnis, ohne sich selbst zu stark in den Vordergrund zu drängen. Nicole Eggenreich, Maximilian Deutscher (Architektur), Michael Ortmann und Andreas Petermann (Bauingenieurwesen) haben eine Schrägseilbrücke mit Hohlkastenquerschnitten entworfen. Gehalten wird die Brücke über zwei Pylone und durch Stützen. Die Herstellung des Fahrbahnquerschnittes erfolgt in Ortbetonbauweise, die Pylone hingegen werden in Fertigteilbauweise hergestellt. Die Jury lobte die sehr gute Ausarbeitung der statischen Details sowie das grafische Konzept mit Logo und Wortspiel. "Die Idee eines Pylons als Landmark überzeugt. Der 2. Pylon im 11. Bezirk schwächt das Projekt allerdings gestalterisch und ist statisch nicht notwendig", heißt es in der Jurybegründung. Das Team von der TU Graz freut sich über ein Preisgeld von 2.200 Euro.
Anerkennungen für "Concrete bonding" und "pont brut"
Zudem wurden zwei Anerkennungspreise zu je 1.200 Euro vergeben. Diana Bleban, Juan Falcon Hernandez (Architektur), Andreas Galusic und Christian Dollinger (Bauingenieurwesen) von der TU Graz verfolgten den Anspruch, die neue Brücke bestmöglich in die Umgebung zu integrieren. Die Jury befand den gestalterischen Ansatz für die Örtlichkeit allerdings als zu hypertroph, auch das statische Konzept des skulpturalen Turmes ließ einige Fragen offen. Jonathan Holl, Philipp Schwarz (Architektur)und Marcell Mihalik (Bauingenieurwesen) von der TU Wien sorgten mit ihrem Entwurf mit der markanten Magenta-Farbe für den gewissen Landmark-Faktor. Die Jury würdigte das hohe Engagement des Teams sowie die detaillierte Ausarbeitung des Modells, der Materialproben und der Broschüre.
Träger der Concrete Student Trophy
Eine Interessengemeinschaft bestehend aus der MA 29 – Brückenbau und Grundbau, der Habau Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H., der Porr GesmbH, der Strabag AG, der iC consulenten Ziviltechniker GesmbH, der Doka GmbH, der Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H., der Allplan Österreich GmbH, dem Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB), dem Güteverband Transportbeton (GVTB) und der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), vergab unter der fachlichen Begleitung österreichischer Universitäten zum vierzehnten Mal die Concrete Student Trophy.
Concrete Student Trophy 2020: Hochhaus mit Begrünung
Die Vorbereitungen für die Concrete Student Trophy 2020 sind schon im Gange. Architekt Christoph Achammer, Professor an der TU Wien und Mitbegründer der Concrete Student Trophy, verriet schon das Thema: "Wir wollen diesmal ein hohes Haus mit ´Vertical Green´ kombinieren." "Denn es ist in der Tat ein starkes Zukunftsthema, wie zu der gebäudetechnischen Ertüchtigung auch noch eine klimatechnische Zusatzkomponente ergänzt werden kann, die nicht nur der Umwelt gut tut, sondern auch die Lebensqualität der Bewohner erhöht", ergänzte Spaun.