Die Enquete „Chance Bau“ hat ihre Feuerprobe bravourös bestanden. Als Nachfolgeveranstaltung der traditionellen Enquete „Chance Hochbau“ lockte sie mit neuem Konzept rund 150 Gäste in die A1 Zentrale in Wien. Am Podium diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft die Ergebnisse aus vier hochkarätig besetzten Workshops.
15 Jahre lang hat der Bau & Immobilien Report die Enquete „Chance Hochbau“ veranstaltet. Heuer ging der traditionelle Treffpunkt der heimischen Bauwirtschaft mit neuem Namen, neuem Konzept und neuer Location an den Start.
In vier der Enquete vorangestellten Workshops zu den Themen „Leistbares Wohnen“, „Sanierung“, „Vergaberecht“ und „BIM/Digitalisierung“ erarbeiten insgesamt 25 anerkannte Expertinnen und Experten konkrete Maßnahmen, die das jeweilige Thema voranbringen sollen. Denn das erklärte Ziel der neuen Enquete „Chance Bau“ ist: „Bauen besser machen“. Die Ergebnisse der Workshops wurden dann im Rahmen der eigentlichen Enquete in der A1 Zentrale in Wien vor rund 150 Besucherinnen und Besuchern präsentiert und mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Politik diskutiert.
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Themen: Leistbares Wohnen & Sanierung
Im Workshop „Leistbares Wohnen“ stellten sich Wolfgang Amann (IIBW), Sandra Bauernfeind (EHL), Isabella Jandl (Wohnservice Wien), Winfried Kallinger (Kallinger Bauträger), Alfred Vandrovec (Porr) und Stefan Wagmeister (Austrian Standards) die Frage, wie man leistbares Wohnen auf Dauer sicherstellen kann. Das Ergebnis einer lebhaften Diskussion waren konkrete Maßnahmen in den Bereichen „Grundkosten“, „Baukosten“, „Finanzierung“ und „Bewirtschaftung“. Um die Grundstückspreise zu senken, soll durch legistische Maßnahmen Bauland mobilisiert werden. Um die Baukosten zu senken sollen Kriterien für planerische Effizienz in die Bauordnung aufgenommen und die Infrastrukturkosten reduziert werden. Für eine gesicherte Finanzierung des Wohnbaus sollen die Grundsteuer erhöht und für den Wohnbau zweckgewidmet und die Wohnbauförderung auf 1% des BIP erhöht werden. In der Bewirtschaftung sollen Contracting-Modelle forciert und der Bestand mobilisiert werden.
Im Workshop „Sanierung“ trafen sich Franz Böhs (Baustoff + Metall), Johann Jandl (Austrotherm), Bernd Rießland (GBV), Ronald Schlesinger (Mieterhilfe), Andreas Traunfellner (Sedlak Bau) und Johannes Wahlmüller (Global 2000) um konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, um die vor sich hindümpelnde Sanierungsrate auf die oftmals geforderten 3% zu heben. Das größte Potenzial sehen die Experten im Bereich der Einfamilienhäuser. Zur Zielerreichung wurde ein Ausweitung des Sanierschecks, eine Besteuerung nach dem Energieausweis sowie eine vereinfachte Willensbildung bei Eigentumshäusern vorgeschlagen. Als mittelfristiges Ziel wurde von den Experten zudem eine Sanierungspflicht ins Spiel gebracht.
Als jeweilige Sprecher ihrer Expertenrunde stellten Winfried Kallinger und Bernd Rießland die Ergebnisse im Rahmen der Enquete vor und diskutierten sie mit der grünen Bautensprecherin Nina Tomaselli, dem niederösterreichischen Landtagsabgeordneten der Neos Helmut Hofer-Gruber, und dem Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik, Andreas Pfeiler. Pfeiler schloss sich den Forderungen der Expertenrunde an und ergänzte sie um einen Blick auf die Regionen. „Wir dürfen den Bestand in den ländlichen Gebieten nicht außer Acht lassen, sondern müssen für eine entsprechende Infrastruktur sorgen. Im Sinne kurzer Transportwege idealerweise mit regionalen Baustoffen“, so Pfeiler. Sowohl Tomaselli als auch Hofer-Gruber konnten den Vorschlägen einiges abgewinnen und kündigten an, die Anregungen in ihre jeweiligen Arbeitskreise mitzunehmen.
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Themen: Vergaberecht & BIM/Digitalisierung
Im Workshop „Vergaberecht“ ging es vor allem um partnerschaftliche Vertragsmodelle und wie man diese weiter forcieren kann. Darüber diskutierten Daniel Deutschmann (Heid und Partner), Andreas Dopplmair (Delta), Andreas Huss (GBH), Peter Krammer (Strabag), Claudius Weingrill (BIG) und Matthias Wohlgemuth (WKO). Relativ rasch herrschte Einigkeit, dass an partnerschaftlichen Modellen wie etwa dem Allianzvertrag in Zukunft kein Weg vorbeiführen würde. Dafür brauche es zwar keine Änderung des Bundesvergabegesetzes, aber das klare politische Bekenntnis, dass öffentliche Auftraggeber entsprechende (Pilot)Projekte umsetzen müssen. Zudem wurde eine Ausbildungsoffensive gefordert. Denn ohne entsprechenden personellen Ressourcen sind alternativen Vertragsmodellen natürliche Grenzen gesetzt.
Im Workshop „BIM/Digitalisierung gingen Christoph Achammer (ATP), Ivan Baresic-Franjic (A1 Digital). Stefan Graf (Leyrer + Graf), Berthold Hofbauer (Heid und Partner) Sabine Hruschka (Asfinag), Klaus Lengauer (A-Null), Christian Schranz (TU Wien) und Alfred Waschl (Building Smart) der Frage nach, wie man BIM auch in Österreich zum endgültigen Durchbruch verhelfen kann. Unter dem Motto „Leitlinien setzen – vorgeben – Rahmenbedingungen setzen“ fordern sie die Bündelung der Kräfte und von der Politik, Verantwortung zu übernehmen. Neben der Forcierung von Pilotprojekten sollen auch digitale Behördenverfahren erleichtert und ein Stufenplan erstellt werden, um mit 1.1.2022 openBIM in öffentlichen Ausschreibungen zu verankern.
Präsentiert wurden die Ergebnisse von Stefan Graf und Sabine Hruschka bzw. Peter Krammer und Claudius Weingrill. Diskutiert wurden sie gemeinsam mit Rechtsanwalt Stephan Heid, Heid und Partner, der einen Überblick über das Wesen von partnerschaftlichen Vertragsmodellen und ihre derzeit noch spärliche Verbreitung in Österreich brachte, und der Leiterin Digitale Services bei A1 Digital, Desislava Wallner, die mehrere Use-Cases der digitalen Transformation bei Bauuunternehmen vorstellte.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurde bei einem Flying Buffet intensiv weiter diskutiert.
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Das Video zur Veranstaltung folgt in Kürze
Einen ausführlichen Nachbericht zur Enquete „Chance Bau“ lesen Sie in der nächsten Ausgabe des Bau & Immobilien Report