Die bauma, die größte Messe der Welt, wird auch heuer wieder für Superlative sorgen und einige Rekorde purzeln lassen. Über 3.500 Aussteller aus 55 Ländern sollen von 8. bis 14. April mehr als 600.000 Besucher nach München locken. Im Fokus werden vor allem digitale Lösungen und alternative Antriebe stehen.
Die Branche boomt und mit ihr auch die bauma. »Wir haben der hohen Nachfrage Rechnung getragen und unser Messegelände im Münchner Osten auf 614.000 Quadratmeter ausgebaut. Unser Ziel ist es, so vielen Ausstellern wie möglich eine Plattform anzubieten. Mit der bauma 2019 wachsen wir über uns hinaus – auch digital«, sagt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. Denn erstmals haben Besucher in Halle B0 die Möglichkeit, die Branche virtuell zu erleben – dank Virtual- und Augmented Reality. Eine Kombination aus Bild, Ton oder sensorischer Feedbacks wie Wind macht es möglich. »Der Standfläche sind Grenzen gesetzt, die digitale Fläche ist grenzenlos. Mit neuen virtuellen Angeboten bringen wir die Baustelle in die Messehalle und bauen unser digitales Portfolio aus«, sagt bauma-Projektleiterin Mareile Kästner.
Aber nicht nur formal, auch inhaltlich wird bauma ganz im Zeichen der Digitalisierung der Branche stehen, wie die vergleichsweise hohe Zahl an Messeneuheiten in diesem Bereich zeigt. Langsam, aber sicher macht sich also auch die Baumaschinenbranche daran, die Möglichkeiten der Digitalisierung für sich zu erschließen und digitale Lösungen zu standardisieren. Schon heute werden Baumaschinen mit vielfältigen Sensoren und Kommunikationsschnittstellen ausgestattet. Mit den erfassten Daten lassen sich zum Beispiel Arbeitsleistung, Verbrauch und Standort kontrollieren, vorausschauende Wartungsintervalle definieren oder Betriebskosten ermitteln. Ganze Fahrzeugflotten können per Telematik gemanaged werden. Außerdem helfen digitale Tools, Arbeitsabläufe zu automatisieren, was nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels immer relevanter wird. Mit cloud-basierten Lösungen können Aktivitäten mehrerer Baustellen gleichzeitig koordinieren, unabhängig davon, wie weit sie voneinander entfernt sind. Dazu können Baustellenfahrzeuge mittels verschiedener Technologien gesteuert und verwaltet werden. Spezielle Sensoren registrieren beispielsweise die Drehrichtung von Betonmischfahrzeugen und erfassen damit den Entladevorgang. Und auch in der Höhe macht die Digitalisierung nicht Halt. So erfolgt bereits jetzt die Fernsteuerung von Kränen an verschiedenen Standorten über eine zentrale Steuerzentrale, sodass diese ihre Arbeit »fahrerlos« verrichten.
Elektrisch und autonom
Ein weiterer unübersehbarer Trend geht in Richtung alternativer Antriebe. Zukünftig wird es nicht mehr das eine typische Antriebssystem geben, stattdessen entsteht eine immer größere Vielfalt konkurrierender Antriebssysteme am Markt. Vor allem Elektromobilität und Autonomes Fahren zählen hierbei zu den großen Zukunftstreibern. Gerade kleinere Maschinen werden von den Herstellern immer öfter mit elektrischen Antrieben ausgerüstet. Auch hybride Fahrzeuge erfahren ein zunehmendes Interesse. Lösungen zu autonomem Fahren bei Baumaschinen gibt es in bestimmten Bereichen des Minings und in abgeschlossenen Bereichen. Insbesondere in Steinbrüchen bietet sich ihr Einsatz an, da von der Abbauregion bis zur Weiterverarbeitung immer dieselben Wege gefahren werden. Zukünftig soll es auch Bagger geben, die unter anderem autonom Baugruben ausheben können. Obwohl es bereits viele Ansätze gibt, sind autonom fahrende Maschinen unter den Sicherheitsaspekten komplexer Baustellen derzeit noch nicht vollständig zu realisieren.
bauma Innovationspreis
Der bauma Innovationspreis wird zum zwölften Mal in den Kategorien Maschine, Komponente/digitale Systeme, Bauwerk/Bauverfahren/Bauprozesse, Wissenschaft/Forschung und Design vergeben. Aus den insgesamt 138 Bewerbungen sind 15 Nominierte übriggeblieben:
Kategorie 1: Maschine
E-Power Pipe®, Herrenknecht AG
370 EC-B Fibre, Liebherr-Werk Biberach GmbH
Neue Großfräse mit MILL ASSIST, Wirtgen GmbH
Kategorie 2: Komponente/digitale Systeme
Bomag Ion Dust Shield, Bomag GmbH
Positionierungssystem DokaXact, Doka GmbH
Schichtdickenmessung PAVE-TM, Moba Mobile Automation AG
Kategorie 3: Bauwerk/Bauverfahren/Bauprozesse
b-project, Bauer Spezialtiefbau GmbH
Weltweit. Die mobile Fertigung, Max Bögl Stiftung & Co. KG
Innovative Bautechniken für das Bauen von Morgen, Ed. Züblin AG, Direktion Stuttgart
Kategorie 4: Wissenschaft/Forschung
Conti-E-Impulszerkleinerung, TU Bergakademie Freiberg, Institut für Aufbereitungsmaschinen
Fahrer Leitsystem 4.0, TU München, Lehrstuhl Materialfluss und Logistik
Definierter Abtrag hochbewehrter Stahlbetone, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Kategorie 5: Design
INTUSI Intuitives User Interface, Liebherr-Hydraulikbagger GmbH
Mecalac TV1200, Mecalac Construction Equipment
Design HDD-System Drill 2019, Tracto-Technik GmbH & Co. KG
Branchenbarometer
Die Stimmung für Investitionen ist weltweit überwiegend positiv, Fachkräftemangel ist die Herausforderung Nummer eins, der Megatrend Digitalisierung bestimmt die Zukunft. Zu diesen Ergebnisse kommt eine repräsentative Studie der Messe München, für die im Vorfeld der bauma rund 10.000 Branchenvertreter befragt wurden.
Die Investitionsbereitschaft der Baumaschinenindustrie liegt global auf einem sehr hohen Niveau und wird in den kommenden Jahren auch weiterhin vorsichtig optimistisch gesehen. So planen 44 Prozent der Befragten in Zukunft ein steigendes Investitionsvolumen für ihr Unternehmen. Im Regionen-/Ländervergleich sind vor allem Afrika (68 Prozent) und Asien (67 Prozent) optimistisch, was die Investitionsentwicklung angeht. Für Europa liegt der Wert bei 42 Prozent.
Die größte Herausforderung für die Branche sehen 58 % im Fachkräftemangel. Dieser ist vor allem für die klassischen Industrieländer ein großes Problem, weniger für bevölkerungsreiche Länder wie China und Indien. Daneben zählen auch der zunehmende Wettbewerbs- und Preisdruck (31 Prozent), die Verschärfung von Umweltgesetzen und -auflagen (24 Prozent) sowie die Digitalisierung von Geschäftsprozessen (19 Prozent) zu den zentralen Hürden. Dabei steckt aber gerade die Digitalisierung noch in den Kinderschuhen. Nur vier Prozent sehen sich in puncto Digitalisierung führend. Zwar hat über die Hälfte der Befragten Teile des Unternehmens bereits digitalisiert (28 Prozent) oder zumindest damit begonnen (25 Prozent), 22 Prozent warten allerdings noch ab und 20 Prozent sehen aktuell überhaupt keinen Handlungsbedarf. Allerdings werden die digitalen Themen neben der Elektromobilität als die wichtigsten Forschungsfelder der Branche gesehen – von der digitalen Vernetzung innerhalb und außerhalb der Produktion über BIM bis hin zum Internet of Things.