Sonntag, Dezember 22, 2024
Sprechende Häuser in der Seestadt

Start der zweiten Projektphase in Aspern, Europas größtem Smart-City-Testfeld. Durch den smarten Einsatz von erneuerbaren Energien im Gebäudebereich sollen Netz und Klima entlastet werden.

Seit 2013 beschäftigt sich die Forschungsgesellschaft Aspern Smart City Research ASCR in der Seestadt Aspern mit nachhaltigen Energiesystemen. Dabei geht es vor allem um die Komponenten Netz (Smart Grid), Gebäude (Smart Building), Informations- und Kommunikationstechnologie (Smart ICT) sowie NutzerInnen (Smart User). »Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir uns in Wien sehr früh dem Megatrend Urbanisierung gestellt. Ein Energieforschungsprojekt in dieser Größe und mit diesen Partnern ist in Europa einzigartig«, führt Siemens-Österreich-Generaldirektor Wolfgang Hesoun aus.

Ende 2018 wurde eine erste Phase des »Living Lab« in Aspern abgeschlossen. Aus den bisherigen Forschungsaktivitäten wurden bereits 15 prototypische Lösungen in den Bereichen intelligente Gebäude und Netzinfrastruktur entwickelt, sowie elf Patente angemeldet. »Darauf sind wir stolz. Im Forschungsumfeld der Seestadt finden wir die optimalen Bedingungen vor, um die neuen Technologien und Lösungen, die den Energieverbrauch von Gebäuden optimieren, in realem Umfeld anzuwenden«, sagt Hesoun. So wird etwa in einem Wohngebäude die Garagenluft zur Heizung der 213 Wohneinheiten mittels Fußbodenheizung wiederverwertet.

Mit weiteren Maßnahmen wie dem Einsatz von Photovoltaik, thermischen und elektrischen Speichern oder smarter Gebäudeleittechnik kann so eine CO2-Einsparung von 71 % gegenüber klassischen Gaskessel-Heizungen erzielt werden.

Fortsetzung des Projekts

In der nächsten Projektphase bis 2023 werden rund 45 Millionen Euro investiert. Über 100 ForscherInnen arbeiten an der weiteren intelligenten Vernetzung von Gebäuden, Netzen und Märkten, an der vertiefenden Erforschung von Wärmeabluftnutzung auch im Sinne der Raumkühlung. »Wir fokussieren auf die Kommunikation zwischen den Gebäuden, die nicht nur selbst Energie erzeugen, sondern auf einem lokalen Energiemarkt diese zu Verfügung stellen – bis hin zur Leistungsbereitstellung auf Großhandelsmärkten«, erkläutert ASCR-Geschäftsführer Robert Grüneis.

Integriert in die Forschungsarbeit sind allgemeine Themen der Stadtentwicklung und auf technischer Ebene Wohngebäude, eine Schule und Bildungscampus und ein Studentenheim. Die Energieerzeugung über Photovoltaik und Wärmepumpen, die intelligente Verteilung und die unterschiedlichen Speichersysteme sind auf den Gebäudeflächen zu finden. Freiflächen in einer Stadt sind Mangelware.

Über ein »Building Energy Management System« kommunizieren die Gebäude optimal – in enger Abstimmung mit dem lokalen Netz. Sensoren in 25 Trafostationen und anderen technischen Einrichtungen der Wiener Netze messen, wie es dem Netz geht: Spannung, Strommengen und Schalterstellungen. Über ein Ampelsystem werden energietechnische Zustände der Gebäude angezeigt. Grün bedeutet »alles in Ordnung«, das Gebäude erzeugt Energie und kann diese auch an das Netz abgeben. Gelb warnt vor Schwierigkeiten, rot deutet auf eine negative Bilanz hin. Dann sollte weniger Energie verbraucht oder mehr Energie an anderen Stelle ins Netz gespeist werden.

Aspern Smart City Research (ASCR)

  • Gründung: 2013
    Gesellschafter: Siemens AG Österreich (44,1 %), Wien Energie GmbH (29,95 %), Wiener Netze GmbH (20 %), Wirtschaftsagentur Wien (4,66 %), Wien 3420 Holding GmbH (1,29 %)
  • Zielsetzung: Lösungen für die Energiezukunft im urbanen Raum zu entwickeln und unser Energiesystem effizienter und klimafreundlicher zu machen.
  • Forschungsbereiche: Smart Building: Gebäude optimieren ihren Energiebedarf. Smart Grid: der Weg zum intelligenten Netz.
  • Smart User: Am Menschen orientierte Technologien. Smart ICT: Vernetzung der Forschung durch Informations- und Kommunikationstechnologie.
  • Aktuelle Programmphase: 2019–2023. Weitere intelligente Vernetzung von Gebäuden, Wärmeabluftnutzung, Ladestationen und E-Autos als Speicher. Finanzielle Mittel: 45 Millionen Euro.

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