Mitte Jänner war München einmal mehr der Nabel der Bauwelt. Auf der Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme wurden zahlreiche Weltneuheiten präsentiert, die das Bauen einfacher, schneller und effizienter machen sollen.
Allzu knapp sollte man sich seine Termine nicht legen, wenn man auf der Weltleitsysteme für Architektur, Materialien und Systeme, der BAU München, unterwegs ist. Es erfordert einiges an Geschick und vor allem gute Nerven, um sich seinen Weg durch die Menschenmassen zu bahnen, die sich durch die insgesamt 19 Hallen wälzen. Rund 250.000 Besucher haben zwischen 14. und 19. Jänner den Weg nach München gefunden, um sich über die neuesten Produkte und Lösungen der mehr als 2.250 Aussteller aus 45 Ländern zu informieren. Von den 85.000 ausländischen Besuchern kamen auch heuer wieder die meisten aus Österreich, Italien und der Schweiz.
Inhaltlich drehte sich auch in diesem Jahr wenn auch nicht alles, so doch vieles um das Thema Digitalisierung. Ein Rundgang über das Messegelände dürfte auch die letzten Zweifler überzeugt haben, dass auch für die Bauwirtschaft kein Weg an der Digitalisierung vorbei führt. Kaum ein Aussteller, der sich nicht in der einen oder anderen Form mit dem Thema beschäftigte. Am offensichtlichsten wurde der hohe Stellenwert in Halle C, die zur Gänze für das Thema Bau-IT reserviert war. Zahlreiche Aussteller zeigten die neuesten Entwicklungen rund um Trendthemen wie Building Informationen Modeling, digitales Projektmanagement oder auch mobile Lösungen (Mehr dazu in der kommenden Ausgabe des Bau & Immobilien Report). Dabei waren aber nicht nur namhafte Unternehmen wie Allplan, Autodesk oder Graphisoft vor Ort, auch jede Menge Start-ups spielten in München im Konzert der Großen mit.
In einem eigenen »Digital Village« hatten sie die Möglichkeit, ihre Ideen zu präsentieren und Kontakte mit Top-Entscheidern, potenziellen Unterstützern, Investoren und künftigen Kunden zu knüpfen (siehe Kasten). Und schließlich gab es auch noch zahlreiche Sonderschauen, die sich dem Thema Digitalisierung von den verschiedensten Seiten näherten.
Aber natürlich war nicht alles digital, was in München glänzte. Auch auf analoger Ebene gab es jede Menge Highlights zu bestaunen. Ein kurzer Messerundgang ...
Weitere Highlights und eine ausführliche Analyse zur BAU 2019 finden Sie in der kommenden Ausgabe des Bau & Immobilien Report
Austrotherm Sockeldämmung
Ein Schwerpunkt von Austrotherm war das Thema »wärmebrückenfreie Dämmung im Sockelbereich«. Um Wärmebrücken, die über innen anschließende Kellerdecken entstehen können, zu verhindern und so den U-Wert über die gesamte Fassade hinweg gleich niedrig zu halten, hat der österreichische Dämmstoffspezialist seine XPS-Dämmstoffe weiterentwickelt: Mit XPS Premium P sowie XPS PLUS P ist es laut Austrotherm nun auch hier möglich, »eine effiziente, wärmebrückenfreie Dämmung mit hervorragenden Lambdawerten von 0,027 W/mK beziehungsweise 0,032 W/mK zu realisieren«. Die Sockeldämmung ist darüber hinaus feuchtigkeitsunempfindlich, bietet einen hohen Widerstand bei mechanischer Belastung sowie eine optimale Haftzugfestigkeit für den Putzauftrag.
Sika & Bitbau Dörr
Am Stand von Sika konnte das Fachpublikum die gesamte Kompetenz des Herstellers von Spezialitätenchemie für die Bau- und produzierende Industrie kennenlernen. Anhand einer virtuellen Stadt wurden Produkt- und Systemlösungen für sämtliche Anwendungen digital erlebbar – von Bauwerksabdichtungssystemen über Dachsysteme bis hin zu Wand- und Bodenbeschichtungen. Dazu wurden eine Softwarelösung für die automatisierte Planung von Dachinspektionen sowie patentierte Technologien für den 3D-Druck vorgestellt. Dazu zählen ein speziell entwickelter Druckkopf ebenso wie Beton-Additive, die für Zeit- und Kosteneffizienz sorgen sollen.
Aus dem Hause Bitbau Dörr wurde anhand eines Modells der Aufbau eines Warmdach-Systems mit Bitumenbahnen gezeigt. Die zweilagige Bitumenabdichtung bestehend aus einer Premium-Oberlagsbahn in verschiedenen Farben und eine kaschierten Unterlagsbahn schützt die darunter liegende Wärmedämmung sicher und dauerhaft vor Feuchtigkeit.
Aco Seal In-Technologie
Beim Entwässerungspezialisten ACO stand in München die Weiterentwicklung der bewährten Drain Multiline Rinne mit der neuen »Seal in«-Technologie im Vordergrund. Dank einer Zweikomponenten-Dichtung kann der Übergang zwischen zwei Polymer-Rinnen laut ACO sicher geschlossen werden, sodass das einmal aufgenommene Oberflächenwasser verlustfrei weitergeleitet werden kann. Die nahezu ebenen Übergänge im Rinnenstoß und die glatte Oberfläche des Polymerbetons sorgen zudem für eine verbesserte Selbstreinigungsfunktion der Rinne. Auch die Montage ist leichter als bei vergleichbaren Produkten aus herkömmlichem Beton.
Rigips 4PRO
Saint Gobain Rigips präsentierte auf der Bau 2019 erstmals die neue »Rigips 4PRO Die Weiße«, eine Trockenbauplatte mit spezieller Kantenform und besonders heller Oberfläche. Sie verfügt an allen vier Seiten über abgeflachte Kanten, durch die bei der Verlegung an der Querfuge ein Fugenbett entsteht. Zusätzlich ist der den Gipskern umgebende Karton der Platte werkseitig mit einer besonders hellen, porenverschließenden Beschichtung versehen. Dank ihrer neuartigen Beschichtung ist die »Rigips 4PRO Die Weiße« besonders resistent gegen Schimmelbefall und UV-lichtbeständig, was die Gefahr eines Vergilbens von Trockenbauwänden bei längeren Leerständen minimiert.
Mapei Xtra
Mapei stellte in München mit der »Xtra-Linie« ein neues Sortiment an optimierten Spachtelmassen vor. Mit einem neu entwickelten High-Performance-Verflüssiger hat Mapei selbstverlaufende Spachtelmassen weiter verbessert. Das Ergebnis sind laut Mapei »noch nie dagewesene Verlaufseigenschaften sowie noch glattere Oberflächen«. Die exakte Abstimmung mit den ausgewählten Zementen verspricht zudem eine schnellere Trocknung bei gleichzeitig langer Verarbeitungszeit. In Österreich lanciert Mapei noch im Frühjahr 2019 vier neue Produkte der Xtra-Linie, die bisherige Spachtelmassen ablösen.
Schöck Isolink & Alphadock
Mit dem Isolink Typ TA-S hat Schöck eine neue thermisch trennende Befestigung für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) gezeigt. Dieses System verspricht eine zuverlässige thermische Trennung und ermöglicht eine rechnerisch wärmebrückenfreie Konstruktion. Außerdem wurden bekanntgegeben, dass Schöck für Österreich die Produktions-, Patent- und Vermarktungsrechte für das Produkt Alphadock für die thermische Trennung von Wänden erworben hat. Die Kernkompetenz für tragende Wärmedämmelemente bei auskragenden Bauteilen wird damit um die thermische Trennung von Wänden erweitert.
Schüco Active Noise Cancelling
Schüco zeigte unter anderem Neuerungen wie die Null-Niveau-Schwelle im Bereich der Aluminium-Fenster-Systeme oder das aus modularen Sysstemartikeln bestehende Schiebesystem-Plattform ASE 60/80, mit dem sich architektonisch anspruchsvolle Schiebe- und Hebe-Schiebe-Lösungen fertigen. Aber auch hier zeigte sich, dass Digitalisierung heute auch auch dort drinnen steckt, wo man es nicht auf den ersten Blick vermutet. Im Bereich der Schalldämmung wurde das neue Schallschutzfenster Schüco AWS 90 AC.SI vorgestellt, das auch in gekipptem Zustand Schallschutz und natürliche Lüftung verspricht.
Erreicht wird dies mit einer speziell entwickelten Mitteldichtung und einer Frischluftführung, die durch den Flügelrahmen erfolgt. Gezeigt wurde aber auch eine Studie zur Reduzierung der Schallübertragung mit Active Noise Cancelling-Lüftungsmodulen. Dabei werden im Lüftungskanal über Mikrofone die eingehenden Geräusche aufgenommen und von den Lautsprechern ein Gegenschall ausgestrahlt. Dabei mischen sich der Lärm und der Gegenschall so, dass der gesamte Schall reduziert wird.
Unterwegs im »Digital Village«
Im Digital Village präsentierten ausgewählte Start-ups und Industrieunternehmen auf 140 Quadratmetern sowohl ihre Produkte und Geschäftsideen sowie aktuelle Trends und Lösungen. Eine Auswahl:
BIM SPOT GmbH: BIM SPOT bietet eine disruptive Lösung für die BIM-orientierte Zusammenarbeit. Erstmals wird es möglich, digitale Gebäudemodelle softwareneutral, lebenszyklusorientiert und mit klaren Verantwortlichkeiten aller Projektbeteiligten zu entwickeln.
CAPMO GmbH: CAPMO ist eine cloudbasierte Software-as-a-Service-Lösung für die digitale Baudokumentation, Mängelmanagement und Aufgabenverwaltung. Von der Baustelle aus werden Informationen direkt im Plan verortet und gespeichert, welche synchron im Büro und für Projektpartner abliegen und zur Erstellung von Protokollen genutzt werden können.
PlanRadar GmbH: PlanRadar ist eine webbasierte Lösung für Baudokumentation, Mängel- und Aufgabenmanagement in Bau- und Immobilienprojekten. Über eine Webapplikation und mittels Apps für alle Smartphones und Tablets wird die Erfassung, Dokumentation, Kommunikation und Nachverfolgung von Baumängeln, Aufgaben und Feststellungen ermöglicht.
Planstack: Planstack ist eine webbasierte Anwendung, die zur Abwicklung von Bauprojekten während der Realisierungsphase im Wohnungsbau dient. Die Koordination, Kommunikation und das Ressourcenmanagement der Prozesse von der Bemusterung bis hin zur Umsetzung von Sonderwünschen kann über das Tool gesteuert werden.
Restado UG: Restado ist eine Plattform zum Kaufen und Verkaufen von übrig gebliebenen Baustoffen. Die Baumaterialien können kostenlos mit speziell für Baugewerke zugeschnittenen Eingabemasken eingestellt und von interessierten Nutzern auf der Plattform gekauft werden.
O-Töne: Fazit BAU München
Andreas Wolf, Geschäftsführer Mapei Österreich: »Ich bin mit dem regen Besuch der österreichischen Kunden auf der BAU sehr zufrieden. Wir dürfen uns auch über einige Neukunden freuen, die wir seit der Messe betreuen. Die BAU hat sich über die Jahre bestens etabliert und ist für uns mittlerweile zu einer der wichtigsten Messen geworden.«
Peter Jaksch, Vertriebsleiter Schöck Österreich: »Die BAU ist ein wesentlicher Fixpunkt für Schöck. Die Digitalisierung und Online-Kommunikation prägen mittlerweile auch die Baubranche, hier können wir jedoch mit Kunden und Interessenten nach wie vor die so wichtigen persönlichen Gespräche führen und erhalten somit ein wertvolles Feedback.«
Samuel Plüss, Geschäftsführer Sika Österreich: »Unter dem Motto ›Your Sika – Your Solution‹ haben wir die umfassende Gesamtkompetenz und das Know-how vom Fundament bis zum Dach in einer virtuellen Welt dargestellt. Wir freuen uns, dass wir viele bestehende Kunden getroffen haben und neue, internationale Kontakte geknüpft haben.«
Gerald Prinzhorn, Geschäftsführer Austrotherm: »Die BAU 2019 hat unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Die allgemeine Stimmungslage der Branche ist speziell fürs erste Halbjahr positiv. Der Austrotherm-Stand war ausgesprochen gut besucht und unsere Mitarbeiter waren laufend mit Kunden und neuen Interessenten in Gesprächen. Die Messe ist ein echter Branchentreff und wir freuen uns schon auf den nächsten Auftritt im Jahr 2021.«
Peter Giffinger, Saint Gobain CEO Österreich : »Auf der diesjährigen BAU München sind drei große Trends aufgefallen: Nachhaltigkeit war omnipräsent. Überrascht hat mich auch die große Nachfrage nach unseren Schallschutz- und Akustiksystemen. Dazu kam die steigende Faszination für den Holz- und Containerbau und Vorfertigung im Baubereich. Hier ist Österreich absoluter Vorreiter.«