Der Blick aus der Vogelperspektive – von einem der vier Baukräne aus – macht es deutlich: Die Generalsanierung des Parlamentsgebäudes ist in vollem Gange, die baulichen Eingriffe sind weit fortgeschritten. Zurzeit sind rund 70 Prozent des gesamten Auftragsvolumens vergeben, das Projekt wird im Termin- und Kostenplan gesteuert.
Ein umfangreiches und unfallfreies Arbeitsjahr geht zu Ende, ein ebenso intensives Jahr steht bevor. Um das Projekt zügig voranzutreiben, arbeiten aktuell im Durchschnitt rund 200 Personen auf der Baustelle, wobei sich diese Anzahl im nächsten Jahr deutlich erhöhen wird.
Nach der kompletten Räumung des Gebäudes und umfangreichen Schutzmaßnahmen der historischen Oberflächen stand heuer als spektakulärste Maßnahme der Abbau des Glasdaches über dem Nationalratssitzungssaal an; über diese Öffnung erfolgt der Zu- und Abtransport eines Großteils der Baumaterialien und Maschinen.
Zugleich wurden unter dem Plenarsitzungssaal sämtliche Decken bis hinunter in das zweite Untergeschoß abgebrochen. Dadurch wird der erforderliche Raum geschaffen, um den Sitzungssaal optimal anzulegen und darunter ein zusätzliches Ausschusslokal (Lokal 1) und eine Haustechnikzentrale zu errichten.
Im Vordergrund stand heuer zunächst der Ab- und Rückbau der Bodenbeläge. Rund 40.000 Quadratmeter (Stein, Terrazzo, Parkett) wurden abgebrochen, die darunterliegenden Beschüttungen abgesaugt und die Bestandsdecken statisch verstärkt. Im Zuge der Abbrucharbeiten fanden sich, trotz umfassender Untersuchungen im Vorfeld, erhöhte Mengen an Stör- und Schadstoffen. So war beispielsweise zwischen den 1970er und 1990er Jahren in einigen Gebäudeteilen asbesthaltiger Fliesenkleber verwendet worden. Das kontaminierte Material wurde entsprechend den gesetzlichen Vorschriften abgebrochen und entsorgt.
Folgende Arbeiten wurden heuer u.a. erledigt:
- Baustelleneinrichtung (Baukräne, Bau- und Bürocontainer, Bauzaun, Schrankenanlagen, Sicherheitseinrichtungen etc.)
- Demontage historisch wertvoller Gegenstände (Möbel, Luster, Türblätter etc.)
- Schutzeinrichtungen für historisch wertvolle Oberflächen (Wände, Stuccolustro)
- Demontage der gesamten bestehenden haustechnischen Anlagen (einschließlich Leitungen und Verkabelungen)
- Herstellen aller Fundamentertüchtigungen und Fundamenterweiterungen
- Herstellen des Unterbetons für die neue Haustechnikzentrale Süd
- Unterfangen des Bundesversammlungssaales mittels Stahlkonstruktion.
Begonnen wurde auch mit der Restaurierung von rund 150 historischen Fenstern unter Zugrundelegung der denkmalschützerischen Vorgaben. Auch die 44 Attikafiguren auf dem Dach des Gebäudes wurden ordnungsgemäß abgehoben und eingelagert; sie werden auf ihren Zustand untersucht und gegebenenfalls restauriert.
2019: Hauptstiegenhäuser, Dachsanierung, Besucherzentrum
Der weitere Fahrplan ist fixiert. Neben der Fortführung der in Angriff genommenen Arbeiten stehen beispielsweise die Dachsanierung und der Einbau von vier neuen Hauptstiegenhäusern an. Einen markanten Projektschritt stellt das neue Glasdach (Durchmesser 28 Meter, Fläche 550 Quadratmeter) über dem Nationalratssitzungssaal dar. Die statisch dafür notwendige Stahlkonstruktion wird im kommenden Jahr errichtet.
Ein Kernstück des Sanierungsprojekts ist die Agora, das neue, deutlich größere Besucherzentrum unter der Säulenhalle. Die Vorbereitungsarbeiten dazu sind bereits erfolgt, der Abbruch der bestehenden Einbauten und das Abfangen der Decke folgen ab 2019.
Nach Fertigstellung der Haustechnikzentrale Süd kann voraussichtlich im Sommer mit der Errichtung des neuen Ausschusslokals 1 unter dem NR-Saal begonnen werden. Der Rohbau soll bis Ende 2019 fertig sein.
Weiters stehen im kommenden Jahr u.a. auf der Agenda:
- Abbruch der Publikums- und Journalistenstiegen
- Errichtung von zwei Multifunktionsräumen im Dachgeschoß
- Beginn der Innenausbauarbeiten
- Einbringen der Großkomponenten der Technischen Gebäudeausstattung
- Fertigstellung Haustechnikzentrale Nord
- Beginn Rohmontage Installationen (Elektro, Heizung, Klima, Lüftung, Sanitär)
- Restaurierungsarbeiten in der Säulenhalle und im Bundesversammlungssaal
- Fenster und Türsanierung
- Beginn der Montage der Hohlraumböden