Mittwoch, Jänner 22, 2025

Die österreichische Zementindustrie klagt über Produktionsrückgänge und zu geringe CO2-Zuteilungen.

 Die Zementindustrie kann sich heuer von dem hohen Niveau, auf dem sie noch 2008 produziert hat, verabschieden. Im vergangenen Jahr wuchs die heimische Zementproduktion noch um 2,1% auf 6 Millionen Tonnen. Die Exporte lagen bei 433.000 Tonnen, die Importe machten 788.000 Tonnen aus. Wie stark die Rückgänge ausfallen werden, könne allerdings derzeit noch nicht gesagt werden, meint Rudolf Zrost, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ). Er rechnet aber mit einem „hohen, einstelligen Prozentsatz“. Für 2010 sei mit einem noch höheren Rückgang zu rechnen, so der Geschäftsführer der Leube-Gruppe. Noch seien Nachfrage und Beschäftigung im Baubereich gut. Allerdings würden viele Projekte demnächst auslaufen und sich viele der für die nächsten Jahre geplanten Projekte noch in der Prüf- oder Genehmigungsphase befinden, so Zrost: „Wir hoffen, dass das Konjunkturpaket greift. Derzeit ist das Vorziehen von Projekten aber kaum möglich.“
Probleme hat die Zementindustrie auch mit dem CO2-Handel. Gerade in Zeiten des Konjunkturrückganges schürt der aufgrund der niedrigen Zuteilung von CO2-Zertifikaten notwendige Zukauf die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Im vergangenen Jahr mussten Österreichs Zementproduzenten 11 Millionen Euro für Zertifikate ausgeben. Auch im Falle der Kalkproduktion, bei der Zertifikate zugekauft werden müssen, obwohl das CO2 aufgefangen und für die Produktion von Kalkstein verwendet wird, aber für das CO2-Regime der EU rechnerisch nicht zählt. 2008 fehlten der Industrie CO2-Zertifikate für 435.000 Tonnen oder 16% der benötigten Menge. Darüber hinaus würden die Banken Zertifikaten kaufen und damit die Preise dafür in die Höhe treiben, so Zrost.
Mit dem ab 2013 startenden Nationalen Allokationsplan III (NAP III) werden die Zertifikate direkt von der EU-Kommission auf Basis eines produktbezogenen Benchmark-Systems zugeteilt. Die Zementindustrie begrüßt das zwar, kritisiert aber, dass sich die Zuteilung an den Produktionsdaten des Zeitraums 2005 bis 2010 orientiert. Das sei ein „wettbewerbsverzerrendes Instrument der Planwirtschaft“, so Zrost. Er fordert längerfristig definierte Branchenziele sowie ein System zum Schutz der europäischen Zementindustrie vor Importen aus Ländern ohne CO2-Regime. „Wenn der Preis für CO2-Zertifikate 30 Euro pro Tonne erreicht, dann sind Importe aus dem arabischen Raum billiger“, spricht Zrost die „Carbon Leakage“-Thematik an, die die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Werke gefährdet und zur Schließung von Standorten führen könne.
2008 hat die österreichische Zementindustrie 70 Millionen Euro in ihre Werke investiert, mehr als in den Jahren davor. Rund ein Viertel davon ging laut VÖZ-Geschäftsführer Felix Friembichler in den Umweltschutz. Im Bereich der Forschung arbeitet die Industrie gerade an der Senkung des Klinkergehalts im Zement um rund 10%, was CO2-Einsparungen von 300.000 Tonnen pro Jahr entsprechen würde. Weiterentwickelt werde auch die Katalysatortechnologie, um die NOx-Emissionen zu reduzieren.

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