Trotz eines herausragenden Vorjahres konnte die Betonfertigteilbranche in Österreich im ersten Halbjahr 2018 den Umsatz noch einmal deutlich spürbar steigern. Wie auch im Vorjahr sind die stärksten Wachstumsbereiche Wohn- und Bürobau sowie Gewerbeimmobilien.
Die durchgängig positive Wirtschaftslage, gestiegene Nachfrage und hohe Auslastung in den Betrieben kurbeln heuer aber auch die Investitionsbereitschaft seitens Bauunternehmen an und sorgen für eine steigende Beschäftigungsrate. Der Bauboom bringt jedoch auch zusätzliche Herausforderungen mit sich: Viele Unternehmen stoßen mittlerweile an ihre Grenzen, Ressourcen werden knapp. Ein besser geplantes Bestellmanagement der Auftraggeber könnte Lieferzeiten verkürzen und die Lieferverlässlichkeit noch einmal deutlich steigern.
Bauboom und seine Schattenseiten
Was im vergangenen Jahr bereits als Bauboom durchging, könnte heuer sogar noch getoppt werden: Den Ergebnissen des aktuellen VÖB Konjunkturbarometers zufolge gehen zwei Drittel der Beton- und Fertigteilwerke von einer erneuten Umsatzsteigerung von durchschnittlich fünf Prozent für 2018 gegenüber dem Vorjahr aus. Hat sich in den vergangenen Jahren noch das Wachstum als durchwegs positiv dargestellt, werden mittlerweile aber auch Schattenseiten des Baubooms sichtbar. Franz Josef Eder, Präsident des VÖB, erklärt die Situation: „Zwar brachte 2018 erneut ein Plus in den Auftragsbüchern der Beton- und Fertigteilbranche, jedoch führt dies inzwischen in vielen Bereichen zu einer Ressourcenverknappung, verschärft durch hamsterartiges Verhalten einzelner Kunden und Auftraggeber. Beispiele gibt es auch bei anderen Gewerken wie bei Schalungsfirmen, Gerüstverleihern und anderen Betrieben genug.“
Zugewinne dank ungebrochener Nachfrage im Wohn-, Büro- und Gewerbebau
Grundsätzlich kann die Branche nicht klagen: Aufgrund der guten Baukonjunktur konnten 83 Prozent der Unternehmen schon im ersten Halbjahr 2018 mindestens gleich gebliebene oder gar gestiegene Umsätze verzeichnen. Gründe für die volle Auslastung in den Unternehmen sind die gute Wirtschaftslage sowie eine gesteigerte Nachfrage. So schätzen 78 Prozent, dass der Peak hinsichtlich der Nachfrage nach Betonfertigteilen noch nicht erreicht ist. Des Weiteren trägt auch die noch immer hohe Investitionsbereitschaft im Immobiliensektor, die sich insbesondere in den Ballungsgebieten äußert, zur Spitzenauslastung in den Betrieben bei.
Investitionen in Ausbildungen, mangelndes Interesse bei den Lehrlingen
Ein positiver Effekt dieser Entwicklung ist, dass drei von vier Betrieben nun stark in die Zukunft investieren, zum einen durch technologische Modernisierungsmaßnahmen, zum anderen mit Ausbildungsplätzen. Zwar bildet im Durchschnitt jeder zweite Betrieb auch aus, jeder dritte hat jedoch Schwierigkeiten damit, auch wirklich Lehrlinge zu finden und gibt mangelndes Interesse an den Lehrberufen an. Insbesondere der Beruf des Betonfertigungstechnikers ist trotz der hohen Nachfrage in dem Sektor stark unterbesetzt. Eder gibt zu bedenken: „Mitarbeiter fehlen nicht nur am Bau, sondern auch in unserer Branche. Die Herausforderungen an die Mitarbeiter sind schon durch die volle Auslastung sehr hoch. Hinzu kommt, dass terminlich unkoordinierte Bestellungen und inhaltlich oft wechselnde ‚baubegleitende Planung‘ zu Überlastung auch erfahrener Mitarbeiter und damit zu sehr schwierigen Arbeitsbedingungen führen.“
Hohe Nachfrage und Planungschaos sorgen für längere Lieferzeiten
Dennoch: Laut Eder wachsen die Umsätze nicht im gleichen Maße, wie sich die Auftragsbücher füllen, und er bemerkt: „Die Betonfertigteilbranche hat zu einem großen Teil erhebliche Lieferzeiten. Dabei ist die Situation auch vonseiten der Auftraggeber durch ein terminliches Planungschaos geprägt. Die Folgen: Die Umsätze steigen nur mehr teilweise, weil die Kapazitäten auch schon 2017 weitestgehend ausgelastet waren und die Preise bisher nur geringfügig anziehen.“
Dabei ließe sich die Situation durchaus entschärfen: „Mit Hilfe einer durchdachteren Planung ließen sich Bauabläufe deutlich verbessern. Damit kämen auch die Mitarbeiter der Branche wieder zu einem normalen und attraktiven Arbeiten“, appelliert Eder an die Liefer- und Wertschöpfungskette im gesamten Bauwesen. Nur so können alle auch nach der Boomphase noch erfolgreich sein.