Die österreichischen Zementhersteller erzielten 2017 ein Plus bei Produktion und Umsatz. Und auch für 2018 sind die Aussichten positiv. Zudem sind die heimischen Zementwerke schon jetzt die weltweite Nummer eins in Sachen Emissionen.
Die österreichische Zementindustrie verzeichnete 2017 mit 4,9 Millionen Tonnen einen Zuwachs von 2,1 % gegenüber dem Vorjahr. Der Jahresumsatz der insgesamt acht Zementwerke erhöhte sich um 3,2 % auf 412 Millionen Euro. Das stärkere Umsatzwachstum führt Rudolf Zrost, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie VÖZ, auf Preiserhöhungen und die Verschiebung zu höherwertigen Produkten zurück. Für das Mengenwachstum ist vor allem der Wohnbau verantwortlich, der mit einem Plus von 2,3 % die höchste Wachstumsrate an Investitionen seit 2007 erreicht. Während sich im Wohnbau die positive Entwicklung fortsetzen dürfte, das WIFO rechnet 2018 mit einem weiteren Investitionsplus von 2,7 %, hinkt der Infrastrukturbereich laut Zrost deutlich hinterher. Vorsichtig optimistisch stimmt Zrost die von der Regierung geplante Kürzung der Verfahrensdauer. »Das könnte einen Anschub bei einigen schon lange geplanten Großprojekten wie dem Wiener Lobautunnel oder der dritten Piste am Flughafen Wien bewirken.«
Umweltschutz-Weltmeister
Traditionell große Anstrengungen unternimmt die heimische Zementindustrie in Sachen Umweltschutz. Allein im Jahr 2017 flossen 19 Millionen Euro in Umweltschutzmaßnahmen, das ist ein Plus gegenüber 2016 von 50 %. Damit schaffen die österreichischen Zementwerke einen Anteil von 80 Prozent beim Einsatz alternativer Brennstoffe und sind damit weltweit mit großem Abstand führend. Auch die CO2-Effizienz liegt durch den niedrigen Klinkeranteil von 70 Prozent im Spitzenfeld.
Apropos Umweltschutz: Eine 2016 publizierte Studie chinesischer und amerikanischer Geowissenschaftler zeigt, dass zementgebundene Baustoffe 43 % der CO2-Emissionen, die bei der Entsäuerung des Kalksteins entstehen, über den gesamten Lebenszyklus und insbesondere durch intelligentes Recycling wieder aus der Atmosphäre aufnehmen. »Dieser Effekt stellt eine relevante Größe für den globalen CO2-Kreislauf dar. Zement und Beton sollten daher in der Ökobilanz deutlich positiver als bisher bewertet werden«, fordert VÖZ-Geschäftsführer Sebastian Spaun. Damit diese Senkenwirkung in den nationalen Klimabilanzen angerechnet werden kann, muss das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) grünes Licht geben. Dazu wurde eine weltweite Studie in Auftrag gegeben.
Emissionshandel
Ein Dauerbrenner für die Zementindustrie ist auch der Emissionshandel. 2021 geht er in die vierte Periode, die mit einer Laufzeit von zehn Jahren für die bisher längste Planungssicherheit sorgt. Allerdings wurde nach Festlegung der Rahmenbedingungen eine Diskussion um einen Mindestpreis für CO2-Zertifikate losgetreten. »Beschlossenes wird gleich danach wieder in Frage gestellt. Das ist unverantwortlich«, so Zrost. Die Zementindustrie müsse langfristige und tiefgreifende Investitionsentscheidungen in Richtung Dekarbonisierung treffen können. »Auch dass die genaue Höhe der Zuteilung der CO2-Zertifikate erst im ersten Quartal 2021 feststehen wird, also erst nach Start der Handelsperiode, macht die für Unternehmen wichtige Planung schwierig«, kritisiert Zrost. Positiv ist, so Zrost, dass der Zementindustrie der Carbon Leakage Status zuerkannt wurde. »Damit haben wir eine Basis für fairen Wettbewerb. Sorgen macht uns, dass die neuen Regeln einen weiter steigenden administrativen Aufwand für unsere Betriebe bedeuten werden«, so Zrost.