Der klassische »Blaumann« ist heute eine aussterbende Gattung. Am Bau besteht die Arbeitskleidung immer öfter aus multifunktionalen High-Tech-Materialien, sie schaut gut aus und wird zunehmend smart. Aber auch in Sachen Arbeitssicherheit spielt die Kleidung eine wesentliche Rolle.
Die Nachfrage nach Arbeitskleidung steigt seit einigen Jahren kontinuierlich an. »Das liegt in erster Linie daran, dass es einen Trend in Richtung professionelle Arbeitskleidung gibt«, erklärt Andreas Kreutzer vom Marktforschungsunternehmen Branchenradar.com. Auch in der Bauwirtschaft stellen immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern Arbeitskleidung zur Verfügung. Das bestätigt auch Heidi Vitez, Pressesprecherin bei Engelbert Strauss. »Qualitativ hochwertige Arbeitskleidung gewinnt laufend an Bedeutung. Der perfekte Auftritt im Berufsleben wirkt wie eine Visitenkarte, das wird auch in der Baubranche immer mehr erkannt. Die richtige Arbeitskleidung sagt sehr viel über ein Unternehmen aus.« Professionelle Arbeitskleidung überzeugt mit Design, Ausstattung, einem einheitlichen Teamlook und nicht zuletzt Sauberkeit durch leichte Pflege. Garantiert ist die Sauberkeit der Arbeitskleidung dann, wenn sie im sogenannten Full-Service bezogen wird. »Im Full-Service wird die frisch gewaschene Arbeitskleidung im vereinbarten Rhythmus sauber geliefert, ohne dass man sich um Waschen, Ausbessern oder Nachkaufen kümmern muss. Auch kann der Bestand schnell und unkompliziert angepasst werden, sobald es Personaländerungen gibt oder sich die Konfektionsgröße eines Mitarbeiters ändert«, erklärt Bernd Feketeföldi,Geschäftsführer des Textil-Dienstleisters Mewa. Zudem bleiben etwa bei Schutzkleidung nur durch professionelles Waschen und fachgerechte Instandsetzung alle Schutzfunktionen erhalten.
Multitalent Kleidung
In den letzten Jahren ist aber nicht nur die Nachfrage nach Arbeitskleidung gestiegen, auch inhaltlich hat sich einiges getan. Entwicklungen im Bereich der Textiltechnologie haben in den vergangenen Jahren viele innovative, hochfunktionale Materialien hervorgebracht, die den Markt für Arbeitskleidung enorm umgestaltet haben. »Der gewöhnliche Blaumann wurde schon längst durch High-Tech-Arbeitskleidung ersetzt«, sagt Elmar Kandolf, Geschäftsführer von Fristads Österreich. Zum Einsatz kommen heute multifunktionale High-Tech-Materialien. Die Eigenschaften reichen von atmungsaktiv, abriebstark, elastisch, wind- und wasserdicht bis hin zu integriertem Sonnenschutz. Fristads hat etwa eine Stretch-Jacke mit einem innovativen Mesh-Futter mit klimaregulierenden Eigenschaften im Angebot, die die eigene Körperwärme reflektiert und überschüssige Hitze und Feuchtigkeit nach außen abgibt. Eine absolute Novität ist auch eine Sweat-Hose für Handwerker, hergestellt aus einem extrem strapazierfähigen Sweatshirt-Stoff, der durch eingearbeitete Cordura-Fasern die nötige Robustheit für den Arbeitsschutz erhält.
Bild oben: S3 Sicherheitsschuhe von Engelbert Strauss im Sneaker-Look mit Stahlkappe und Stahlsohle.
Musste Arbeitskleidung früher nur funktional sein, muss sie heute auch gut sitzen und gut aussehen. »Das Design orientiert sich immer mehr an moderner Outdoor-Kleidung«, weiß Feketeföldi. Umgesetzt hat Mewa diese neuen Kundenwünsche mit der Dynamic Construct-Kollektion für Bau und Handwerk, die große Bewegungsfreiheit und Strapazierfähigkeit bietet und dabei aussieht wie Freizeitkleidung. Auch bei Engelbert Strauss setzt man auf sportlichen Look. Das reicht von Hoodys mit integriertem Sonnenschutz bis hin zu S3 Sicherheitsschuhen im Sneaker-Look mit Stahlkappe und Stahlsohle.
Smarte Textilien
Der aktuell heißeste Trend der Branche heißt »Smart Textiles«. Darunter versteht man Textilien, die mittels Sensoren auf die Umwelt reagieren. Mit dieser »Kleidung, die mitdenkt« beschäftigen sich derzeit alle, die mit Entwicklung, Herstellung, Pflege und Vertrieb von Schutzkleidung zu tun haben. »Schlagworte wie ›intelligente PSA‹ und ›smarte Bekleidung‹ beherrschen die Diskussion von Verbänden, Arbeitsschützern, Herstellern und Händlern«, berichtet Feketeföldi. Nicht wenige Experten trauen den smarten Textilien zu, Tragegewohnheiten und das Kleidungswesen allgemein zu revolutionieren. Bereits jetzt reicht das Angebotsspektrum von Outfits mit heizbaren Elementen, die Arbeiten bei Kälte angenehmer machen, bis hin zu Arbeitskleidung mit Sensoren, die Vitalpunkte von Menschen erfassen und damit Rettungsaktionen unterstützen. Ohne Sensoren kommt die feuerfeste Gore-Tex-Pyrad-Kleidung aus, erzielt aber ähnliche Effekte. Eingearbeitete Kohlenstoffkörner reagieren auf Hitze und »ploppen« auf wie Popcorn, wenn sie mit Flammen oder Hitze in Kontakt kommen. Dadurch wird die ganze Kleidung plötzlich sehr voluminös und schützt den Träger vor Hitze und Verbrennungen.
Bild oben: Die Mewa Dynamic Construct-Kollektion für Bau und Handwerk bietet große Bewegungsfreiheit und Strapazierfähigkeit.
Fokus Sicherheit
Nicht zu unterschätzen ist auch der Sicherheitsaspekt, den moderne Arbeitskleidung bietet. Denn die Bauwirtschaft zählt traditionell zu den unfallanfälligsten Branchen. 2017 verzeichnete das heimische Bauwesen laut AUVA 17.070 Arbeitsunfälle. Das sind 18,6 Prozent aller in Österreich anerkannten Arbeitsunfälle. Bei den tödlichen Arbeitsunfällen schnellt der Bau sogar hoch auf 32,89 Prozent. Die meisten Unfälle passieren bei vorbereitenden Baustellenarbeiten, Bauinstallationen und sonstigem Ausbaugewerbe (9.599), gefolgt vom Hochbau (4.937) und Tiefbau (2.534). Die am stärksten gefährdete Berufsgruppe sind die Maurer mit 3.475 Arbeitsunfällen pro Jahr, gefolgt von den Bauspenglern und Sanitär- und Heizungsinstallateuren (2.045), den Zimmerern und Bautischlern (1.464) und den Bauhilfsarbeitern (1.223). Die häufigste Unfallursache ist nach wie vor der Verlust der Kontrolle über ein Werkzeug, ein Gerät oder eine Maschine, gefolgt von Stürzen und unkoordinierten Bewegungen (siehe Kasten).
Denkt man etwa an das passende Schuhmaterial oder Schutzbrillen, können die richtige Arbeitskleidung und Schutzausrüstung einen wesentlichen Beitrag zur Unfallvermeidung leisten. Auf jeden Fall aber können sie die Folgen abmindern. Denn laut AUVA entfallen 62 % aller Verletzungen auf Wunden und oberflächliche Verletzungen.