Im Rahmen des Wohnbaucheck 2018 der Umweltschutzorganisation Global 2000 wurde die thermische Gebäudequalität in Österreich untersucht. Zwar hat sich die generelle Qualität in allen Bundesländern verbessert, es gibt aber immer noch zahlreiche Baustellen. Zudem zeigt sich, dass der Lenkungseffekt der Wohnbauförderung begrenzt ist.
Das Pariser Klimaschutzabkommen sieht vor, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2°C einzugrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, die globale Erderwärmung auf unter 1,5°C einzudämmen. Österreich hat sich mit der Ratifizierung des Vertrags verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen auf ein klimaverträgliches Maß zu reduzieren. »Zahlreiche Publikationen und Studien zeigen, dass die Sanierungsrate im Gebäudesektor bis 2020 auf 3 % angehoben werden muss, um auf einen Paris-kompatiblen Pfad zu kommen. Darüber hinaus soll der Baustandard zu ›Fast-Null-Energiehäusern‹ verbessert werden«, erklärt Johannes Wahlmüller, Klimasprecher Global 2000. Die Umweltschutzorganisation hat im Rahmen des Wohnbaucheck 2018 untersucht, wo Österreich und die einzelnen Bundesländer auf ihrem »Weg nach Paris« stehen. Die Ergebnisse sind einigermaßen ernüchternd. Das größte Problem stellt der massive Einbruch der thermischen Sanierungsrate von etwa1 % im Jahr 2010 auf aktuell 0,4 % dar. »Statt der anvisierten Verdreifachung ist es zu einer Halbierung gekommen«, kritisiert Wahlmüller.
Etwas besser stellt sich die Situation im Neubau dar, wenngleich auch hier mit viel Luft nach oben. Betrachtet wurden die durchschnittlich erzielten Heizwärmebedarfe (HWB) innerhalb der Wohnbauförderungen der Bundesländer. Für eine gelungene Wärmewende müsste laut Global 2000 im kleinvolumigen Neubau ein Heizwärmebedarf von 25 kWh/m²/a (Effizienzklasse A), im großvolumigen Neubau von 15 kWh/m²/a (Effizienzklasse A+) erreicht werden. Kein Bundesland erfüllt auch nur eine dieser Vorgaben. Die besten Durchschnittswerte erreichen Tirol, Wien und Kärnten. Bei der Qualität der Sanierung sind Salzburg und Tirol klare Vorreiter und erreichen Werte, die der Gebäudeenergieeffizienzklasse B entsprechen. Die Gebäude in anderen Bundesländer liegen nach der Sanierung durchwegs eine Klasse darunter. Abgeschlagen ist hier Niederösterreich, wo Gebäude nach der Sanierung im Durchschnitt die höchsten Energieverbräuche in ganz Österreich aufweisen.
Um den Gebäudebereich in Österreich klima-fit zu bekommen, wird man an politischen Maßnahmen nicht vorbeikommen. Die Wohnbauförderung erscheint in diesem Zusammenhang allerdings als weitgehend zahnlos, werden doch immer mehr Sanierungen und Neubauten außerhalb der Wohnbauförderung realisiert. Nur mehr rund 50 % der Gebäude werden heute mit Wohnbaufördermittel errichtet, in der Steiermark sind es sogar nur läppische 7 %. Und nur rund 15 % der Wohnbaufördermittel fließen in die Sanierung, was laut Wahlmüller für ambitionierte Ziele deutlich zu wenig ist. »Dementsprechend muss die Bauordnung neben der Wohnbauförderung in den Blickpunkt der Klimaschutzbemühungen rücken und es braucht spürbare Schritte zur Attraktivierung der Wohnbauförderung im Sanierungsbereich.« Konkret fordert Wahlmüller strengere Vorgaben und Ziele bei Neubau und Sanierung. »In der Sanierung muss die Energieeffizienzklasse B das Ziel sein, im Neubau sollten zumindest die Energieeffizienzklassen A für Einfamilienhäuser und A+ für den großvolumigen Wohnbau vorgeschrieben werden.« Darüber hinaus sollten Anreize gesetzt werden, damit mehr Gebäude die Effizienklasse A++, also Passivhausqualität, erreichen.