Im von der Bundesregierung beschlossenen Integrationspaket ist auch ein Arbeitstraining für Asylberechtigte bzw. Asylwerber mit guten Anerkennungschancen enthalten. Die Bauwirtschaft ist hier schon ein Stück weiter und kann bereits die Ergebnisse eines ähnlich gelagerten Projekts präsentieren. Damit will die Bauwirtschaft auch dem drohenden Facharbeitermangel entgegenwirken.
Im Mai 2016 fiel auf dem Firmengelände der Firma Hinteregger in Niklasdorf der Startschuss für ein außergewöhnliches Pilotprojekt für 45 unbegleitete Flüchtlinge mit Internat, Schule und einer spezifischen Vorbereitung auf die Baulehre. Hinter dem Projekt stehen das Institut für Talenteentwicklung, eine Bildungs- und Betreuungsorganisation für unbegleitete minderjährige Fremde (UMF), die Wirtschaftskammer Steiermark, die Bundesinnung Bau, die Bauinnung Steiermark, der Fachverband der Bauindustrie und zahlreiche Unternehmen.
Nach intensiven Vorbereitungsarbeiten wurden im Dezember 2016 aus verschiedenen UMF-Quartieren Jugendliche mit Interesse an einer Baulehre zum Lehrlingscasting an der Bauakademie Übelbach eingeladen. Die 45 besten wurden in das Projekt in Niklasdorf aufgenommen, wo sie für ein Jahr Deutsch-, Mathematik- und Sachkundeunterricht erhalten sowie über österreichische Werte, Kultur und Sitten geschult werden. Seit Februar 2017 erhalten die verbliebenen 34 Jugendlichen auch eine fachspezifische baupraktische Zusatzausbildung von Experten der Bauakademie als Vorbereitung für die Baulehre. Geplant ist, dass die Jugendlichen noch im Sommer 2017 mit der Lehre starten sollen.
»Dafür braucht es aber die Unterstützung der Politik«, erklärt Alexander Pongratz von der Landesinnung Bau Steiermark. Denn die Lehre ist an einen Asylstatus gekoppelt, der derzeit noch fehlt. »Letztlich schafft dieses Projekt eine Win-win-win-Situation«, ist auch Josef Pein vom Fachverband der Bauindustrie überzeugt. »Anstatt dass der Flüchtling der öffentlichen Hand finanziell zur Last fällt, leistet er durch seine Arbeit und seinen Lohn einen Beitrag zum Sozialsystem und integriert sich in die Gesellschaft. Die Bauwirtschaft bekommt gut ausgebildete Fachkräfte, die wir dringend benötigen, und der Flüchtling selbst kann sich eine Existenz aufbauen.«
Interessierte Unternehmen können in Form eines Bildungs-Investments eine Patenschaft übernehmen und sich am Projekt unterstützend beteiligen. Im Gegenzug stehen den teilnehmenden Unternehmen nach Abschluss des Programmes motivierte und gut ausgebildete Lehrlinge zur Verfügung.
Weil Josef Missethon vom Institut für Talenteentwicklung vom Erfolg und der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugt ist, ist bereits ein ähnliches Projekt für die Gastronomie angedacht. Außerdem hofft er auf Nachahmer im gesamten Bundesgebiet.